Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Kreis-Grüne: Neuheuser und Buchenscheit treten zurück
ALB-DONAU-KREIS (reis) - Der vierköpfige Vorstand der Grünen im Alb-Donau-Kreis ist vorerst nicht mehr paritätisch besetzt: Mit Mona Buchenscheit aus Erbach und Marie-Luise Neuheuser haben die beiden Frauen des Quartetts ihren Rücktritt erklärt. Ihre Entscheidung begründen sie mit „intransparentem, destruktivem, jegliche respektvolle Zusammenarbeit verweigerndem Handeln“einzelner Parteimitglieder.
„Ebenso mussten wir sogar zerstörendes, denunzierendes und bedrohendes Verhalten erleben“, schreiben die Beiden in einem Brief an alle Mitglieder, den außerdem der Kreisverband Ulm und der Landesvorstand erhalten hätten. Das Handeln der Mitglieder widerspreche den Grundideen der Grünen. „Was für uns die Grenzen dann absolut überschritt, waren die konkreten Aufforderungen, demokratische Prozesse zu unterlaufen.“Konkretisieren wollen die beiden die Vorwürfe nicht, es gebe aber reichlich Belege.
Der Rücktritts-Entschluss sei bereits vor einigen Wochen gefallen, sie hätten mit der Bekanntgabe aber die Landtagswahl abgewartet, um im Vorfeld keine negativen Schlagzeilen zu provozieren, schreiben die beiden Frauen. Der Prozess bis zur endgültigen Entscheidung habe aber bereits mit der Kreismitgliederversammlung am 22. September 2020 begonnen. Dort war ein Konflikt zwischen Vorstandsmitglied Masallah Dumlu und seinen Unterstützern auf der einen Seite und Robert Jungwirth und vielen älteren Kreisgrünen auf der anderen Seite zeitweise eskaliert, mit verbalen Aussetzern und Rassismus-Vorwürfen als Tiefpunkten. Dabei wurde Dumlu vorgeworfen, zahlreiche Neumitglieder ausschließlich mit der Absicht geworben zu haben, bessere Karten für die Abstimmung zur Wahl des Landtagskandidaten im Wahlkreis 64 (Ulm) zu haben. Er musste sich dennoch Michael Joukov-Schwelling beugen.
Wenige Wochen später verkündete Masallah Dumlu, dass die Gräben – sofern es überhaupt welche gegeben habe – wieder zugeschüttet seien und man wieder an einem Strang ziehe. Der nun verkündete Rücktritt von Neuheuser und Buchenscheit indes sendet ein anderes Signal. Er gehe davon aus, dass den beiden die Querelen zu sehr zu schaffen gemacht haben, erklärte Dumlu auf SZ-Nachfrage: „So etwas geht nie spurlos vorbei. Aber jeder verarbeitet so etwas anders. Ich kann verstehen, dass die Beiden in den vergangenen Monaten vielleicht zu viel Druck verspürt haben.“Von seiner Warte aus gebe es nach wie vor keine Gräben. „Ich rede mit allen und behandle alle normal.“
Die Entscheidung der beiden Frauen müsse man akzeptieren. Auch wenn es sich um „super Vorstandskolleginnen“handle, die gute Arbeit geleistet hätten, verursache die Lücke aktuell kein allzu großes Problem. „Wir sind nicht geschwächt“, meint Dumlu. Die nächste turnusmäßige Vorstandswahl stehe sowieso dieses Jahr an. „Unsere Delegierten für die Wahl der Landesliste stehen fest. Alles Wichtige ist geregelt.“