Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der Heroldstatter Wiesenhof hat neue Besitzer
Doris und Eberhard Schäfer haben das Restaurant und das Landhotel gekauft – Amtierender Landesmeister lebt jetzt in Sontheim
HEROLDSTATT - Der Wiesenhof von Heroldstatt hat neue Besitzer. Doris und Eberhard Schäfer haben das Gasthaus mit Hotel und Pferdehof nebst Reithalle gekauft und übernommen. Seit Anfang Januar lebt das Ehepaar bereits in Heroldstatt und versucht dort so schnell und so gut wie möglich Fuß zu fassen. Derzeit sind Eberhard und Doris Schäfer damit beschäftigt, ihre Wohnung im Obergeschoss des Hauses zu sanieren und zu renovieren. Auch die Hotelzimmer werden wieder auf Vordermann gebracht, damit sich Gäste in dem Haus wohlfühlen.
„Wir haben uns in Heroldstatt schon gut eingelebt, auch wenn wir die meiste Zeit mit Umbau- und Sanierungsarbeiten beschäftigt sind“, erzählt Eberhard Schäfer. Er und seine Frau wollen den Großteil der Arbeiten selbst ausführen, kommen sie doch aus dem Bereich des Handwerks. Er ist Maschinenbauer, Tischler und Glasermeister und führte gut 30 Jahre in Deckenpfronn bei Gärtringen unweit von Hechingen eine Fensterbaufirma mit sechs Beschäftigten. Ihr
Sohn wollte das
Geschäft nicht übernehmen, so haben sie die Firma verkauft und die Werkstatt vermietet.
Eberhard
Schäfer produzierte drei Jahrzehnte Fenster und Türen und hatte ein gut laufendes Unternehmen, das der 61Jährige nun in neue Hände übergab. Parallel zu seinem Unternehmen konnte er in Gärtringen seinem großen Hobby und seiner großen Leidenschaft nachgehen: Als großer Pferdeliebhaber und Pferdeausbilder züchtete er Pferde und hat sich dem Pferde-Fahrsport verschrieben, und das mit großem Erfolg: Denn Eberhard Schäfer ist der amtierende baden-württembergische Meister im Vierspänner-Wettbewerb. Schon zahlreiche Preise und Titel konnte er im Gespannfahren einheimsen. Gold im Vierspänner hatte er im Juni 2019 in der Spargelgemeinde Reilingen bei Hockenheim geholt, was ihm zuvor schon im badischen Bühl gelungen war. Seinem Hobby will er auch in seiner neuen Heimat auf der Schwäbischen Alb nachgehen. In Gärtringen hatte er bei seiner Firma viel Platz und einen Pferdestall mit acht Boxen.
„Eigentlich wollten wir unseren Alters-Ruhestand irgendwo im Allgäu oder Richtung Allgäu auf einem Reiterhof verbringen. Doch dann haben wir per Zufall ein Inserat entdeckt, in dem der Wiesenhof von Heroldstatt zum Kauf ausgeschrieben war“, erzählt Doris Schäfer, die ebenfalls Pferde liebt und ihren Mann beim Pferdesport nach Kräften unterstützt. Einen Gasthof hatten sie allerdings nicht gesucht, räumen sie ein. Das Ehepaar machte sich kundig, sah sich Restaurant, Hotel und Reithalle nebst der Gemeinde an und entschied sich, das gesamte Anwesen aufzukaufen. Sie wagten den großen Schritt auf die Alb und wurden mit der Vorgängerfamilie bald einig. Von Wolfgang und Anita Merkle, die aus Dürnau bei Bad Boll im Jahr 2010 nach Heroldstatt gekommen waren, konnten sie den Wiesenhof übernehmen. Mit Sohn Rudi und dessen Lebensgefährtin führten sie mehr als zehn Jahre das Restaurant und Hotel.
Mit neun Pferden und ihrem
Eberhard Schäfer zur Wiedereröffnung des Wiesenhofs
Hund sind Doris und Eberhard Schäfer nach Heroldstatt gezogen, insgesamt sind derzeit 15 Pferde in den Ställen im Wiesenhof. So sind einige der 22 Boxen noch frei und weitere Pferde können im Stall des Wiesenhofs noch eingestellt werden. Mit nach Heroldstatt durfte auch ihre 31jährige Stute Gipsy, die als „gutes Zuchtpferd und sehr gutes Turnierpferd ihr Gnadenbrot mehr als verdient hat“, meint das Ehepaar Schäfer übereinstimmend. In Gärtringen geblieben sind ihre drei Söhne Markus, Kai und Felix mit ihren Familien. „Die Entfernung mit rund 80 Kilometern ist gut machbar, so können wir uns häufig gegenseitig besuchen“, erklärt Doris Schäfer.
