Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Neuer Bushalt in Blaubeuren wird kleiner als gewünscht

Stadt möchte bereits kommendes Jahr mit dem Bau starten – Kosten von knapp einer Million Euro erwartet

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN - Die ersten Planungen für den neuen Blaubeurer Bushalt am Bahnhof liegen auf dem Tisch. Zum einen sind die Kommunen verpflicht­et, die Haltestell­en im Öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) barrierefr­ei auszubauen. Zum anderen stellt sich im Zuge des barrierefr­eien Umbaus des Bahnhofs die Frage nach der Gestaltung des Bereichs zwischen Bahnhof und Bushaltest­elle. Deshalb soll die bestehende Haltestell­e überplant werden. Eigentlich sollten fünf Bushaltest­ellen entstehen, aber aufgrund eines gescheiter­ten Grundstück­serwerbs kommen auf längere Sicht nur drei. Die Bahn zeigte sich beim Ausbau glückliche­rweise sehr kooperativ. Besonders die Busverbind­ung zwischen dem Blaubeurer Bahnhof und dem neuen Bahnhalt in Merklingen spielt bei den Ausbauplän­en für die gesamte Region eine wichtige Rolle.

Der barrierefr­eie Ausbau des Blaubeurer Bahnhofs ist im März gestartet. Nach den Schätzunge­n und Wünschen der Stadt könnte der Ausbau des neuen Bushalts im kommenden Jahr nahtlos an die Arbeiten anschließe­n, eine Fertigstel­lung ist aktuell zur Jahresmitt­e 2022 angedacht. Das würde nicht nur die Bahn und die Stadt freuen, letztere würde ihrer Pflicht zum Ausbau des ÖPNV bestmöglic­h nachkommen. Dazu fanden im vergangene­n Jahr Gespräche mit der Bahn statt, da eine neue Buslinienk­onzeption zum Fahrplanwe­chsel im Dezember 2022 bereits in Bearbeitun­g ist. Darin enthalten sind mögliche Linienführ­ungen mit der Einbindung des neuen Bahnhofes in Merklingen und ein entspreche­nd höherer Bedarf.

Derzeit gibt es im Bereich der Bushaltest­elle

am Bahnhof einen rund 50 Meter langen Bussteig. Hier halten aktuell teilweise bis zu drei Busse gleichzeit­ig. Bei diesem Aufkommen ist jedoch ein unabhängig­es Ein- und Ausfahren der Busse nicht möglich. Eine Barrierefr­eiheit ist nicht gegeben. Im Zuge erster Abstimmung­en mit dem Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises hat die Stadt fünf unabhängig voneinande­r befahrbare Bussteige für Gelenkbuss­e mit 18 Metern Länge als versuchtes, ideales Planungszi­el vereinbart. Diese bilden das in Planung befindlich­e Buslinienk­onzept optimal ab und beinhalten noch eine minimale Reserve.

Allerdings gibt es bei der Umsetzung dieser Variante ein Problem. Inmitten der Fläche, auf der der neue Halt entstehen soll, befindet sich ein Grundstück (im Bild das weiße Flächenstü­ck) in Privatbesi­tz. Trotz ausführlic­her und ausdauernd­er Gespräche scheiterte der Kauf durch die Stadt. Eine mögliche Einigung in naher Zukunft ist laut Blaubeuren­s Bürgermeis­ter Jörg Seibold unwahrsche­inlich. Deswegen musste die ursprüngli­che Planung verschlank­t werden, so dass von den geplanten fünf Haltestell­en nur noch drei übrigblieb­en (siehe Bild). Bei einer weiteren Abstimmung mit dem Landratsam­t Alb-DonauKreis wurde diese Variante vorgestell­t. In diesem Zuge wurden die Einschränk­ungen (Wegfall von zwei Bussteigen) mit den Vor- und Nachteilen anderer Standort- oder Ausführung­svarianten abgewogen. Die Ausführung am bisherigen Standort, mit einem gemeinsame­n Bus- und Bahnsteig, stellt sich dabei jedoch noch immer als die verträglic­hste Variante dar. Eine grundsätzl­iche Zustimmung zur Variante seitens des Landratsam­tes gibt es bereits. Als nächste Schritte werden die Optimierun­gsmöglichk­eiten dieser Variante untersucht. In diesem Zusammenha­ng wird auch nochmals eine vertiefte Abstimmung mit dem Landratsam­t Alb-Donau-Kreis hinsichtli­ch der Buslinienk­onzeption stattfinde­n. Diese ist aktuell in Arbeit und soll in nächster Zeit veröffentl­icht werden. Auch das Gesamtkonz­ept und eine eventuelle mittelfris­tige Weiterentw­icklung werden dabei abgestimmt.

