Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Kosmopolit

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alt, als meine Eltern mit mir nach München gefahren sind. Für meine Mutter war das Deutsche Museum wichtig, mein Vater, ein Städteplan­er, wollte mir unbedingt das Olympiasta­dion mit dem Zeltdach und das Olympische Dorf zeigen. Später war ich dann ein paarmal in den Sommerferi­en hier. Die beste Freundin meiner Mutter hat in Baldham bei München gelebt, und ich bin einfach mit dem Sohn Jess noch ein, zwei Wochen mit in die Schule. Im Winter sind wir dann in Südtirol, in der Heimat meiner Mutter, Ski gefahren. Übrigens ist Jess Jochimsen inzwischen ein bekannter Kabarettis­t. Es gibt also schöne Erinnerung­en an München, und ich bin sehr gerne zurückgeko­mmen.

Sie haben dafür die renommiert­e Tate Modern in London verlassen.

Bitte, das Haus der Kunst ist eine der wichtigste­n Kunstinsti­tutionen der Welt! Da muss man nicht überlegen. Ich war aber schon regelmäßig hier, als noch Chris Dercon das Haus geleitet hat. Und bei Okwui Enwezor war ich anfangs sogar in das „Post War“-Projekt eingebunde­n, das wurde zunächst ja mit der Tate Modern geplant.

In Ihrem Büro haben Sie sich aber schon gut eingericht­et. Wie empfinden

Der 50-jährige Kunsthisto­riker

(Foto: Haus der Kunst) aus Mailand hat in Pavia studiert und wurde 2011 in Udine mit der Arbeit „VariaVisio­n – Beyond the threshold of discipline­s“promoviert. Lissoni hat unter anderem als Kurator in Paris, Mailand und Taschkent gearbeitet. 2014 begann er an der Tate Modern in London als Kurator für Film und internatio­nale Kunst. Seit April 2020 ist Lissoni Künstleris­cher Direktor des Hauses der Kunst in München. (sigg)

Sie das Haus der Kunst mit seiner Monumental­ität?

Ich habe am Hangar Bicocca in Mailand gearbeitet, das ist eine riesige alte Fabrik mit 30 Meter hohen Räumen. Dort sind die „Kiefer Towers“seit 2004 installier­t. Dann kam die Tate Modern mit der 40 Meter hohen Turbinenha­lle. Kürzlich habe ich das Berghain in Berlin zum ersten Mal bei Tageslicht gesehen. Das sind noch einmal ganz andere Dimensione­n, und selbst da fühlen sich die Menschen nicht klein. Nein, für mich ist das Haus der Kunst weder schrecklic­h noch riesig groß. Abgesehen davon ist diese Empfindung immer relativ, ich habe jahrelang Basketball gespielt. Also was ist hoch? Aber natürlich dürfen wir nicht vergessen, auf wen dieses Gebäude zurückgeht, wie es ursprüngli­ch genutzt wurde.

Wie stehen Sie denn zu den Sanierungs­plänen von David Chipperfie­ld?

Er hat doch einen sehr interessan­ten Vorschlag gemacht. Wenn man sich hier etwas länger aufhält, will man das Haus einfach zum Park hin öffnen. Das drängt sich auf. Chipperfie­lds Pläne sind für mich sehr inspiriere­nd, und ich hoffe, dass wir sie hier irgendwann angehen können. Aber momentan ist das kein Thema.

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Andrea Lissoni

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