Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Neuer Bushalt in Blaubeuren wird kleiner als gewünscht
Stadt möchte bereits kommendes Jahr mit dem Bau starten – Kosten von knapp einer Million Euro erwartet
BLAUBEUREN - Die ersten Planungen für den neuen Blaubeurer Bushalt am Bahnhof liegen auf dem Tisch. Zum einen sind die Kommunen verpflichtet, die Haltestellen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) barrierefrei auszubauen. Zum anderen stellt sich im Zuge des barrierefreien Umbaus des Bahnhofs die Frage nach der Gestaltung des Bereichs zwischen Bahnhof und Bushaltestelle. Deshalb soll die bestehende Haltestelle überplant werden. Eigentlich sollten fünf Bushaltestellen entstehen, aber aufgrund eines gescheiterten Grundstückserwerbs kommen auf längere Sicht nur drei. Die Bahn zeigte sich beim Ausbau glücklicherweise sehr kooperativ. Besonders die Busverbindung zwischen dem Blaubeurer Bahnhof und dem neuen Bahnhalt in Merklingen spielt bei den Ausbauplänen für die gesamte Region eine wichtige Rolle.
Der barrierefreie Ausbau des Blaubeurer Bahnhofs ist im März gestartet. Nach den Schätzungen und Wünschen der Stadt könnte der Ausbau des neuen Bushalts im kommenden Jahr nahtlos an die Arbeiten anschließen, eine Fertigstellung ist aktuell zur Jahresmitte 2022 angedacht. Das würde nicht nur die Bahn und die Stadt freuen, letztere würde ihrer Pflicht zum Ausbau des ÖPNV bestmöglich nachkommen. Dazu fanden im vergangenen Jahr Gespräche mit der Bahn statt, da eine neue Buslinienkonzeption zum Fahrplanwechsel im Dezember 2022 bereits in Bearbeitung ist. Darin enthalten sind mögliche Linienführungen mit der Einbindung des neuen Bahnhofes in Merklingen und ein entsprechend höherer Bedarf.
Derzeit gibt es im Bereich der Bushaltestelle
am Bahnhof einen rund 50 Meter langen Bussteig. Hier halten aktuell teilweise bis zu drei Busse gleichzeitig. Bei diesem Aufkommen ist jedoch ein unabhängiges Ein- und Ausfahren der Busse nicht möglich. Eine Barrierefreiheit ist nicht gegeben. Im Zuge erster Abstimmungen mit dem Landratsamt des Alb-Donau-Kreises hat die Stadt fünf unabhängig voneinander befahrbare Bussteige für Gelenkbusse mit 18 Metern Länge als versuchtes, ideales Planungsziel vereinbart. Diese bilden das in Planung befindliche Buslinienkonzept optimal ab und beinhalten noch eine minimale Reserve.
Allerdings gibt es bei der Umsetzung dieser Variante ein Problem. Inmitten der Fläche, auf der der neue Halt entstehen soll, befindet sich ein Grundstück (im Bild das weiße Flächenstück) in Privatbesitz. Trotz ausführlicher und ausdauernder Gespräche scheiterte der Kauf durch die Stadt. Eine mögliche Einigung in naher Zukunft ist laut Blaubeurens Bürgermeister Jörg Seibold unwahrscheinlich. Deswegen musste die ursprüngliche Planung verschlankt werden, so dass von den geplanten fünf Haltestellen nur noch drei übrigblieben (siehe Bild). Bei einer weiteren Abstimmung mit dem Landratsamt Alb-DonauKreis wurde diese Variante vorgestellt. In diesem Zuge wurden die Einschränkungen (Wegfall von zwei Bussteigen) mit den Vor- und Nachteilen anderer Standort- oder Ausführungsvarianten abgewogen. Die Ausführung am bisherigen Standort, mit einem gemeinsamen Bus- und Bahnsteig, stellt sich dabei jedoch noch immer als die verträglichste Variante dar. Eine grundsätzliche Zustimmung zur Variante seitens des Landratsamtes gibt es bereits. Als nächste Schritte werden die Optimierungsmöglichkeiten dieser Variante untersucht. In diesem Zusammenhang wird auch nochmals eine vertiefte Abstimmung mit dem Landratsamt Alb-Donau-Kreis hinsichtlich der Buslinienkonzeption stattfinden. Diese ist aktuell in Arbeit und soll in nächster Zeit veröffentlicht werden. Auch das Gesamtkonzept und eine eventuelle mittelfristige Weiterentwicklung werden dabei abgestimmt.
Für den Ausbau des vorgeschlagenen Abschnitts wird nach einer ersten Schätzung mit Kosten zwischen 850 000 Euro und 1,15 Millionen Euro gerechnet. Förderungen in Höhe von 50 Prozent der zuwendungsfähigen Investitionskosten zuzüglich einer Planungskostenpauschale sind bei entsprechenden Verkehrsprojekten möglich, teilweise könnte der Fördersatz beim vorliegenden Projekt durch seine Wichtigkeit in Teilen sogar bis zu 75 Prozent betragen. Im aktuellen Haushalt sind für dieses Jahr Mittel für Planung und Konzeption und für die folgenden Jahre für den Bau vorgesehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gestaltung des gemeinsamen Bus- und Bahnsteiges. Aktuell wird der Busbereich vom Bahnbereich durch einen Maschendrahtzaun abgegrenzt. In den Vorabstimmungen mit der Bahn wurde nach Möglichkeiten gesucht, im Bereich des gemeinsamen Steiges einen offenen Bereich zu schaffen. Das Stationsmanagement der Bahn fordert jedoch abgegrenzte, definierte Zugänge zum Bahnhof. In der Art der Gestaltung der Abgrenzung wurde jedoch Gesprächsbereitschaft signalisiert: „es muss nicht zwingend ein Zaun sein.“So gibt es aktuell Überlegungen in Richtung baulicher Anlagen für die benötigte Infrastruktur als trennende Elemente. Denkbar sind hier zum Beispiel die entsprechende Platzierung von Wartehallen und Infowänden. Ein Zaun soll auf Wunsch der Stadt auch möglichst vermieden werden.
„So lassen, wie es ist, ist auf jeden Fall keine Option“, kommentierte Jörg Seibold. Baulich soll der Bereich deutlich aufgewertet werden. Beispiele für solche gemeinsamen Projekte zwischen Kommune und Bahn von denen beide und vor allem die Nutzer profitieren, gebe es reichlich in BadenWürttemberg, so der Schultes weiter. Bahn und Stadt seien für moderne Konzepte aufgeschlossen. Der allerdings auch keinen Hehl daraus machte, dass ihm eine „große Lösung“lieber gewesen wäre. Ähnlich äußerten sich auch die Fraktionen des Blaubeurer Gemeinderats. Christel Seppelfeld (SPD) sagte: „Es ist erfreulich, dass wir dort einen gut angebundenen, modernen aber vor allem barrierefreien Bushalt bekommen. Ich habe mir die Örtlichkeiten angeschaut, die Fläche sieht sehr begrenzt aus, aber ich bin zuversichtlich und gespannt auf die Umsetzung.“Dem pflichtete auch Reiner Baur (CDU) bei. Man schlage hier zwei Fliegen mit einer Klappe und hoffe natürlich auf die bestmögliche Förderquote für das Projekt. „Wir hätten gerne auch die größere Planung gesehen, aber wenn das wegen des Grundbesitzes nicht möglich ist, dann ist es eben so.“Erika Schermaul (Grüne) fand es ebenfalls schade, dass der Kauf nicht gelungen sei. Ihre Fraktion hätte auch gerne größer geplant. Trotzdem zeigte sie sich mit der Planung sehr zufrieden: „Wir schaffen damit die Voraussetzung für einen attraktiven und zukunftsfähigen ÖPNV.“Bernd Müller (Freie Wähler) schloss sich für seine Fraktion ebenfalls mit Zustimmung zu dem Vorschlag an und äußerte ähnliche Argumente zur gescheiterten Grundstücksverhandlung: „Es ist nicht die Ideallösung, aber das Beste was wir umsetzen können.“
Mit der einstimmigen Zustimmung des Gemeinderats geht die Stadt nun in die nächste Runde der Planungen. Ziel ist es mit der Planung dieses Jahr so voranzuschreiten, dass 2021 noch die Ausschreibung erfolgen kann, damit die Stadt kommendes Jahr mit dem Bau beginnen kann. Was momentan nicht klar ist, wie es sich mit der Förderung verhält. Allerdings ist es nach Ergebnis der Verwaltung nicht so, dass Blaubeuren das Projekt schneller umsetzen könnte, wenn kein Zuschuss beantragt würde.