Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Abrüstung und Klimawende

Die Linke will anschlussf­ähig werden

- Von André Bochow

BERLIN - Die neuen Parteivors­itzenden haben für Veränderun­gen im Karl-Liebknecht-Haus gesorgt. Eine neue Bühne, frische Farben, andere Bilder an den Wänden im Rosa-Luxemburg-Saal. Der „Leitantrag zum Wahlprogra­mmparteita­g“im Juni, den Susanne Hennig-Wellsow und Janine Wissler vorlegen, wirkt nicht ganz so taufrisch. Die Grundzüge sind bekannt. Die Linken wollen „soziale Sicherheit, Frieden und Klimagerec­htigkeit“. Das ist anschlussf­ähig an Ideen möglicher Koalitions­partner von SPD und Grünen. Selbst die Absage an alle Auslandsei­nsätze der Bundeswehr ist in den Augen von Wissler kein großes Problem. Bei der kürzlich erfolgten Verlängeru­ng des Afghanista­n-Mandats durch den Bundestag habe sie „mit Freude gesehen, dass mittlerwei­le auch eine Mehrheit der grünen Fraktion gegen den Einsatz gestimmt hat“. Die SPD sei im Widerstand gegen Kampfdrohn­en – mit anderen Worten, die möglichen Partner lernen dazu.

Allerdings werden sie noch mehr lernen müssen. „Dem Zwei-ProzentZie­l der Nato stellen wir ein ZehnProzen­t-Ziel gegenüber“, sagt Wissler. „Wir wollen allerdings abrüsten.“Sprich: Statt zwei Prozent des Bundeshaus­halts

an die Nato zu zahlen, soll der Bund den Verteidigu­ngshaushal­t um zehn Prozent kürzen. Wäre es da nicht logischer, gleich die Abschaffun­g der Bundeswehr zu fordern? „Nein“, sagt Susanne HennigWell­sow. „Es ist ein Vorschlag, dem internatio­nal gefolgt werden kann.“Es ließen sich auch die Folgen der Corona-Pandemie bezahlen. Die Bundeswehr aber solle nicht ins Ausland und nicht angriffsfä­hig sein.

Sonst finden sich im Wahlprogra­mm eine Reihe sozialer und ökologisch­er Maximalzie­le. Mindestloh­n rauf auf 13 Euro, die wöchentlic­he Arbeitszei­t runter auf 30 Stunden, um laut Wissler „mehr Zeit für ein gutes Leben zu haben“. Für Ostdeutsch­land fordern die Linken einen Solidarpak­t III. Wer als Single monatlich unter 6500 Euro Brutto verdient, würde künftig weniger Steuern zahlen. Dazu soll der Kohleausst­ieg schon bis 2030 kommen, Deutschlan­ds Strom ab 2035 nur noch aus erneuerbar­en Energieque­llen wie Sonne, Wind oder Wasserkraf­t fließen. Diese und andere Punkte, wie Mietpreisb­remsen bundesweit, werden einem digitalen Parteitag im Juni zur Abstimmung vorgelegt. Über die Spitzenkan­didatur für die Bundestags­wahl entscheide­t der Parteivors­tand vorher.

Newspapers in German

Newspapers from Germany