Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein neuer Pfarrer für Laichingen
Stefan Mack seit März mit von der Partie – Das sind seine Wünsche und Aufgaben
LAICHINGEN - Berufswunsch Pfarrer? Nicht für ihn. Zunächst. „Ich wusste nicht, dass ich Pfarrer werden würde“, sagt Stefan Mack. Doch genau das ist der heute 32-Jährige – und einer, dem Offenheit sehr wichtig ist, der seit März in Laichingen wirkt und dort die Menschen kennenlernen möchte. Stefan Mack ist der Pfarrer, der nun eine 50-prozentige Stelle angetreten hat – jenen Teil, den der geschäftsführende Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Laichingen, Karl-Hermann Gruhler, abgibt, weil er seit März im Bereich der 50-Prozent-Projektpfarrstelle von „WEITERHORIZONT“wirkt. Dabei handelt es sich um eine Initiative im evangelischen Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen mit dem Ziel, Kirchengemeinden, Distrikte und Initiativen zu ermutigen und dabei zu fördern, innovative Schritte zu wagen, um Kirchengemeinde lokal vor Ort und in der Region anders und neu zu gestalten (siehe Informationskasten). Wie soll und kann künftig das Evangelium in Wort und Tat transportiert werden? Welche Zugänge gibt es für eine solch aufgesplittete Gesellschaft, wie sie es heute ist? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich der Laichinger Pfarrer Karl-Hermann Gruhler unter anderem im Rahmen der Projektpfarrstelle (wir berichteten).
Dass Gruhler die Projektpfarrstelle antreten konnte, war möglich, weil Stefan Mack mit seiner Familie nach Laichingen kam. Der 32-Jährige ist verheiratet und hat einen drei Monate alten Sohn. Geboren wurde Stefan Mack in Filderstadt, ging dort auch zur Schule. Stefan Mack schmunzelt, als er an die Zeit zurückdenkt. „Ich wusste nicht, dass ich Pfarrer werden würde“, wiederholt er. Er dachte eher an eine Zukunft als Ingenieur. Dabei sei er durchaus in der Kirche aktiv und integriert gewesen. „Es gab eine Verbindung“, sagt er. Nach einem FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) bei den Johannitern in Esslingen begann Mack ein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens in Göppingen. In einer Krankheitsphase packten ihn dann allerdings Zweifel. Er habe dann etwas getan, dass so gar nicht zu ihm und seinem geradlinigen Weg gepasst hätte: Er brach das Studium ab. „Dann war klar, dass ich die Bibelschule in Friedrichshafen besuche“, erzählt er weiter. Gott habe ihn verändert. Viele Gespräche hätten Stefan Mack letztlich ermuntert, beruflich in Richtung Pfarramt zu gehen. „Es war eine externe Berufung. Es hat mich aber auch nicht mehr losgelassen“, so Mack und ergänzt: „Ich habe dann zu Gott gesagt: ,Wenn du das mit mir vorhast, dann schaffst du das’.“
Im Jahr 2011 begann Stefan Mack mit seinem Studium der Theologie in Tübingen. Nach Aufenthalten in England und Greifswald beendete er dieses im Jahr 2018. Sein Vikariat absolvierte er in Stuttgart (Bereich Hedelfingen-Rohracker-Frauenkopf ). „Ganz frisch“kommt er jetzt aus diesem – und zog nach Laichingen. „Wir wohnen seit März in Laichingen“.
Erst einmal sei es so, dass man seine Stelle zugewiesen bekomme. Es gebe aber schon auch ein gewisses Wunschrecht, da derzeit mehr Stellen als Bewerber zur Verfügung stünden. Stefan Mack und Karl-Hermann Gruhler kannten sich bereits vorher. Gruhler habe sich dafür eingesetzt, dass Mack die Stelle in Laichingen antreten kann. „Es hing ja auch davon ab, ob das Projekt von Karl-Hermann Gruhler zustande kommt. Ob er diese Projektpfarrstelle antreten kann, hing dann wiederum davon ab, ob jemand als Nachfolger gefunden wird“, zeigt Mack auf. Er sei gerne bereit gewesen, für die nun zunächst vorgesehenen kommenden drei Jahre die Stelle an der Seite von Pfarrer Karl-Hermann Gruhler sowie Pfarrer Michael Buck anzutreten. Eine aufregende Zeit sei angebrochen.
