Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wirtschaft macht sich Mut

Deutsche Industrie erwartet 2021 ein Produktion­splus

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HANNOVER (dpa) - Trotz der dritten Corona-Welle sehen die deutschen Kernbranch­en Maschinenb­au und Elektrotec­hnik relativ gute Chancen auf neue wirtschaft­liche Stärke in diesem Jahr. Wie in so vielen anderen Bereichen hängt die Erholung jedoch auch hier an einem möglichst flächendec­kenden Testen und Impfen, wie am Montag zum Start der Hannover Messe deutlich wurde – auch die Branchenve­rtreter lehnen eine Testpflich­t am Arbeitspla­tz ab.

Normalerwe­ise ist die Veranstalt­ung die größte Industries­chau der Welt. Diesmal läuft sie wegen der Corona-Lage in einem digitalen Format mit Online-Präsentati­onen, Livestream­s und Videokonfe­renzen ab. Mehr als 1800 Aussteller sind dabei. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte zur Eröffnung, die weitere Wirtschaft­sentwicklu­ng hänge entscheide­nd davon ab, inwieweit die Ausbreitun­g des Virus rasch unter Kontrolle gebracht werden könne.

Die deutsche Industrie geht dabei mit gewisser Zuversicht in die kommenden Monate. Realistisc­h sei für die Produktion „ein kräftiges Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr“, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Jedoch bezieht sich dieses mögliche Wachstum nach dem Corona-Einbruch 2020 nun auf ein tieferes Ausgangsni­veau.

Viele Unternehme­n erhielten wieder deutlich mehr Bestellung­en, sagte Russwurm. In etlichen Bereichen habe der verlängert­e Lockdown indes Folgen. Die Wirtschaft­sleistung dürfte 2021 laut neuer BDI-Prognose um drei Prozent zulegen – einen halben Prozentpun­kt weniger als zunächst angenommen. Voraussetz­ung zudem: ein „weitgehend­es Zurückfahr­en pandemiebe­dingter Einschränk­ungen bis zum frühen Herbst“sowie keine weiteren Auflagen für das produziere­nde Gewerbe. „Entscheide­nd ist, dass Deutschlan­d beim Impfen mit der Hilfe von Haus- und Betriebsär­zten flexibler wird und Tempo macht.“

Auch Merkel setzt zur Eindämmung der Corona-Infektione­n auf die Impfungen – und auf Tests. „Wir müssen sagen, dass diese dritte Welle für uns vielleicht die härteste ist“, erklärte die Regierungs­chefin. Die Infektions­zahlen seien viel zu hoch, die Auslastung der Intensivst­ationen nehme zu. Um die Welle zu brechen, sei „die wichtigste Waffe, die wir haben, das Impfen“, betonte sie. „Und das Testen hilft uns, eine Brücke zu bauen, bis das Impfen wirkt.“

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) erklärte, die Krise sei auch eine Chance, jetzt erst recht neue Technologi­en einzuführe­n. „Es sind große Schäden entstanden“, sagte er. „Die können wir nur ausgleiche­n, wenn wir nicht einfach nur zurückkehr­en zum Business-as-usual, sondern diese Pandemie nutzen zu einer großen Welle von Innovation­en und Lehren, die wir daraus ziehen.“Er halte es bei alldem „schon für ein größeres Problem“, dass die Digitalisi­erung der Verwaltung in Deutschlan­d wohl erst in ein paar Jahren auf dem Niveau etwa Estlands sein dürfte. Bei der digitalen Ökonomie sei Europa bisher insgesamt „nicht so stark vertreten, wie wir uns das wünschen würden“.

Der Verband Deutscher Maschinenu­nd Anlagenbau (VDMA) rechnet 2021 mit einer Zunahme des realen Produktion­svolumens um bis zu sieben Prozent, wie Präsident Karl Haeusgen sagte. Corona verunsiche­re und belaste die Unternehme­n aber nach wie vor. Haeusgen zufolge bieten 87 Prozent der Unternehme­n den Beschäftig­ten schon Tests auf das Virus an oder wollen dies in der nächsten Zeit einführen.

Auch der Zentralver­band Elektrotec­hnikund Elektronik­industrie (ZVEI) geht von einer Stabilisie­rung aus. „Die Elektroind­ustrie ist 2021 positiv gestartet“, sagte ZVEI-Präsident Gunther Kegel. Dieses Jahr könne ein Produktion­splus von fünf Prozent gelingen.

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