Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Plädoyer für Erhalt und Sanierung des Dorfkerns
Zu den Artikeln „Denkmalschutz für die Maierhöfe?“vom 29. März sowie „Damit das prägende Ensemble erhalten bleibt“vom 14. April:
Ja, es stimmt. Zum Thema Stadtbild-Gestaltung lohnt es sich, von Laichingen aus einen Blick ins nahe Blaubeuren zu werfen: Auch dort drohte vor ein paar Jahren noch eine ähnliche Innenstadt-Verödung, wie sie nun in Laichingen mit dem Ausverkauf der letzten Bastion geistigen Interesses, der einzigen Buchhandlung ihren traurigen Höhepunkt erreicht – nach dem Ende etlicher anderer Geschäfte mit wichtigen Dienstleistungen für die Bevölkerung wie Kopierzentrum, Schuhgeschäft mit Orthopädietechnik, Raumausstattung, Uhrmacher-Fachgeschäft, Woll-Laden mit Handarbeitsberatung und so weiter.
Doch in Blaubeuren, wo noch vor Jahren die Besucher vor allem zum Blautopf und zum Kloster strömten wie in Laichingen zur Tiefenhöhle, aber einen Besuch in der Innenstadt mit ihren leeren Schaufenstern nicht lohnend fanden, wollte man ein solches Aussterben des Stadtkerns nicht hinnehmen: Es bildete sich ein Kreis engagierter Bürgerinnen und
Bürger um den Wirt der KulturKneipe „Zum fröhlichen Nix“, ein Kreis, der sich dann „Die Blautöne“nannte und anfing, die Innenstadt mit kulturellen Aktionen zu beleben – Musikgruppen traten auf, Ausstellungen und Mitmach-Aktionen von Hobby-Künstlern, Flohmärkte und unterschiedliche themenbezogene Führungen zur Stadtgeschichte zogen die Besucher an und brachten neues Leben, gute Stimmung und neue Läden in die Kernstadt, ebenso wie Matinee-Bücherlesungen mit Gesprächsrunden in der gut besuchten Buchhandlung.
Dass man dort solche Bausünden wie in Laichingen von vorne herein vermieden hatte und stattdessen mit sorgfältiger Restaurierung alter Bausubstanz das mittelalterliche Flair im ansprechenden Stadtbild erhalten hatte, trug dazu sicherlich ebenso bei.
Dass es nun auch in Laichingen den Beschluss gibt, das bereits denkmalgeschützte historische Ensemble „Tor mit Zeughaus und Heiligenhaus (Schulhaus und Museum)“zu sanieren, um es für spätere Generationen zu erhalten, ist ein erfreulicher Schritt – und da erscheint es doppelt wünschenswert, wenn auch, wie von der Initiative zum Erhalt der Maierhöfe vorgeschlagen, die weiteren zum historischen Stadtkern gehörigen Gebäude diesen Denkmalschutz erhalten würden.
Dass diese Initiative den Wert der Bewahrung geschichtlicher Erinnerung zusammen mit dem Wert des sozialen Miteinanders ins Gedächtnis ruft und sich nicht nur für die Erhaltung des alten Stadtkerns um die Maierhöfe und die Umwandlung der einstigen Zehntscheuer in eine „kulturelle Begegnungsstätte“einsetzt, sondern auch den Aspekt lebendigen Austauschs durch mögliche Schaffung eines Zentrums „der Begegnung mit Grünflächen und Ruhebänken für ältere Menschen, für Familien und für die Jugend“einbringt, ist ein weiterer Aspekt, der Hoffnung macht.
Vielleicht könnte dann auch das Heimat- und Weberei-Museum, das bislang nur im Sommer einmal im Monat nachmittags geöffnet ist, durch eine Auffrischung der derzeit eher spärlichen Informationen und durch Belebung mit neuen Aktionen dieses entstehende Zentrum der Begegnung bereichern? In diesem Zusammenhang anregend könnte ein Besuch im Heimatmuseum von Dettingen/Erms sein, wo dreimal im Jahr ein „Museumsfest“mit Bewirtung und Geselligkeit stattfindet.
Christiane Schmelzkopf, Laichingen Marion Lüer, Blaubeuren