Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Der Gesellschaft den Stinkefinger
Es ist nicht einfach, sich die Szenen, die sich rund um Ostern auf Parkplätzen in Ulm abgespielt haben, anzuschauen, und dabei nicht wütend zu werden. Millionen Menschen leiden unter den CoronaEinschränkungen, manche stehen vor den Trümmern ihrer Existenz, und nicht wenige trauern um Familienangehörige. Die Gefahr, die von Corona ausgeht, ist nach wie vor extrem. Trotzdem treffen sich hunderte vornehmlich junge Menschen ohne Masken und Abstand und feiern wild – eine Frechheit! Sie zeigen der Gesellschaft damit regelrecht den Stinkefinger. Und auch, dass sie offenbar nichts verstanden haben oder nicht verstehen wollen, worum es geht: auch um ihre eigene Zukunft.
Unkontrollierte Treffen, bei denen das Virus ungehindert übertragen werden kann, führen letztlich dazu, dass es noch länger dauert, bis wir irgendwann wieder so etwas wie einen „Normalzustand“mit all unseren Freiheiten hergestellt haben werden. Wer bei solchen „Partys“mitfeiert, schießt sich ins eigene Knie.
Der Polizei die Schuld für solche Eskalationen zu geben, ist unfair. Denn anders als auf angemeldete Demonstrationen kann sie sich schwer einstellen auf Treffen von Jugendlichen, die sich vorab im Netz verabredet haben. Es macht auch keinen Sinn, bei solchen Versammlungen „härter“durchzugreifen, sie unter Anwendung von Zwang aufzulösen. Das wäre unverhältnismäßig. Das Virus hat sich da im Zweifel schon verbreitet. Es hilft allein: Vorkehrungen zu treffen, dass solche Corona-Partys im öffentlichen Raum gar nicht erst stattfinden können.
So gesehen war es der richtige Schritt (womöglich hätte man dies aber schon früher beschließen können), die Parkplätze zu sperren und grundsätzlich mehr Beamte bereitzuhalten. Auch die nun geltende Ausgangssperre dürfte helfen. Reichen wird das jedoch nicht: Gegen Dummheit und Ignoranz scheint leider kaum ein Kraut gewachsen zu sein.