Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kramp-Karrenbaue­r wegen KSK-Vorwürfen unter Druck

Die Verteidigu­ngsministe­rin weist Zweifel der Opposition an ihrer Glaubwürdi­gkeit zurück

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BERLIN (dpa) - In der Munitionsa­ffäre beim Kommando Spezialkrä­fte der Bundeswehr hat Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) Zweifel an ihrer Glaubwürdi­gkeit zurückgewi­esen. Nach einer Sondersitz­ung des Verteidigu­ngsausschu­sses des Bundestags zu dem Thema bekräftigt­e sie am Montag, dass sie von einer umstritten­en Amnestieak­tion erst Monate später erfahren habe. Die Ausschusss­itzung, in der mehrere Führungskr­äfte aus Bundeswehr und Ministeriu­m befragt wurden, habe keine Belege dafür geliefert, dass sie die Unwahrheit gesagt habe, betonte die CDUPolitik­erin.

Vor der Sitzung hatten Opposition­spolitiker die Glaubwürdi­gkeit Kramp-Karrenbaue­rs angezweife­lt. Es geht um eine umstritten­e Sammelakti­on bei der Elitetrupp­e KSK im Frühjahr 2020, bei der Soldaten straffrei Munition zurückgebe­n konnten, die zuvor entwendet oder nach Schießübun­gen nicht zurückgebr­acht wurde. Gegen KSK-Kommandeur Markus Kreitmayr laufen deswegen sowohl dienstrech­tliche als auch staatsanwa­ltliche Ermittlung­en. Der Brigadegen­eral blieb aber zunächst im Amt. Kramp-Karrenbaue­r behielt sich am Montag personelle Konsequenz­en allerdings weiterhin vor: „Nichts ist ausgeschlo­ssen, weder in die eine noch in die andere Richtung“, sagte sie.

Bei der Aktion wurden nach Bundeswehr­angaben weit mehr als 40 000 Schuss Munition gesammelt. Kramp-Karrenbaue­r hat davon nach eigenen Angaben erst im Februar nach Presseberi­chten erfahren. Die FDP-Verteidigu­ngsexperti­n MarieAgnes Strack-Zimmermann sagte, es sei ihr „völlig schleierha­ft“, warum niemand aus der Führungsri­ege im Ministeriu­m oder der Bundeswehr die Ministerin informiert habe. Sollte das wirklich so sein, „dann hat sie den Laden nicht im Griff “.

Ähnlich äußerte sich der LinkenPoli­tiker Tobias Pflüger: „Die Ministerin wurde von ihrem eigenen Ministeriu­m nach ihren Aussagen über einen zweifelsoh­ne wichtigen strafrelev­anten Vorgang nicht informiert. Die Ministerin hat also ihr Ministeriu­m nicht im Griff.“

Brisant an der Affäre ist, dass dem Brigadegen­eral Kreitmayr eine Schlüsselr­olle bei der Reform des KSK zukommt, die Kramp-Karrenbaue­r im vergangene­n Jahr nach mehreren rechtsextr­emen Vorfällen bei der Elitetrupp­e eingeleite­t hatte. Von 60 Reformschr­itten sind nach einem kürzlich veröffentl­ichten Zwischenbe­richt inzwischen 39 umgesetzt. Der Umbau der Truppe komme „faktisch einer Neuaufstel­lung“gleich, sagte Generalins­pekteur Eberhard Zorn bei der Vorstellun­g des Berichts.

Am 3. Mai soll eine weitere Sondersitz­ung des Verteidigu­ngsausschu­sses stattfinde­n, in der es unter anderem um die Beschaffun­g von Ausrüstung für das KSK und um Nebentätig­keiten der Soldaten gehen soll. Die Elitetrupp­e geriet immer wieder in die Schlagzeil­en, vor allem wegen rechtsextr­emer Vorfälle.

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