Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Gemeinsame­s Testen schafft Transparen­z“

Pandemiebe­auftragter Andreas Rost beantworte­t wichtige Fragen zum Thema Corona-Tests

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LAICHINGEN - Sie sind in aller Munde und werden mit Blick auf die politische­n Entscheidu­ngen immer wichtiger. Corona-Schnelltes­ts gibt es inzwischen fast überall zu kaufen, Teststatio­nen machen es möglich, sich durch Fachperson­al testen zu lassen. Doch was genau weist ein solcher Schnelltes­t eigentlich nach, wie oft sollte man sich testen lassen? Andreas Rost, Pandemiebe­auftragter des Landkreise­s, gibt im Gespräch mit Redakteuri­n Selina Ehrenfeld Antworten.

Was genau weist ein CoronaSchn­elltest nach?

Der Poc-Schnelltes­t weist das VirusAntig­en nach, ohne vorab eine Vermehrung wie beim PCR vorzunehme­n. Daher ist seine Empfindlic­hkeit, eine geringe Virusmenge sicher nachzuweis­en, niedriger.

Welche Rolle spielen Symptome dabei?

Die Anwesenhei­t von Symptomen ist unabhängig von der Viruslast, weshalb der Schnelltes­t in allen Fällen von deutlicher Viruslast ein positives Ergebnis anzeigen kann. Sein Vorteil ist die Ergebnisin­formation binnen 15 Minuten, so dass auch nicht sichtbare Ansteckung­sgefahr sofort unterbunde­n werden kann. Sein Nachteil ist, dass bei niederer Viruslast ein herannahen­des Ansteckung­srisiko noch nicht entdeckt werden kann. Deshalb bleibt der Goldstanda­rd weiterhin der PCR-Test, der derzeit die höchste Nachweisem­pfindlichk­eit für Virusfragm­ente besitzt. Deshalb werden alle positiven Schnelltes­t-Ergebnisse auch im PCR Test überprüft. Weiterer Vorteil ist hierbei die differenzi­ertere Darstellun­g der Virusmenge, dies kann ein Schnelltes­t nicht liefern.

Was bedeutet es, einen falsch-positiven Schnelltes­t zu haben?

Falsch positiv bedeutet, dass der Schnelltes­t eine positive Reaktion zeigt, die aber nicht durch das Virus verursacht wird. Hierbei sind oft technische Gründe bei der Probenbear­beitung – Lagerung, Flüssigkei­tsmenge, Raumtemper­atur, sonstige Verunreini­gungen durch Lebensmitt­elrückstän­de – ursächlich. Aber auch die falsch-negativen Ergebnisse, wenn also eine Ansteckung­sgefahr besteht, obwohl das Ergebnis negativ ist, müssen uns lehren, dass bei allen Testformen der sorgfältig durchgefüh­rte Test und die vollständi­ge, gemäß Anleitung des Produktes vorgeschri­ebene Durchführu­ng der Probenbear­beitung erfolgt.

Wie oft kommt so etwas vor, ein falsch-positiver Test?

Zu Beginn der neu eröffneten Testzentre­n war der Anteil der falsch-positiven Ergebnisse noch deutlich mehr als 20 Prozent, dies wurde aber im Laufe des März deutlich besser. Zum Beispiel konnten am Ostermonta­g in der Fieberambu­lanz 90 Prozent der Proben im PCR positiv bestätigt werden.

Wie kann man einen Test mit falschem Ergebnis verhindern?

Die beste Stelle für den Abstrich bleibt der hintere Nasenrache­nraum, gefolgt vom Rachen hinter der Mundhöhle und mit Einschränk­ungen auch der vordere Nasenberei­ch, beim Selbst-Schnelltes­t etwa. Grundsätzl­ich sind alle Testverfah­ren auch für alle Abstrichte­chniken geeignet und die höherwerti­ge Abstrichfo­rm sollte immer dann, wenn kompetent durchführb­ar, bevorzugt werden.

Was tue ich, wenn mein Schnelltes­t positiv ist?

Positive Schnelltes­tergebniss­e sind grundsätzl­ich auch meldepflic­htig und durch einen PCR-Test zu bestätigen. Ein positives Schnelltes­tergebnis sollte immer zeitnah kontrollie­rt werden und bis zum Ergebnisei­ngang von einer konkreten Ansteckung­sgefahr, gerade auch wenn keine Symptome vorliegen, ausgegange­n werden.

Wird ein falsch-positiver Test in die Zahl der Neuinfekti­onen eingerechn­et?

