Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Hesse richtet auf der Alb
Matthias Altfelder stammt aus Marburg und spricht Recht am Amtsgericht Münsingen
MÜNSINGEN - „Mir gefällt es hier sehr, sehr gut, ich fühle mich hier sehr wohl.“Das sagt Richter am Landgericht Matthias Altfelder, der Mitte vergangenen Jahres ans Amtsgericht Münsingen abgeordnet wurde. Vorerst auf zwei Jahre, mit der Option einer Verlängerung. Der 43Jährige, der gebürtig aus Marburg an der Lahn in Mittelhessen stammt, lebt im Landkreis Tübingen.
Bislang war der Jurist, der Jura und Volkswirtschaftslehre studiert hat, am Landgericht Stuttgart und bei der Staatsanwaltschaft in Tübingen beschäftigt. Danach hatte er jeweils zu 50 Prozent eine Stelle am Tübinger Landgericht und am Amtsgericht in Münsingen. Seit Juni 2020 hat er inzwischen eine 100-Prozent-Stelle auf der Alb.
In Münsingen ist Altfelder für Strafsachen und Zivilangelegenheiten, Joachim Stahl, der Direktor des Amtsgerichts, für Betreuungsangelegenheiten und Ordnungswidrigkeiten zuständig.
Der Wechsel nach Münsingen fiel dem Hessen nicht schwer. Zum einen hat sich die Fahrzeit zur Arbeitsstelle etwas verkürzt, zum anderen wollte er schon immer Zivilrecht machen. Inzwischen weiß er, dass auf der Alb ein „gutes Verhandeln möglich“ist. Dort kennt er inzwischen beinahe alle Rechtsanwälte, von denen die meisten sehr kooperativ seien.
Altfelder hatte in den vergangenen Monaten in erster Linie mit Miet- und Nachbarschaftsstreitigkeiten, nicht bezahlten Rechnungen, Beleidigungen, Verkehrsunfällen, Schimmelgeschichten in Wohnungen,
überstehenden Hecken und nicht fahrbereiten Autos, die „ohne Mängel“verkauft wurden, zu tun.
Sein oberstes Ziel dabei ist, dass sich, wenn es irgendwie möglich ist, beide Parteien gütlich einigen und den Streit entschärfen. Wenn strafrechtliche Prozesse auf der Tagesordnung stehen, ist die Thematik natürlich eine andere. Neben den von der Staatsanwaltschaft vorgebrachten Beweisen kann Altfelder selbst Beweise erheben, Zeugen und Zeuginnen aufrufen oder Sachverständige heranziehen, um Schuld oder Unschuld
der angeklagten Person zu ermitteln.
Altfelder hatte es in der Vergangenheit immer wieder mal mit Rauschgiftdelikten unter Jugendlichen, mit Ladendieben und Körperverletzungen zu tun. Urteile wegen Verstoßes gegen das Gewaltschutzgesetz musste der Jurist in der Vergangenheit ebenfalls einige fällen. Dabei geht es um die Bekämpfung von Gewalt im Allgemeinen und häuslicher Gewalt im Besonderen.
Einmal geht es um „Bürger gegen Bürger“(Zivilrecht), das andere Mal um den „Staat gegen Bürger“(Strafrecht). Altfelder liebt die Abwechslung im Gerichtsalltag, wie er sagt. Dann ist die Stelle am Amtsgericht Münsingen ja bestens für ihn geschaffen, mutmaßt der Schreiber dieser Zeilen. Die Chancen, dass der Richter 2022 einer Verlängerung auf eine weitere Abordnung auf zwei Jahre zustimmt, sei dann wohl sehr groß? Bis dahin könne noch viel passieren, antwortet der 43-Jährige, aber es sei tatsächlich nicht ausgeschlossen, dass er noch ein paar Jahre länger in Münsingen bleibe.