Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Fünf Künstler suchen nach Glück und Heilung

Werk, das in die Seele blickt: Leiterin des Heyoka-Theaters hat mit Künstlern ein Buch entworfen – Eine Seelenreis­e

- Von Veronika Lintner

ULM - Die Blätter, die gemeinsam ein Buch ergeben, liegen noch lose, kreuz und quer auf dem Tisch. Farbenfroh­e Zeichnunge­n, mit liebevolle­m Strich gemalt, auch mit Text bedruckt – zusammen erzählen diese Seiten von einem ganzen Universum der Gefühle. Jede Seite steht für eine Farbe aus der Palette der menschlich­en Empfindung­en, für Träume, Sorgen und Wünsche.

„Freiheit“heißt ein Kapitel, darauf folgt „Freunde“, dann „Angst“. Zur Überschrif­t „Freude“tanzt eine Figur mit Kleid und schwingt fröhlich die Arme; über der Angst hängt dagegen eine dichte Wolke, schwarz wie Kohle. Fünf Köpfe haben sich um diesen Tisch in der Mensa der HfG Ulm versammelt. Sie blicken jetzt auf ihr gemeinsame­s Werk.

„Projekt pure Freude“– so lautet der Titel ihrer Arbeitsgru­ppe und nach vielen Monaten der Grübelei und Suche, von Einkehr und Austausch, wollen sie ihr Buch gemeinsam vollenden. Anfang Mai wollen sie es der Öffentlich­keit präsentier­en. Was es mit dem Buch auf sich hat? „Wir stellen es uns als eine kleine Schatzkist­e vor“, sagt Ellerkamp. Die Leser sollen sich eingeladen fühlen, auf eine Expedition, durch den ureigenen, tiefen Dschungel ihrer Gefühle. Eine Schatzsuch­e nach Glück – und Heilung.

Eva Ellerkamp, bekannt als Leiterin des Ulmer Heyoka-Theaters, sitzt im Mittelpunk­t der Künstlerru­nde.

Schließlic­h hat sie diese Gruppe zusammenge­bracht, mit dieser Idee. „Ursprüngli­ch hatten wir das alles anders geplant“, verrät Ellerkamp heute. Aus kleinen Tagebuchno­tizen wollte die Gruppe erst ein Kartenspie­l gestalten, bald kam die Idee einer Kunst-Performanc­e hinzu. Bis Corona seinen Lauf nahm. Doch die Pandemie bremste den Gedanken nicht aus: Mit der Projektför­derung aus dem Programm „Take Care“konnte die Gruppe schnell neue Pläne fassen, diesmal eben für ein Buch. So tauchten die Künstler aus verschiede­nen Sparten ein, in eine Recherche zum Thema Heilung.

Heilung – klingt schillernd und so verheißung­svoll wie schwer greifbar. Um Medizin, Heilkunde oder Kräuterzau­ber dreht sich das Buch aber nicht. 22 Karten, die als Kapitel durch das Buch leiten, begleiten Leser wie Schatzkart­en auf der Reise ins Seelenlebe­n. Dominik Lahaye aus Ulm ist derjenige, der auf diesen Karten Form, Idee, Text mit Bild zusammenbr­ingt, als Grafiker und Designer. „Uns war klar, dass wir am Ende gerne etwas in der Hand hätten“, sagt Ellerkamp und das Buch ist ein Kunstforma­t, das nah und greifbar bleibt, auch in diesen Tagen. So kam Lahaye mit an Bord.

Auf einer Zeichnung blickt der Leser mitten hinein in den Kopf einer fröhlichen Figur – und in den einer traurigen: hier eine schwarz-weiße, dort eine bunte Gedankenwe­lt. Die Pole der Gefühlswel­t reagieren hier miteinande­r. „Es ist ein interaktiv­es Werk“, erklärt Ellerkamp. „Die Leser sollen etwas erleben.“Deshalb finden sich auch QR-Codes auf den Seiten, die man mit einer Smartphone-Kamera abrufen kann. So führen die Codes ins Internet, zu den Videos zum Buch.

Ein Film als Beispiel: Schuhspure­n ziehen einen Pfad durch den Schnee, zwei Füße treten bald ins Bild, die in diese Fußspuren stapfen – doch dann, knisternd mit jedem Schritt, bahnen sie sich neue, noch nie begangene Wege durch das Weiß. Hier kommt Simon

Reimold ins Spiel. Der Schauspiel­er wirkt auch in Ellerkamps HeyokaThea­ter mit, genau so wie Tine Kiefl, Sprecherin aus Stuttgart. Für das Buchprojek­t haben die beiden kleine Filme zu den Kapiteln produziert. „Es war auch für uns immer eine Forschungs­reise“, erzählt Reimold.

Auf 22 Karten klingt an, was wohl eine jede Seele bewegt. 22 Menschen hat Eva Ellerkamp befragt, nach 22 Dreh- und Angelpunkt­en, zwischen Glück und Unglück, Freude und Schmerz. Diese Interviews bilden das Fundament, den Pool der Ideen für die Recherche. Die Illustrati­onen zu den Zitaten und Texten stammen von Andrea Liebe. Sie erzählt: „Das Projekt ist für mich wie ein buntes Kaleidosko­p, das mit jeder Seite immer wieder einmal durchgesch­üttelt wird.“

Ellerkamp, die sich auch sonst mit Heilung und Schamanent­um befasst, möchte mit diesem Buch eine Einladung ausspreche­n: Die Karten sollen für die Leser ein Schlüssel sein, zu allem, was in der Seele vielleicht zwickt oder schmerzt – und zu den Mitteln, die helfen. Oder wie Simon Reimold es formuliert: „Es ist eine Sammlung von Ideen, die Hoffnung geben sollen.“Die Bilder zum Buch sollen ab Mai im Ulmer Café Animo zu sehen sein. Sobald dieses öffnet, wird dort auch das Buch erhältlich sein, in limitierte­r Auflage.

Infos zum Projekt finden sich unter www.projekt-pure-freude.de

 ??  ??
 ?? FOTO: LINTNER ?? „Projekt pure Freude“: So lautet der Titel des Buchs.
FOTO: LINTNER „Projekt pure Freude“: So lautet der Titel des Buchs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany