Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Amazon eröffnet neuen Standort in Neu-Ulm
Jetzt steht fest: Der Versandriese baut ein Verteilzentrum – Wie viele neue Arbeitsplätze entstehen
NEU-ULM - Grünes Licht für den neuen Amazon-Standort in Neu-Ulm: Der Bauausschuss des Neu-Ulmer Stadtrats hat das Vorhaben in der Zeppelinstraße im Gewerbegebiet einstimmig genehmigt. Damit kann der Onlineversandhändler loslegen und sein neues Verteilzentrum auf dem Areal des früheren MercedesNutzfahrzeug-Zentrums errichten. Was genau ist dort geplant?
Die vorbereitenden Arbeiten auf dem etwa 20 000 Quadratmeter großen Grundstück haben bereits begonnen. Die Zeppelinstraße befindet sich zwischen Reuttier Straße und MaxEyth-Straße, nördlich der Europastraße. Dort soll ein Gebäude mit einer Fläche von 6750 Quadratmetern entstehen. Vorgesehen sind eine 85 Meter lange und 12,60 Meter hohe Halle sowie ein Parkhaus für Auslieferungsfahrzeuge mit Warte- und Ladezone. In dem Verteilzentrum kommen fertig gepackte Pakete für Kunden aus einem Umkreis von etwa 50 Kilometern an. Sie werden dort sortiert und an die Kunden ausgeliefert. Warenlager gibt es in den AmazonVerteilzentren nicht, anders als in den wesentlich größeren Logistikzentren wie etwa in Graben (Landkreis Augsburg).
Nach neuen Informationen werden bei Amazon in Neu-Ulm etwas mehr als 120 Beschäftigte arbeiten, in Hochzeiten rund 150. Dazu kommen die Fahrer, die aber nicht bei Amazon angestellt sind, sondern bei Lieferpartnern. Die Pakete kommen größtenteils nachts an und werden von den Mitarbeitern für die geplanten Routen sortiert. Die Fahrer kommen morgens, holen die Pakete und fahren damit zu den Kunden.
Amazon rechnet mit 18 Lastwagen täglich für die Nachtanlieferungen, in der Vorweihnachtszeit sind es mehr. Zugestellt werden die Pakete mit Transportern. Der Versandhändler rechnet mit 117 Vans in der Zeit von 9 bis 14 Uhr, plus 40 am Nachmittag. Wenn das Weihnachtsgeschäft läuft, dürften es etwa jeden Tag rund 100 Fahrzeuge mehr sein.
Ein Verkehrsgutachten, an dem sich Amazon beteiligte, habe ergeben, dass die Leistungsfähigkeit der Verkehrsknotenpunkte um die Reuttier Straße herum gegeben sei, teilte die Neu-Ulmer Stadtverwaltung mit. Allerdings müsse die Ampel an der Zeppelinstraße angepasst werden. Dafür zahlt Amazon.
Hans-Georg Maier (CSU) fragte, ob es mit der Umstellung der Ampel wirklich getan sei, und was passiere, wenn es eben nicht reiche. „Die Situation
ist jetzt schon kritisch.“Das Unternehmen habe ja selbst ein starkes Interesse daran, dass die Fahrzeuge nicht lange herumstehen müssten, meinte Stadtbaudirektor Markus Krämer. „Wir gehen davon aus, dass wir mit der Ertüchtigung der Lichtsignalanlage zumindest zurechtkommen.“
Eine Begrünung auf dem Flachdach der Halle könne die Stadt Amazon nicht vorschreiben, erwiderte Krämer auf eine Frage von Günter
Gillich (FDP), der sich nach dem ökologischen Konzept erkundigt hatte. So etwas könne nur auf freiwilliger Basis geschehen, da es einen gültigen Bebauungsplan für das Gebiet gebe. Dass ein Parkhaus gebaut wird, ist für Krämer „ein ausgesprochen positiver Aspekt“.
Laut Amazon wird es nach dem Abriss des früheren Mercedes-Gebäudes mehr Grünfläche geben als vorher und es werde weniger Fläche versiegelt sein. Auf das Flachdach soll eine Solaranlage kommen. Das Parkhaus wird mit einer Ladestation für EVans ausgestattet. Das Verteilzentrum soll noch vor Weihnachten in Betrieb gehen.
Einem ähnlichen Projekt, allerdings südlich der Europastraße, stimmte der Bauausschuss ebenfalls zu. Die Post-Tochter DHL Express baut in der Albrecht-Berblinger-Straße im Gewerbegebiet Schwaighofen eine neue Betriebsstätte. Dort sollen auf einem insgesamt 13 500 Quadratmeter großen Grundstück Betriebsund Büroflächen von mehr als 3500 Quadratmeter entstehen. Gebaut werden eine Umschlaghalle sowie ein zweigeschossiges Bürogebäude und ein kleines Sanitärgebäude. Auf dem Flachdach des Verwaltungsgebäudes soll etwas angepflanzt werden. DHL Express investiert 17 Millionen Euro in den Neubau. Die Inbetriebnahme ist für Frühjahr 2022 vorgesehen. Der bisherige Standort in der Böttgerstraße wird nach dem Umzug aufgegeben.
Auch bei diesem Vorhaben gibt es einen vorhandenen Bebauungsplan, und der Neubau fügt sich in die nähere Umgebung ein. Deswegen war auch in diesem Fall die Baugenehmigung zu erteilen.