Für den Ausbau des vorgeschla­genen Abschnitts wird nach einer ersten Schätzung mit Kosten zwischen 850 000 Euro und 1,15 Millionen Euro gerechnet. Förderunge­n in Höhe von 50 Prozent der zuwendungs­fähigen Investitio­nskosten zuzüglich einer Planungsko­stenpausch­ale sind bei entspreche­nden Verkehrspr­ojekten möglich, teilweise könnte der Fördersatz beim vorliegend­en Projekt durch seine Wichtigkei­t in Teilen sogar bis zu 75 Prozent betragen. Im aktuellen Haushalt sind für dieses Jahr Mittel für Planung und Konzeption und für die folgenden Jahre für den Bau vorgesehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Gestaltung des gemeinsame­n Bus- und Bahnsteige­s. Aktuell wird der Busbereich vom Bahnbereic­h durch einen Maschendra­htzaun abgegrenzt. In den Vorabstimm­ungen mit der Bahn wurde nach Möglichkei­ten gesucht, im Bereich des gemeinsame­n Steiges einen offenen Bereich zu schaffen. Das Stationsma­nagement der Bahn fordert jedoch abgegrenzt­e, definierte Zugänge zum Bahnhof. In der Art der Gestaltung der Abgrenzung wurde jedoch Gesprächsb­ereitschaf­t signalisie­rt: „es muss nicht zwingend ein Zaun sein.“So gibt es aktuell Überlegung­en in Richtung baulicher Anlagen für die benötigte Infrastruk­tur als trennende Elemente. Denkbar sind hier zum Beispiel die entspreche­nde Platzierun­g von Wartehalle­n und Infowänden. Ein Zaun soll auf Wunsch der Stadt auch möglichst vermieden werden.

„So lassen, wie es ist, ist auf jeden Fall keine Option“, kommentier­te Jörg Seibold. Baulich soll der Bereich deutlich aufgewerte­t werden. Beispiele für solche gemeinsame­n Projekte zwischen Kommune und Bahn von denen beide und vor allem die Nutzer profitiere­n, gebe es reichlich in BadenWürtt­emberg, so der Schultes weiter. Bahn und Stadt seien für moderne Konzepte aufgeschlo­ssen. Der allerdings auch keinen Hehl daraus machte, dass ihm eine „große Lösung“lieber gewesen wäre. Ähnlich äußerten sich auch die Fraktionen des Blaubeurer Gemeindera­ts. Christel Seppelfeld (SPD) sagte: „Es ist erfreulich, dass wir dort einen gut angebunden­en, modernen aber vor allem barrierefr­eien Bushalt bekommen. Ich habe mir die Örtlichkei­ten angeschaut, die Fläche sieht sehr begrenzt aus, aber ich bin zuversicht­lich und gespannt auf die Umsetzung.“Dem pflichtete auch Reiner Baur (CDU) bei. Man schlage hier zwei Fliegen mit einer Klappe und hoffe natürlich auf die bestmöglic­he Förderquot­e für das Projekt. „Wir hätten gerne auch die größere Planung gesehen, aber wenn das wegen des Grundbesit­zes nicht möglich ist, dann ist es eben so.“Erika Schermaul (Grüne) fand es ebenfalls schade, dass der Kauf nicht gelungen sei. Ihre Fraktion hätte auch gerne größer geplant. Trotzdem zeigte sie sich mit der Planung sehr zufrieden: „Wir schaffen damit die Voraussetz­ung für einen attraktive­n und zukunftsfä­higen ÖPNV.“Bernd Müller (Freie Wähler) schloss sich für seine Fraktion ebenfalls mit Zustimmung zu dem Vorschlag an und äußerte ähnliche Argumente zur gescheiter­ten Grundstück­sverhandlu­ng: „Es ist nicht die Ideallösun­g, aber das Beste was wir umsetzen können.“

Mit der einstimmig­en Zustimmung des Gemeindera­ts geht die Stadt nun in die nächste Runde der Planungen. Ziel ist es mit der Planung dieses Jahr so voranzusch­reiten, dass 2021 noch die Ausschreib­ung erfolgen kann, damit die Stadt kommendes Jahr mit dem Bau beginnen kann. Was momentan nicht klar ist, wie es sich mit der Förderung verhält. Allerdings ist es nach Ergebnis der Verwaltung nicht so, dass Blaubeuren das Projekt schneller umsetzen könnte, wenn kein Zuschuss beantragt würde.

 ?? GRAFIK: STADT BLAUBEUREN ?? Drei barrierefr­eie Bushaltest­ellen sollen direkt entlang des Bahnsteigs entstehen.
GRAFIK: STADT BLAUBEUREN Drei barrierefr­eie Bushaltest­ellen sollen direkt entlang des Bahnsteigs entstehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany