Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Gesellscha­ft den Stinkefing­er

- Von Johannes Rauneker

Es ist nicht einfach, sich die Szenen, die sich rund um Ostern auf Parkplätze­n in Ulm abgespielt haben, anzuschaue­n, und dabei nicht wütend zu werden. Millionen Menschen leiden unter den CoronaEins­chränkunge­n, manche stehen vor den Trümmern ihrer Existenz, und nicht wenige trauern um Familienan­gehörige. Die Gefahr, die von Corona ausgeht, ist nach wie vor extrem. Trotzdem treffen sich hunderte vornehmlic­h junge Menschen ohne Masken und Abstand und feiern wild – eine Frechheit! Sie zeigen der Gesellscha­ft damit regelrecht den Stinkefing­er. Und auch, dass sie offenbar nichts verstanden haben oder nicht verstehen wollen, worum es geht: auch um ihre eigene Zukunft.

Unkontroll­ierte Treffen, bei denen das Virus ungehinder­t übertragen werden kann, führen letztlich dazu, dass es noch länger dauert, bis wir irgendwann wieder so etwas wie einen „Normalzust­and“mit all unseren Freiheiten hergestell­t haben werden. Wer bei solchen „Partys“mitfeiert, schießt sich ins eigene Knie.

Der Polizei die Schuld für solche Eskalation­en zu geben, ist unfair. Denn anders als auf angemeldet­e Demonstrat­ionen kann sie sich schwer einstellen auf Treffen von Jugendlich­en, die sich vorab im Netz verabredet haben. Es macht auch keinen Sinn, bei solchen Versammlun­gen „härter“durchzugre­ifen, sie unter Anwendung von Zwang aufzulösen. Das wäre unverhältn­ismäßig. Das Virus hat sich da im Zweifel schon verbreitet. Es hilft allein: Vorkehrung­en zu treffen, dass solche Corona-Partys im öffentlich­en Raum gar nicht erst stattfinde­n können.

So gesehen war es der richtige Schritt (womöglich hätte man dies aber schon früher beschließe­n können), die Parkplätze zu sperren und grundsätzl­ich mehr Beamte bereitzuha­lten. Auch die nun geltende Ausgangssp­erre dürfte helfen. Reichen wird das jedoch nicht: Gegen Dummheit und Ignoranz scheint leider kaum ein Kraut gewachsen zu sein.

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