„Momentan haben wir mit den Sanierungsund Umbauarbeiten genug am Hals“, sagt Eberhard Schäfer, der bislang erst drei Mal Zeit für größere Ausfahrten mit seinem Pferde-Gespann
fand. Doch das soll sich bald ändern, wenn die umfangreichen Arbeiten zum Großteil erledigt sind. Die Freizeit sei momentan noch sehr begrenzt, doch dies soll sich bald zum Positiven ändern.
Was hat das Ehepaar Schäfer nun mit dem Landhotel und Restaurant Wiesenhof an der Lange Straße in Sontheim vor? Als Pferdeliebhaber wollen sie auf jeden Fall den Reitstall weiterführen, mit ihren eigenen wie mit eingestellten Pferden. Und Eberhard Schäfer möchte auf jeden Fall als amtierender Landesmeister weiterhin Vier- und Zweispänner fahren, ist er doch seit mehr als 40 Jahren mit dem Pferdesport und mit Turnieren verbunden. So war er auch schon auf dem Gestüt in Marbach bei Turnieren und Wettbewerben anzutreffen und zudem absolvierte er dort Lehrgänge. Auch das Hotel mit den 20 Zimmern soll weitergeführt werden. „Die Schwäbische Alb wird als Urlaubsland immer mehr entdeckt. Corona-bedingt lernen die Menschen immer mehr schöne Regionen in Deutschland lieben und schätzen“, meint Doris Schäfer. Da könnte der Bedarf an Ferienwohnungen steigen. „Die Alb wird zurecht als Urlaubsdomizil angepriesen. In der Region gibt es landwirtschaftlich viel zu entdecken“, unterstreicht Doris Schäfer und kann sich gut vorstellen, den Wiesenhof zu einer Anlaufstelle für Urlauber, Radfahrer und Wanderer zu machen. Es könnte zudem ein schönes Ausflugslokal für Busreisende werden.
Was das Restaurant angeht, so soll auch dieses wieder seine Pforten öffnen. „Es ist ein schöner und gut ausgestatteter Gasthof mit nettem Ambiente“, weiß das Ehepaar. „Es wäre zu schade, das Restaurant leer stehen zu lassen“, sagt Eberhard Schäfer. Für das Betreiben des Lokals suchen sie noch einen Koch, der es in Eigenregie mit seinem Team betreiben soll. Es soll ein Gasthof mit gut-bürgerlicher Küche mit schwäbischen Gerichten werden. Allzu viele Gerichte müssten dabei nicht auf der Speisekarte stehen, doch Qualität und Preis müssten passen. „Alle drei Standbeine sind zu viele. Da müssen wir eins abgeben, und das wäre das Restaurant“, erklären Doris und Eberhard Schäfer.
Sie können sich gut vorstellen, den Wiesenhof mit vielen Events zu beleben: mit Hoffesten, Seniorennachmittagen, Aktionstagen, Tagungen, Pferdeseminaren und manchen Stammtischen. Sie schwärmen auch von einem schönen und gemütlichen Biergarten. Auf jeden Fall soll es auch eine Fasnetsveranstaltung mit Hausball geben, ist das Ehepaar doch mit der Fasnet groß geworden und verbunden. „Einmal im Jahr darf es im Wiesenhof ruhig närrisch zugehen“, meint Eberhard Schäfer augenzwinkernd. Willkommen seien selbstverständlich alle Vereine und Gruppierungen aus Heroldstatt und der Region.
Wann der Wiesenhof seine Pforte wieder öffnet, das stehe noch nicht fest. Das hänge mit vom Fortgang der Sanierungs- und Renovierungsarbeiten ab, aber auch von der CoronaPandemie mit den politischen Vorgaben. Die Zeit der allgemeinen Schließungen wollen sie intensiv für Arbeiten im und am Haus nutzen. Zudem müsse auch der neue WiesenhofKoch und geeignetes Personal gefunden werden. „Wir haben keine feste Zeitschiene und wollen uns auch nicht unter Druck setzen“, so die beiden 61-Jährigen. Nach und nach wollen sie die Heroldstatter kennenlernen und heimisch in ihrem neuen Wohnort werden.
„Wir haben keine feste Zeitschiene und wollen uns auch nicht unter Druck setzen.“