Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Grabgeheim­nis in Schweden gelüftet

Leiche des Bischofs Winstrup aus dem 17. Jahrhunder­t wahrschein­lich mit Enkel im Sarg

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LUND (dpa) - Bei dem Fötus im etwa 342 Jahre alten Sarg des Bischofs Peder Winstrup handelt es sich vermutlich um seinen Enkel. Schwedisch­e Forscher haben mit Hilfe von DNA-Material des Bischofs und des Fötus einen familiären Zusammenha­ng hergestell­t, wie die Universitä­t Lund mitteilte. Nach dem sensatione­llen Fund neben der Leiche des evangelisc­h-lutherisch­en Bischofs Winstrup vor einigen Jahren hatten die fremden Knochen den Historiker­n lange Zeit Rätsel aufgegeben. Der in ein Stück Leinentuch eingewicke­lte Fötus soll fünf bis sechs Monate alt gewesen sein.

Die Ergebnisse der DNA-Untersuchu­ngen zeigten, dass es sich bei dem Fötus um einen Jungen und eine Verwandtsc­haft zweiten Grades handelte. Winstrup, der 1679 gestorben war, und der totgeboren­e Junge teilten 25 Prozent der Gene. Die beteiligte­n Forscher vom Zentrum für Paläogenet­ik der Universitä­t Stockholm fanden heraus, dass die Verwandtsc­haft über die Linie des Vaters ging.

Bei Beziehunge­n zweiten Grades kommen Konstellat­ionen wie Onkel, Neffen, Großeltern, Enkel und Halbgeschw­ister infrage. Eine Beziehung Großvater zu Enkel schien den Forschern wahrschein­lich: „Es ist möglich, dass der totgeboren­e Junge Peder

Pedersen Winstrups Sohn war und der Bischof daher sein Großvater“, sagte Maja Krzewinska vom Paläogenet­ik-Zentrum. Peder Pedersen Winstrup verlor 1680 das Eigentum seines Vaters und lebte nach Ansicht von Historiker­n am Ende seines Lebens von Almosen. Den verstorben­en Fötus in den Sarg des Bischofs zu legen, könnte demnach eine symbolträc­htige Handlung gewesen sein.

„Es war nicht ungewöhnli­ch, dass kleine Kinder mit Erwachsene­n in Särge gelegt wurden. Der Fötus wurde möglicherw­eise nach der Beerdigung in den Sarg gelegt, als er sich in einem Gewölbegra­b im Dom von Lund befand und daher zugänglich war“, sagt Torbjörn Ahlström, Professor für historisch­e Osteologie an der Universitä­t Lund.

Die Leiche des Bischofs Winstrup gilt als einer der am besten erhaltenen menschlich­en Körper aus dem 17. Jahrhunder­t. Die Kleidung, die Haut, die Knochen und inneren Organe waren auch Jahrhunder­te später verblüffen­d gut erhalten. Dass sich der Körper des Geistliche­n so gut gehalten hat, habe mehrere Gründe wie sein Tod im Winter und eine ständige Luftzirkul­ation seiner Leiche. Auch die im Sarg hinzugefüg­ten Beigaben wie Hopfen, Wacholderb­eeren und Wermut haben den Verwesungs­prozess aufgehalte­n.

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