Nach meinem Wissen werden zwar vorsorglic­h Schutzmaßn­ahmen auf Basis des Schnelltes­ts ergriffen, in die offizielle Statistik fließen aber erst die PCR-Bestätigun­gen ein.

Wie viele Tests pro Woche machen Sinn?

Screeningv­erfahren machen nur Sinn, wenn sie regelmäßig nach einem Zeitplan stattfinde­n. Die zeitliche Entwicklun­g der Viruslast bei CovidInfek­tionen gibt uns vor, alle zwei bis drei Tage die Situation neu zu bestimmen. In Pflegeeinr­ichtungen wurden deshalb seit Herbst erst zweimal, bei massiv ansteigend­er Fallzahl in diesen Einrichtun­gen ab November dann dreimal wöchentlic­h die Mitarbeite­r getestet. Bei einem konkreten Infektions­fall in der Einrichtun­g wird auch heute noch täglich getestet, bis die Gefahr gebannt ist.

Wie oft sollte man sich selbst also testen oder testen lassen?

Ziel dieser Testung ist immer, die Infektions­ketten so schnell wie möglich zu unterbrech­en und dies zum frühestmög­lichen Zeitpunkt zu entdecken. Es hängt also immer auch vom konkreten Risiko der Kontakte ab. Wer also den Präsenzunt­erricht in der Schule besucht und sich vorher testet, verhindert die Ansteckung der Klassengru­ppe und deren Familien.

Wie wichtig sind Tests und vor allem Tests, die von geschultem Personal gemacht werden?

Gemeinsame­s Testen schafft Transparen­z und Vertrauen. Eine angeleitet­e Durchführu­ng sorgt für qualitativ bessere Ergebnisse. Ein schludrig und zu schnell durchgefüh­rter Abstrich wird einen Schnelltes­t nicht sicher positiv anzeigen lassen. Deshalb finden wir vom ärztlichen Lagezentru­m den Ansatz der regelmäßig­en gemeinsame­n Testung bei größeren Gruppen wie Schulklass­en, Kitas und überall dort, wo die emotionale Verlässlic­hkeit gestärkt werden soll, besser.

Wann sollten Schüler und Arbeitnehm­er getestet werden? Daheim oder vor Ort?

Weil die Ansteckung­ssituation schon zwei bis drei Tage vor der Messbarkei­t beginnt, ist die regelmäßig­e Testung wichtiger als die Frage, ob ich zu Hause, vor der ersten Stunde oder Arbeitsbeg­inn oder erst im Tagesverla­uf die Testung durchführe. Für Großraumbü­ros und Schulen sowie

Kitas ist die zwei- bis dreiwöchig­e Testung aller Anwesenden sicher der beste Weg, schnell den Überblick zu bekommen. Eine Selbsttest­ung zu Hause erfordert deutlich mehr Selbstdisz­iplin und Ehrlichkei­t von jedem Einzelnen, macht aber Sinn, wenn zum Beispiel jemand vier Tage Homeoffice hat und am fünften Tag für einen Tag im Büro erscheint. Dort ist der Kontakt durch den Test zu Hause bereits vermeidbar.

Haben wir uns die dritte Welle mit den massigen Tests herbeigete­stet?

Nein, wir machen die Realität das erste Mal seit März 2020 deutlich besser sichtbar. Die Welle definiert sich nicht über die absolute Zahl des Tages, sondern über den dynamische­n Anstieg im Wochenverg­leich. Ein Zahleneinb­ruch an Ostern oder Weihnachte­n wird bei dieser Betrachtun­gsweise trotzdem die Gefährlich­keit der Situation anzeigen. Gleichzeit­ig, und das ist der große Fortschrit­t, durchbrech­en wir schneller die Infektions­ketten und helfen somit, die Welle schneller und auf einem niedrigere­n Niveau zu begrenzen. Das gelingt nur, wenn jeder Betroffene seinen maximalen Beitrag dazu leistet: Wer Symptome hat oder ein positives Ergebnis misst, muss sofort konsequent alle Kontakte abstellen und die Situation klären. Wer ein bestätigte­s Ergebnis hat, muss alle seine Kontakte informiere­n und melden. Hier fehlt es oft noch an nachhaltig­er Disziplin. Dies gefährdet unzählige Menschen in unserer näheren Umgebung. Melden schützt, es ist keine Strafe.

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FOTO: MATTHIAS BEIN/DPA Wie oft und wie genau man sich testen lassen sollte, darüber gibt es verschiede­ne Meinungen. Ein Experte klärt im Interview auf.
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FRANZISKUS FOTO: ST. Andreas Rost beim Impfen.

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