Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ingstetten will weiter wachsen
Ortschaftsrat spricht sich dafür aus, Bebauungsplan „Obere Halde Nord“aufzustellen
INGSTETTEN (hog) - Bei seiner Sitzung im Gastraum der Heinrich-Bebel-Halle hat der Ortschaftsrat am Montag nur in einem von vier Fällen sein Einvernehmen zu geplanten Bauvorhaben erteilt. Der von den Antragstellern jeweils beantragte Dispens wurde abgelehnt. Das Gremium wünscht sich jedoch für die Ortschaft die Aufstellung eines weiteren Bebauungsplans.
Diskutieren, Entscheiden und Lüften hieß es bei der jüngsten Ortschaftsratssitzung. Ortsvorsteher Dieter Schmucker und Ortschaftsrätin Sarah Gaus erklärten sich für befangen, als das Gremium über den Neubau eines Einfamilienhauses mit Doppelgarage in der Unteren Halde zu befinden hatte. Der stellvertretende Ortsvorsteher Max Bloching erläuterte, dass im Wege einer Bauvoranfrage zu entscheiden sei, ob vom geltenden Bebauungsplan zwei Ausnahmen zugelassen werden.
Beantragt ist eine Traufhöhe von 4,8 Meter, 40 Zentimeter mehr als zulässig. Beantragt ist zudem eine Gebäudelänge von 18,75 Meter bei zulässigen 18 Metern. Begründet sei der Antrag auf Befreiung mit dem Argument der Schaffung von besserem Wohnraum im Dachgeschoss, so Bloching. Er wies darauf hin, dass die bisherigen Bauherren sich an die Vorschriften des Bebauungsplans gehalten hätten, und im Falle einer Befreiung spätere Bauwillige sich auf einen jetzt erteilten Dispens berufen könnten.
Ferner habe man sich bei der Aufstellung des Bebauungsplans über seine Vorschriften hinreichend Gedanken gemacht. Christoph Gaus pflichtete dem bei, und gab zu bedenken, dass man bei neuen Bebauungsplänen, wie vorliegend, auf Befreiungen verzichten sollte, „eine Befreiung wäre unfair gegenüber den Nachbarn“. Nachdem auch Dietmar Schubauer und Irmina Schubauer sich ähnlich geäußert hatten, wurden die Befreiungen und damit das Einvernehmen einstimmig abgelehnt. Max Bloching empfahl dem Antragsteller zudem, für das Bauvorhaben die Terrassen als Dachterrassen auszuweisen.
Keine Entscheidung hat der Ortschaftsrat über den Antrag zum Anbau
einer Garage und eines Geräteraums in der Heinrich-Bebel-Straße getroffen, wo auch der Abbruch eines Schuppens beantragt ist. Neben Ortsvorsteher Dieter Schmucker waren in dieser Sache weitere vier Ortschaftsräte befangen, weshalb es an der Beschlussfähigkeit des Gremiums gefehlt hätte.
Einstimmig das Einvernehmen erteilt hat das Gremium im Falle eines Baugesuchs für einen Neubau eines Einfamilienhauses mit Carport und Garage in der Unteren Halde.
Schließlich lag eine Bauvoranfrage für den Neubau einer Arztpraxis in der Unteren Halde vor. Ortsvorsteher Schmucker meinte, Landärzte seien gesucht, er freue sich über den Antrag. Da jedoch bei Bauvoranfragen nur beantwortet werde, was gefragt sei, und die Frage eine Überschreitung der vorgeschriebenen Traufhöhe um 40 Zentimeter zur besseren Nutzbarkeit von Aufenthalts- und Sozialräumen betraf, lehnte das Gremium einstimmig ab. Sarah Gaus sagte im Hinblick auf den zuerst entschiedenen Fall, „wir behalten den roten Faden bei“.
Als es um den Antrag des Ortschaftsrats an die Stadt Schelklingen zur Planung und Aufstellung eines Bebauungsplans „Obere Halde Nord“ging, schickte Ortsvorsteher Dieter Schmucker voraus, dass die Ortsverwaltung nördlich des bisherigen Baugebiets „Obere Halde Nord“weiteres Bauland ankaufen konnte, und dass im vom Gemeinderat in der Vorwoche verabschiedeten Haushaltsplan Gelder eingestellt seien.
Es handele sich um 11 500 Quadratmeter Land. Als Schelklinger Stadtrat, der er auch ist, griff Schmucker die engen Finanzen der Stadt auf, und bezeichnete die aktuellen Haushalte als „eigentlich nicht genehmigungsfähig“, wobei die Pflichtaufgaben drückten. Er warf die Frage auf, wie die Stadt mehr Einnahmen generieren könne. Das Ausweisen von Baugebieten sei ein guter Weg. Daher benötige es dahingehend eines noch größeren Wurfs, damit Schelklingen 7000 und Ingstetten 500 Einwohner erreichten. Mehr Einwohner würden mehr Geld in die Kassen spülen, zumal durch den Verkauf von Bauland eine Refinanzierung der Kauf- und
Planungskosten erfolge. „Ich sehe keine andere Möglichkeit an Geld zu kommen und möchte, dass wir im Sinne der Stadt Schelklingen unseren Wunsch für eine rasche weitere Erschließung beschließen“, so Schmucker, der auf den zukünftigen Bahnhof Merklingen, auf den nahegelegenen Autobahnanschluss und mithin auf viele Bauwillige verwies.
„Wir wollen in Ingstetten kein Riesengewerbegebiet oder 1000 Einwohner, aber weitere Wohnbebauung“, konkretisierte er, und sprach von immenser Nachfrage. Sarah Gaus und Dietmar Schubauer sprachen sich für weitere Bauplätze in Ingstetten aus. Matthias Bechler sagte: „Ich bin kein Freund von weiterem Flächenverbrauch. Ortschaften wachsen im Außenbereich und weisen im Innenbereich Leerstände auf. Da auch ich im Neubaugebiet wohne, und es sich um eine artenarme Wiese handelt, unterstütze aber auch ich den Vorschlag.“Im Ergebnis hat das Gremium einstimmig beschlossen, bei der Stadtverwaltung die Planung und Aufstellung eines weiteren Bebauungsplans, „Obere Halde Nord“, zu beantragen.