Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Teurer Bundeswehr­einsatz

Zwölf Milliarden Euro für Engagement in Afghanista­n

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BERLIN (dpa) - Der Bundeswehr­einsatz in Afghanista­n hat in den vergangene­n fast zwei Jahrzehnte­n mehr als zwölf Milliarden Euro gekostet. Das geht aus einer Antwort des Auswärtige­n Amts auf eine Anfrage der Linksfrakt­ion im Bundestag hervor. Von 2001 bis 2020 lagen danach die „einsatzbed­ingten Zusatzausg­aben“bei 12,156 Milliarden Euro. Damit gilt der Einsatz als der teuerste in der Geschichte der Bundeswehr.

Am höchsten waren die Ausgaben in den Jahren 2010 bis 2012 mit jeweils mehr als einer Milliarde Euro. Diese drei Jahre waren die gefährlich­ste Zeit des Einsatzes, als zeitweise mehr als 5000 deutsche Soldaten in Afghanista­n stationier­t waren und sich Gefechte mit den aufständis­chen Taliban lieferten.

Die Nato hatte am Mittwoch entschiede­n, bis zum 1. Mai den Abzug aus Afghanista­n einzuleite­n. Zuvor hatten sich die USA als größter Truppenste­ller auf den 11. September als Abzugsterm­in festgelegt – den 20. Jahrestag der Terroransc­hläge des islamistis­chen Netzwerks Al-Kaida in den USA. Die Bundeswehr soll schon bis Mitte August abgezogen werden. Deutschlan­d stellt mit 1100 Soldaten nach den USA das zweitgrößt­e Kontingent in der etwa 10 000 Soldaten starken Nato-Truppe. Insgesamt wurden in den vergangene­n fast zwei Jahrzehnte­n fast 160 000 Soldaten für in der Regel vier bis sechs Monate nach Afghanista­n geschickt, viele mehrmals. Neben den Militäraus­gaben zahlt die Bundesregi­erung jedes Jahr auch mehrere Hundert Millionen Euro für humanitäre Hilfe, Entwicklun­gshilfe und Wiederaufb­au in Afghanista­n. Das Entwicklun­gsminister­ium

bezifferte die seit 2001 geleistete Entwicklun­gshilfe am Samstag auf 3,5 Milliarden Euro. Damit wurden nach der Antwort auf die Linken-Anfrage bisher 1440 Kilometer Straßen und 2390 Meter Brücken neu gebaut oder erneuert. 293 Schulen seien neu errichtet und 120 saniert worden. Zudem seien 51 Krankenhäu­ser gebaut und 34 erneuert worden. Die zivile Unterstütz­ung soll auch nach dem Abzug der Bundeswehr fortgesetz­t werden. Auf einer Geberkonfe­renz im November 2020 sagte Deutschlan­d für nächstes Jahr bis zu 430 Millionen Euro zu.

Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r will indes gefährdete afghanisch­e Helfer der Bundeswehr vor dem Abzug vereinfach­t und schnell nach Deutschlan­d holen. „Wir reden hier von Menschen, die zum Teil über Jahre hinweg auch unter Gefährdung ihrer eigenen Sicherheit an unserer Seite gearbeitet, auch mitgekämpf­t haben und ihren persönlich­en Beitrag geleistet haben“, sagte sie. „Ich empfinde es als eine tiefe Verpflicht­ung der Bundesrepu­blik Deutschlan­d, diese Menschen jetzt, wo wir das Land endgültig verlassen, nicht schutzlos zurückzula­ssen.“Die Ministerin fürchtet Racheakte gegen die afghanisch­en Helfer. Innerhalb der Bundesregi­erung liefen bereits Gespräche, sagte die CDU-Politikeri­n. „Ich bin der Auffassung, dass wir uns das in der Bundesregi­erung sehr genau anschauen müssen, und da weiß ich mich auch einig insbesonde­re mit dem Auswärtige­n Amt.“Jetzt gehe es um die Verfahren. Zu prüfen sei, wie war die Gefährdung­slage, wer kann im Rahmen dieser Festlegung kommen, wie ist das mit den Familien.

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