Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bürgermeis­ter Walz spricht von besonderem Haushalt 2021

In Westerheim: Erträge von 8,359 Millionen Euro im Ergebnisha­ushalt stehen Aufwendung­en von 9,375 Millionen Euro gegenüber

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Bürgermeis­ter Hartmut Walz sprach von einem „besonderen Haushalt für die Gemeinde Westerheim“, als er diesen am Dienstagab­end einbrachte und dem Gemeindera­t erläuterte. Der Haushaltse­ntwurf 2021 weist Erträge im Ergebnisha­ushalt von 8,359 Millionen Euro auf, denen Aufwendung­en von 9,375 Millionen Euro gegenüber stehen, so dass er mit einem Minus von 1,015 Millionen Euro abschließt.

Der Haushalt ist damit nicht ausgeglich­en und die Gemeinde muss auf liquide Mittel von voraussich­tlich 2,6 Millionen zurückgrei­fen, um ihn ausgewogen zu gestalten. Gegebenenf­alls ist auch eine Kreditaufn­ahme erforderli­ch, bei einer Obergrenze von einer Million Euro. An Gewerbeste­uer sind Einnahmen von 2,1 Millionen veranschla­gt. Zahlreiche Projekte möchte die Gemeinde Westerheim in diesem wie in den kommenden Jahren anpacken.

Walz nannte Gründe, warum es sich um einen besonderen Haushalt handelt: so weil es der zweite Haushaltsp­lanentwurf ist, den die Gemeinde im Rahmen des neuen kommunalen Haushalts- und Rechnungsw­esens vorlegt. Für sechs von zwölf Mitglieder am Ratstisch sei es der zweite Haushaltse­ntwurf, den sie in ihrer Amtszeit als Gemeindera­t zur Hand bekommen. Nach vielen kameralen Haushaltsp­länen handle es sich um den zweiten doppischen Haushalt der Gemeinde Westerheim. Und es sei der zweite Haushalt in den schwierige­n Corona-Zeiten.

„Insgesamt war und ist der Haushaltsp­lan 2021 durch die CoronaPand­emie geprägt“, erklärte Bürgermeis­ter Walz einleitend. Ausgehend von rückläufig­en Einnahmen bleibe die finanziell­e Situation angespannt. Auf eine weitere Auswirkung der Pandemie verwies Walz, denn einige der im Haushaltsp­lan 2020 vorgesehen­en Maßnahmen konnten nicht umgesetzt werden, vor allem im investiven Bereich. Zur höheren Transparen­z und bewussten Liquidität­ssteuerung seien die weiterhin notwendige­n Maßnahmen erneut im Haushalt veranschla­gt.

Weniger Erfreulich­es hatte der Rathausche­f zu den Steuern und Erträgen zu sagen, denn nach den jüngsten Steuerschä­tzungen müsse man damit rechnen, dass sich die Ertragssit­uation für die Gemeinde Westerheim im kommenden und in den darauffolg­enden Jahren verschlech­tern werde. Im vorliegend­en Haushaltsp­lan werde deshalb von sinkenden Gewerbeste­uereinnahm­en auf 2,1 Millionen Euro für das kommende Jahr ausgegange­n. Gegenüber dem letzten Haushaltsp­lan seien dies 300 000 Euro weniger.

Zeitverset­zt um zwei Jahre würden sich nun auch noch die guten

Steuereinn­ahmen des Jahres 2019 auswirken, legte Hartmut Walz dar. Diese führen dazu, dass die Gemeinde keine Schlüsselz­uweisungen mehr aus dem Finanzausg­leich erhält. Auch die Kreisumlag­e sinke dadurch gegenüber dem Vorjahr von 1,3 Millionen Euro auf 1,2 Millionen Euro und die FAG-Umlage von 1,12 auf 1,091 Millionen Euro. Bei den eigenen Gebühren und Entgelten werde mit Einnahmen von rund 1,3 Millionen Euro gerechnet.

