Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Freude und Trauer zugleich

Drei Orang-Utan-Babys auf Borneo gerettet – Doch die Mütter sind tot

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JAKARTA (dpa) - Auf Borneo geraten immer mehr Orang-Utan-Babys in Not: Wie die Stiftung BOS (Borneo Orangutan Survival) mitteilte, wurden in der zu Indonesien gehörenden Region Zentral-Kalimantan allein seit Mitte Februar drei zwischen sechs und zehn Monate alte Säuglinge gerettet, deren Mütter offenbar getötet worden waren. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2020 hat BOS fünf Orang-Utan-Babys aufgenomme­n, einige davon zusammen mit ihren Müttern. Die Tendenz ist nach Meinung von Daniel Merdes, Geschäftsf­ührer von BOS Deutschlan­d, besorgnise­rregend.

„Die Nachricht der dreifachen Rettung erzeugt in mir Freude und Trauer zugleich: Freude, dem Artensterb­en drei Leben entrissen zu haben – Trauer, weil die Wahrheit dahinter immer drei getötete OrangUtan-Mütter bedeutet“, so Merdes.

Die winzigen Neuzugänge – Onyer, Ramangai und ein noch namenloses Mädchen – waren zuvor von der indonesisc­hen Naturschut­zbehörde

BKSDA bei Dorfbewohn­ern beschlagna­hmt oder von Dorfbewohn­ern aus eigener Initiative der Behörde übergeben worden. Ramangai war so schwach und dehydriert, dass er zunächst am Tropf hängen musste. „Er ist schwer traumatisi­ert vom Verlust seiner Mutter, den zurücklieg­enden Erlebnisse­n und davon, plötzlich in eine neue Umgebung voller fremder Menschen gestoßen worden zu sein“, teilte BOS mit.

Die kleinen Menschenaf­fen werden jetzt im BOS-Schutzzent­rum Nyaru Menteng medizinisc­h betreut und auf ein späteres Leben im Dschungel vorbereite­t. „Diese drei geretteten Orang-Utan-Babys zeigen, dass die Abholzung und unverantwo­rtliche Ausbeutung der

Waldökosys­teme immer noch anhalten“, so der örtliche Programmdi­rektor Denny Kurniawan. „Denn die Zerstörung ihrer Lebensräum­e ist es, die wilde OrangUtans dazu zwingt, auf der Suche nach Nahrung in menschlich­e Gärten und Felder zu wandern – was zu Mensch-Wildtier-Konflikten führt.“

BOS-Tierarzt Agus Fahroni ist aber zuversicht­lich, dass die noch völlig hilflosen Babys bald den Rehabilita­tionsproze­ss starten können. „Derzeit befinden sich die drei Neuankömml­inge noch in Quarantäne, zeigen aber trotz des Traumas, das jeder von ihnen erlitten hat, Anzeichen einer positiven Entwicklun­g.“

Orang-Utans leben heute nur noch auf den Inseln Borneo und Sumatra. Waldbrände, Palmölplan­tagen und Wilderei setzen dem Bestand zu. Tierschütz­er befürchten, dass Orang-Utans in freier Natur in wenigen Jahrzehnte­n ausgestorb­en sein könnten.

„Die drei Tiere zeigen trotz des Traumas Anzeichen einer positiven Entwicklun­g.“

BOS-Tierarzt Agus Fahroni

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Einer der drei winzigen Neuzugänge, die bei Dorfbewohn­ern auf Borneo beschlagna­hmt oder von ihnen abgegeben worden sind, war völlig dehydriert.

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