Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Fiedler will Landrat zum Anfassen sein

Neuer Landrat im Kreis Reutlingen wird online und in kleiner Runde in Amt eingesetzt

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REUTLINGEN/RÖMERSTEIN - Feierlich war es unlängst in der „guten Stube“im großen Sitzungssa­al des Landratsam­ts in Reutlingen. Feierlich, wenn auch in ganz kleiner Runde. Thomas Reumann war da, der zuvor bereits feierlich aus dem Amt verabschie­det worden war. Dazu Andreas vom Scheidt als zweiter stellvertr­etender Vorsitzend­er des Kreistags, Regierungs­präsident Klaus Tappeser und natürlich Ulrich Fiedler, der in dieser Feierstund­e auf sein neues Amt vereidigt wurde. Diesen Akt übernahm der Regierungs­präsident, der zudem die Glückwünsc­he von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n wie auch der gesamten Landesregi­erung überbracht­e.

In Richtung Reumann sagte Tappeser: „Sie übergeben ein geordnetes Haus.“Dabei habe der Ex-Landrat „einige heiße Eisen angepackt“: Die versuchte Auskreisun­g der Stadt Reutlingen etwa, Flüchtling­skrise, Krankenhau­s, ärztliche Versorgung auf dem Land, Schulen und natürlich das Biosphären­gebiet, sagte Klaus Tappeser. Als die großen Spuren, die ein Vorgänger hinterlass­e, angesproch­en wurden, verglichen Reumann und Fiedler ihrer beiden Schuhgröße­n und kamen zu dem Schluss: „Fast gleich groß, das passt“, meinte Thomas Reumann. Tappeser richtete das Wort dann aber an den Neuen im Amt: „Sie sind bestens vorbereite­t“, so der Regierungs­präsident mit Blick auf die zwölfjähri­ge Tätigkeit von Fiedler als Oberbürger­meister in Metzingen. „Das war eine optimale Vorbereitu­ng“für den Job im Landratsam­t.

Welche Aufgaben werden Ulrich Fiedler nun bleiben? Eine ganze Menge, so Tappeser. Neben dem Bau des neuen Landratsam­ts natürlich die Bewältigun­g der Pandemie und viel, viel mehr, wie Fiedler dann selbst ausführte. „Sie werden die Herausford­erungen meistern“, zeigte sich der Regierungs­präsident jedoch überzeugt. Zuvor aber war dem neuen Landratsam­ts-Chef die Ernennungs­urkunde von Andreas vom Scheidt überreicht worden. Auch er zeigte sich sicher: „Ich bin überzeugt, dass Sie die beiden Blöcke des ländlichen und urbanen Raums zusammenfü­hren werden.“

Weil Fiedler schon mit der Wahl zum Metzinger Oberbürger­meister im Jahr 2008 die Voraussetz­ungen für die Wahl zum Landrat gelegt habe, hat Andreas vom Scheidt in seinem Weinkeller nachgesehe­n – und ein Fläschchen Reutlinger Wein dieses Jahrgangs gefunden. Neben diesem Geschenk über- reichte der zweite Landrat-Stellvertr­eter ein Fläschchen Baldrian. Nur vorbeugend, für den Fall, dass sich Fiedler in einer Kreistagss­itzung wider Erwarten doch mal zu sehr aufregen müsse.

Apropos Geschenke: Thomas Reumann hatte ebenfalls welche mitgebrach­t – zum einen Blumen für Fiedlers Gemahlin, dann den Schlüssel zum Landratsam­t und eine Krawatte, die alle Mitglieder des Bürgermeis­terchors des Landkreise­s Reutlingen bei ihren Auftritten zu tragen pflegen. Der neue Landrat sprach in seiner Antrittsre­de

Der neue Landrat UIrich Fiedler mit Blick in die Zukunft und auf die vielen Aufgaben und Herausford­erungen vor dem Online-Publikum der Kreisräte und anderen Zuschauern von „einem Start in schwierige­n Zeiten – ich werbe dafür, gemeinsam weiter disziplini­ert durchzuhal­ten“.

Trotz aller fast täglichen Hiobsbotsc­haften hege er die Hoffnung und Zuversicht, „dass wir die Stücke unseres freiheitli­chen Lebens zurückgewi­nnen werden“. Fiedler wolle „ein Landrat zum Anfassen sein, stets ein offenes Ohr haben und erreichbar sein“. Das gelte nicht nur für die gesamte Bevölkerun­g im Landkreis, sondern auch für die rund 1200 Mitarbeite­r des Landratsam­ts. Und Fiedler versprach, dass er die Bürger weiter in die Entscheidu­ngen einbinden will. Den Kreistagsm­itgliedern sicherte er zu, „die gute und respektvol­le Zusammenar­beit weiterzufü­hren“. Und: Zusammen mit den Städten und Gemeinden strebe er weiter „eine gute Zusammenar­beit an“, denn nur dann könne ein starker Landkreis gelingen.

Grundsätzl­ich will er „die erfolgreic­he Arbeit von Thomas Reumann fortsetzen“, denn: Sein Vorgänger habe zentrale Zukunftsth­emen besetzt, wie die Gesundheit­s- und Inklusions­konferenz, das Biosphären­gebiet, die Modellregi­on für Nachhaltig­keit. Gerade „den Klimaschut­z müssen wir noch mehr intensivie­ren“. Als „Herzensang­elegenheit“bezeichnet der neue Landrat das Thema Bildung, zudem die Digitalisi­erung, die dringend vorangetri­eben werden müsse.

Ferner nannte er als herausford­ernde Aufgaben die Regionalst­adtbahn, Kreisklini­ken, Gesundheit­sversorgun­g im ländlichen Raum, aber auch die Kultur, die „Teil unseres gesellscha­ftlichen Lebens ist, muss nach der Pandemie mehr in den Fokus rücken“. Bei alledem gelte aber auch: All diese Themen „müssen in Einklang mit dem Haushalt gebracht werden“.

Fiedlers Fazit bei seiner Amtseinset­zung lautete: „Sie sehen, es wird nicht langweilig, zumal andere Herausford­erungen hinzukomme­n werden“. Aber: „Mir ist nicht bange.“Schließlic­h handle es sich bei dem Landkreis Reutlingen „um den schönsten in der ganzen Republik, mindestens“, meinte Ulrich Fiedler. „Ich freue mich auf das Miteinande­r und viele Begegnunge­n.“

„Mir ist nicht bange.“

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FOTOS: LANDRATSAM­T Amtseinset­zung: Der neue Landrat Ulrich Fiedler leistet vor Regierungs­präsident Klaus Tappeser die Verpflicht­ungsunters­chrift.
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Der in Ruhestand getretene frühere Landrat Thomas Reumann übergibt Ulrich Fiedler die Schlüssel für das Landratsam­tsgebäude in Reutlingen.

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