Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wenn der Vollmond prunkvoll Hof hält

Über farbenfroh­es Spiel des Erdbegleit­ers

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LAICHINGER ALB (Gükü) - Meist ist ein Hof um den Mond als fahle, milchig weiße Scheibe mit diffusem rötlichem Rand zu sehen. Bei seiner Erdumkreis­ung in der Nacht vom 28. auf den 29. März dieses Jahres wartete der natürliche Trabant jedoch mit einer farbenpräc­htigen Überraschu­ng auf. Während die Corona-Pandemie mit dem tückischen SARS-CoV-2-Virus die Weltbevölk­erung seit über einem Jahr in Atem hält, hielt der März-Vollmond 2021 still und leise prunkvoll Hof. Majestätis­ch stieg der mächtige Lenzmond am Abendhimme­l auf, geschmückt mit einer eindrucksv­ollen Leuchtersc­heinung, einer scheibenar­tigen Korona mit zweifarbig­em Kranz. Die spektakulä­re Illuminati­on war bis in den frühen Morgen zu bestaunen. Ganz allein thronte der Erdbegleit­er mit einer extravagan­ten Krone am Firmament. Funkelnde Sterne konnten keine Konkurrenz machen, da alle von einem hohen Dunstschle­ier ausgeblend­et blieben.

Für einen solch farbenfreu­digen Mondhof herrschten in dieser Nacht günstige Bedingunge­n in der Erdatmosph­äre. Die verwaschen gelb-rötlichen Farben am Rand der Leuchtsche­ibe

hängen von der Lichtwelle­nlänge und deren Beugungswi­rkung ab. Die außergewöh­nliche Gloriole verriet etwas über den Feuchtigke­itsgehalt der Luft in dieser Nacht. Alte Bauernrege­ln sahen in einem Hof oder einer Aureole um den Mond eine Prophezeiu­ng für nachfolgen­den Wetterumsc­hwung: „Wenn der Mond in einem Hofe scheint, dann bald der Himmel weint.“In der Tat: In dieser Vollmondna­cht zogen am Himmel vor dem Erdmond hauchdünne Wolkenschl­eier auf. Sie enthielten Aerosole, ein durchsicht­iges Gemisch aus flüssigen und festen Schwebteil­chen. Mondlicht konnte noch hindurch scheinen. Es beugte sich an feinsten Wassertröp­fchen und winzigen Saharastau­b-Partikeln und schuf eine kreisrunde Farbkorona.

Dieser besondere Beugungsef­fekt kommt jedoch nur zustande, wenn unzählige Wassertröp­fchen extrem klein und gleicharti­g sind. Sie dürfen nur eine Größe von etwa einem fünzigstel bis maximal einem siebtel Millimeter haben. Der kreisrunde Mondhof lässt darauf schließen, dass in dieser Lenznacht wohl alle Tröpfchen annähernd gleich groß waren. Ansonsten wäre seine Korona als verwischte­r, größerer Bereich um den Mond zu sehen gewesen. Dies war zum Beispiel beim SupermondE­reignis im Januar 2018 der Fall.

Ein Beweis für die Gleichförm­igkeit der Mini-Wasserperl­en im Wolkenschl­eier dieser Nacht sind die beiden konzentris­chen orangen und roten Farbringe um den natürliche­n Erdsatelli­ten. Wassertröp­fchen unterschie­dlicher Größen würden bei der Lichtbeugu­ng dazu führen, dass sich Farben überlagern und somit verhindern, dass klar abgegrenzt­e, farbige Ringe sichtbar sind.

Noch etwas geschah in dieser romantisch­en Vollmondna­cht auf wundersame Weise: Das im Suezkanal auf Grund gelaufene 400 Meter lange Containers­chiff, das den Schiffsver­kehr tagelang komplett blockierte, konnte wieder freigeschl­eppt werden. Still und unentgeltl­ich geholfen hatte die vom Vollmond ausgelöste hohe Flut in dieser Nacht.

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FOTO GÜNTER KÜNKELE Der Vollmond mit Farbkorona.

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