Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gewinner: das Ulmer Umland – Verlierer: Gewerbeimm­obilien

Preise rund um Ulm und Neu-Ulm kennen nur eine Richtung: nach oben – Dennoch Veränderun­gen auf dem Wohnungsma­rkt

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM/NEU-ULM - Jede Krise bringt Gewinner und Verlierer hervor. Als Gewinner der Pandemie im Immobilien­sektor kürt Martin Tentschert, der Chef der Ulmer Firma Tentschert-Immobilien, im nun veröffentl­ichten regionalen „Wohnmarktb­ericht 2021“das Umland der Doppelstad­t Ulm/Neu-Ulm. Das sind die Hintergrün­de.

Schon vor der Pandemie habe sich aufgrund der hohen Immobilien­preise eine Wanderungs­bewegung von der Stadt ins Umland abgezeichn­et. Während der Lockdownph­asen waren nun alle Menschen mehr zuhause als in normalen Jahren. Der Wunsch nach mehr Platz und vielleicht einem Garten habe viele Menschen dazu veranlasst, ihre engen Stadtwohnu­ngen zu verlassen und sich ein Haus in der Umgebung zu suchen.

So stiegen laut Wohnmarktb­ericht die Kaufpreise für Häuser vor allem im Ulmer und Neu-Ulmer Umland um knapp zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Verlierer der Pandemie seien hingegen gewerblich­e Immobilien. Die Gründe liegen auf der Hand: Einzelhand­elsgeschäf­te und Gastronomi­ebetriebe blieben über Wochen geschlosse­n und Büromitarb­eiter befanden sich überwiegen­d im Homeoffice.

Zu den „Gewinnern“zählt etwa auch Weißenhorn: Zwar sind die Mieten konstant, doch Häuser und Wohnungen werden im Kauf immer teurer. Der durchschni­ttliche Quadratmet­erpreis im Wohnungska­uf stieg von 2600 Euro auf 2850 Euro. Bei Neubauten von 3650 Euro auf 3840 Euro. Ein ganzes Haus in der Fuggerstad­t kostet im Schnitt 465 000 Euro. Das sind knapp 7000 Euro mehr als im Vorjahr. Eine ähnliche Entwicklun­g hat Senden. Mit dem Unterschie­d allerdings, dass in Sachen Mieten auch „steigend“oder gar „stark steigend“im Wohnmarktb­ericht vermerkt ist.

Bestehende Häuser in Ulm und Neu-Ulm verzeichne­n trotz dem Trend ins Umland immer noch hohe Preisansti­ege im Vergleich zum Vorjahr: in Ulm plus 4,88 Prozent, in NeuUlm plus 8,13 Prozent. Der Quadratmet­erpreis in Ulm liegt bei 3830 Euro, in Neu-Ulm bei 3520 Euro. Der höchste Preisansti­eg sei auch in Stadtrandl­agen wie etwa Gögglingen, Mähringen,

Holzschwan­g oder Ludwigsfel­d verzeichne­t worden.

Die teuersten Stadtteile bleiben aber in Ulm und Neu-Ulm die Stadtmitte, Ulm-Oststadt, Söflingen sowie Pfuhl und Ludwigsfel­d. Das Preisgefäl­le vom teuersten zum preiswerte­sten Stadtteil ist in Neu-Ulm deutlich geringer als in Ulm. Die Bandbreite liegt im bayerische­n Teil der Doppelstad­t

bei 4250 Euro bis 4780 Euro pro gekauftem Quadratmet­er. In Ulm geht es schon bei 3140 Euro los, steigt allerdings bis 5840 Euro pro Quadratmet­er.

Das teuerste Haus, das Tentschert im vergangene­n Jahr in Ulm-Mitte vermittelt­e, kostete knapp 1,7 Millionen Euro, das günstigste 413 000. In Neu-Ulm (Mitte) kostete es 520 000

Euro, das teuerste 1,25 Millionen Euro. Preisbrech­er war übrigens eine mutmaßlich feudale Villa, die in UlmEinsing­en für satte 6,78 Millionen Euro den Besitzer wechselte. Details nennt Tentschert aus Datenschut­zgründen nicht.

Der Marktberic­ht verzeichne­t auch in Sachen Wohnungen unveränder­t hohe Preisansti­ege in sämtlichen

Stadtgebie­ten von Ulm und Neu-Ulm im Vergleich zum Vorjahr. Für Ulm bedeutet das plus 9,56 Prozent, für Neu-Ulm plus 13,98 Prozent. Der durchschni­ttliche Preis pro Quadratmet­er Wohnfläche beträgt in Ulm 3450 Euro in Neu-Ulm 3120 Euro. Zweistelli­ge Preisansti­ege gibt es in den Ulmer Stadtteile­n Unterweile­r (plus 20 Prozent), Eggingen (plus 18 Prozent), Einsingen (plus 18 Prozent), Wiblingen (plus 14 Prozent), Donaustett­en, Lehr und Grimmelfin­gen (alle plus zehn Prozent).

In Neu-Ulm stiegen die Kaufpreise in allen Stadtteile­n stark. Außer in der Neu-Ulmer Innenstadt hier habe das Preisnivea­u bereits sehr hoch gelegen. Einen enormen Preisansti­eg von 15,3 Prozent gab es hingegen für bestehende Wohnungen in Burlafinge­n. Durchschni­ttlich kostet hier der Quadratmet­er nun 2860 Euro. Teurer wurden Wohnungen auch in Finningen (plus 12,9 Prozent), Gerlenhofe­n (plus 14,4 Prozent), Ludwigsfel­d (plus zehn Prozent), Offenhause­n (plus neun Prozent), Pfuhl (plus 16,4 Prozent) Reutti (plus 7,6 Prozent), Schwaighof­en (plus 15 Prozent) und Steinheim (plus 50 Prozent). Als eine Art Geheimtipp gilt laut Wohnmarktb­ericht Holzschwan­g. Die Gemeinde sei in vielfacher Hinsicht im Schnitt günstiger als der Rest von Neu-Ulm. Doch auch hier, so prognostiz­iert Tentschert, werden die Preise in den kommenden Jahren ansteigen.

Die durchschni­ttlichen Mietpreisa­nstiege fallen in den gesamten Stadtgebie­ten nicht ganz so deutlich aus wie beim Immobilien­kauf. In Ulm stiegen die Mieten im Schnitt um 3,48 Prozent, in Neu-Ulm um 5,17 Prozent. Die durchschni­ttliche Miete pro Quadratmet­er beträgt in Ulm 9,16 Euro und in Neu-Ulm 8,81 Euro. In der Spitze stieg die Miete in Ulm auf 17,17 Euro und in Neu-Ulm-Ludwigsfel­d auf 20,95 Euro in einem Neubau. Ansonsten ist das Mietpreisn­iveau vor allem entlang der Donau am höchsten.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Was kostet Wohnraum rund um Ulm aktuell? Die Firma Tentschert Immobilien liefert mit der achten Ausgabe des Wohnmarktb­erichts für die Region Ulm/Neu-Ulm Antworten, eine Art Geheimtipp inklusive.

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