Stefan Mack ist beim Dekan als Pfarrer zur Dienstaushilfe beim Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen beschäftigt. Zu 50 Prozent wird er in Laichingen eingesetzt. Die restlichen 50 Prozent steht er dem Dekan zur Verfügung. Derzeit hat er dahingehend eine Vertretung in Bad Urach (Seeburg) inne, als nächste Station steht wiederum eine Vertretung in Upfingen (St. Johann) an. In Laichingen wird er für den größten Teil des Seelsorgebezirks von Karl-Hermann Gruhler zuständig sein. Das ist nun der Bereich Bezirk West II. Michael Buck behält den Bezirk Ost. Jegliche Verantwortungsbereiche stehen an: so beispielsweise Beerdigungen, Trauungen und Taufen (je nach Dienst) und vier Stunden Unterricht an der Schule in Heroldstatt (gehören nicht zum Laichinger Auftrag). In Laichingen wird Karl-Hermann Gruhler den Schulauftrag behalten. Derzeit sei noch in Planung, wer für Besuche im Pflegeheim verantwortlich zeichnet. Dahin gehend sei man zu Dritt in Absprache.
Gottesdienste gehören natürlich auch zu seinen Aufgaben. Seinen Einführungsgottesdienst hatte Stefan Mack im März. An Karfreitag hielt er ebenso einen Gottesdienst,
Pfarrer Stefan Mack den jüngsten nun am Sonntag. Nach und nach tastet er sich an seine neuen Aufgaben und die Umgebung heran, kann aber jetzt schon sagen: „Wir sind sehr herzlich aufgenommen worden. Eigentlich dachten wir, dass wegen Corona gar nichts geht, doch die Kirchengemeinde hat alles Machbare möglich gemacht.“Selbst Teile des Posaunenchors hätten aufgespielt. Die Ankunft in Laichingen sei also von vielen positiven Gefühlen geprägt gewesen.
Klar sei: Mit Festlichkeiten und Begegnungen, die derzeit aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich sind, würden sich schneller Kontakte schließen lassen. Doch Stefan Mack ist überzeugt, dass es auch so gelingt. Bisher habe er von der evangelischen Kirchengemeinde Laichingen einen absolut positiven und bewundernden Eindruck. „Es ist auch toll, dass es die Möglichkeit zu den Online-Gottesdiensten gibt. Es ist wichtig, dass man diese anbieten kann. Alle sollen teilhaben können“, sagt der 32-Jährige. Für Bad Urach habe er jüngst auch einen solchen aufgenommen. „Wir müssen dieses Format nutzen“, ist sich Stefan Mack sicher. Seit ein paar Wochen laufe auch die so genannte Telefonpredigt, für jene, die beispielsweise keinen Zugriff auf das Internet haben. „Wir müssen einfach schauen, was möglich ist und was von den Menschen auch genutzt wird“, sagt Mack. Vieles würde nämlich von den Ehrenamtlichen geleistet. Es
muss aber auch leistbar bleiben, so der Pfarrer. In Laichingen sei das Engagement groß.
„Für mich ist es auch eine gute Lernzeit – von meinen Kollegen“, sagt Stefan Mack. Wie funktioniert die Gemeindearbeit? Wie kann das traditionelle Format mit jenem modernen verknüpft werden? Es gebe eine Menge Fragen und eine Menge Möglichkeiten. Mack: „Ich glaube, das gelingt den beiden Pfarrern hier in Laichingen sehr gut“.
Für Stefan Mack ist eines sehr wichtig: Offenheit. „Ich möchte den Menschen offen begegnen und zwar so, dass sie auch mir offen begegnen können. Ich möchte die Leute kennenlernen und wissen, was sie beschäftigt und bewegt.“Darauf hoffe er und freue sich.
Was Stefan Mack außerhalb der Arbeit gerne unternimmt? „Ich bin gerne draußen unterwegs – beim Wandern, Klettern und natürlich mit der Familie.“Außerdem spiele er Klavier und Gitarre. Wenn sich Stefan Mack in Laichingen und der Umgebung umsehe, dann wisse er: „Ich bin sehr dankbar, dass ich hier in dieser Region gelandet bin.“
„Ich möchte die Leute kennenlernen und wissen, was sie beschäftigt und bewegt.“
Weitere Informationen zu Gottesdiensten, Aktionen, Terminen und Hinweisen – beispielsweise auch über die neuen Zuständigkeiten der Pfarrer – finden Interessierte im Internet unter
www.ev-kirche-laichingen.de