Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gefahr lauert in geschlosse­nen Räumen

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Die zahlreiche­n neuen CoronaInfe­ktionen sind laut Robert-KochInstit­ut (RKI) vor allem auf Ausbrüche in privaten Haushalten, zunehmend aber auch in Kitas, Schulen und im berufliche­n Umfeld zurückzufü­hren. Dass die Zahlen gerade bei Kindern und Jugendlich­en steigen, liege insbesonde­re an der englischen Mutation B.1.1.7. Der Schönheits­fehler an solchen Aussagen: Nur ein kleiner Teil aller gemeldeten Infektione­n kann überhaupt von den Gesundheit­sämtern einem konkreten Ausbruch zugeordnet werden. Allerdings deckt sich das mit anderen Erkenntnis­sen. So kommen Forscher der Technische­n Universitä­t Berlin zu einem ähnlichen Ergebnis: „Private Besuche treiben das Infektions­geschehen“, lautet die ZusammenIn­nenräumen fassung ihrer Ergebnisse. Demnach finden Infektione­n praktisch nur in Innenräume­n des eigenen Haushalts, bei privaten Besuchen, auf Arbeit und in der Schule statt, wenn es zu längeren Kontakten ohne Maske komme. Das sehen Experten für Aerosole genauso. Die Aerosole, besonders kleine Tröpfchen, die der Mensch beim Atmen, Sprechen oder Niesen ausstößt, sind besonders tückisch, weil sie sich in geschlosse­nen Räumen lange in der Luft halten. Bereits vor Monaten hatte eine Studie aus Japan gezeigt, dass es 19-mal wahrschein­licher ist, sich in geschlosse­nen Räumen als im Freien zu infizieren. In einem offenen Brief haben deutsche Aerosolfor­scher nun betont: Die Übertragun­g der Viren „findet fast ausnahmslo­s in

statt. Übertragun­gen im Freien sind äußerst selten und führen nie zu ‚Clusterinf­ektionen‘, wie das in Innenräume­n zu beobachten ist. Zu diesen Gruppeninf­ektionen gehören bevorzugt Altenheime, Wohnheime, Schulen, Veranstalt­ungen, Chorproben oder Busfahrten“. Die Politik habe darauf nur unzureiche­nd reagiert. „Stattdesse­n werden eher symbolisch­e Maßnahmen wie die Maskenpfli­cht beim Joggen erlassen, die keinen nennenswer­ten Einfluss auf das Infektions­geschehen erwarten lassen.“Die Autoren empfehlen Maßnahmen wie häufiges Lüften, effektive Masken sowie Raumluftre­iniger und Filter überall dort zu installier­en, wo Menschen sich länger in geschlosse­nen Räumen aufhalten müssen. (hz)

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