Größere Posten auf der Aufwandsse­ite des Ergebnisha­ushaltes seien erneut die Personalau­fwendungen, die durch Tarifsteig­erungen und durch die Ausweisung neuer Stellen im Bereich Kinderbetr­euung gegenüber dem Vorjahr um 83 000 Euro oder umgerechne­t um 3,5 Prozent steigen. Ein weiterer großer Posten auf der Aufwandsse­ite seien die Abschreibu­ngen, die 2021 voraussich­tlich auf 1,46 Millionen Euro klettern. Bei den sonstigen Aufwendung­en gehe man von einem vorsichtig­en Ansatz aus.

Einige konsumtive Maßnahmen habe die Gemeinde coronabedi­ngt 2020 nicht umsetzen können, weshalb diese wieder veranlagt werden, erläuterte Walz und nannte als die zwei wichtigste­n Vorhaben, die nun in 2021 nachgeholt werden: neue Möblierung von zwei Klassenzim­mern in der Schule (20 000 Euro), und die Inneneinri­chtung des Haus des Gastes (30 000 Euro). Weitere Aufwandspo­sitionen seien die Dachsanier­ung der Bauhofhall­e (20 000 Euro), Zuschüsse an den Kindergart­en Arche Noach, die Straßenunt­erhaltung (20 000 Euro) und Schachtsan­ierungen (16 000 Euro).

„Die Corona-Folgen werden uns weiter belasten. Wir können nicht mit rasch wieder steigenden Einnahmen rechnen, müssen aber weiterhin hohe Ausgaben einkalkuli­eren“, unterstric­h Walz in seiner Haushaltsr­ede, und weiter: „Unsere Finanzlage wird daher weniger entspannt sein, wie wir dies aus den vergangene­n Jahren kannten.“Deshalb werde die Gemeinde, anders als in den Vorjahren, keinen ausgeglich­enen Haushalt vorlegen können. Dies sei aber auch in vielen anderen Kommunen der Fall. „Uns bleibt zukünftig daher kein anderer Weg, als eine strikte Haushaltsd­isziplin zu wahren und am Finanzkurs festzuhalt­en“, betonte der Westerheim­er Bürgermeis­ter mit einem Blick nach vorne.

Walz ging dann auf die größten Vorhaben der Gemeinde ein, die im Finanzplan zu finden sind. Große Investitio­nen 2021 bilden die Breitbandv­ersorgung (400 000 Euro), der Rathausneu­bau (66 000 Euro), die Schaffung von barrierefr­eien Bushaltest­ellen Ortsmitte Ost (111 194 Euro) und West (94 000 Euro), die Nachrüstun­g des Retentions­bodenfilte­rs in der Feldstette­r Straße (200 000 Euro) und der Bau des Regenüberl­aufbeckens in der Feldstette­r Straße (300 000 Euro) sowie die Generalsan­ierung des Nachklärbe­ckens in der Kläranlage (315 000 Euro), die bereits vergangene Woche losgegange­n ist.

„Die Liquidität der Gemeinde stellt sich als positiv dar und es sind zunächst keine Aufnahmen von Kassenkred­iten zu erwarten“, erklärte Bürgermeis­ter Walz. Nach der Planung kann die Gemeinde Westerheim auf 2,6 Millionen Euro an liquiden Mitteln auf dem Geldmarktk­onto zurückgrei­fen. Sofern alle im Investitio­nsprogramm aufgeführt­en Maßnahmen tatsächlic­h umgesetzt werden, müssen im laufenden Kalenderja­hr Kredite über eine Million Euro aufgenomme­n werden. Damit steigt die Verschuldu­ng der Gemeinde von rund 403 100 Euro auf voraussich­tlich 1,361 Millionen Euro zum Jahresende 2021. Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldu­ng von 448 Euro bei einem vergleichb­aren Landesdurc­hschnitt von 624 Euro.

Technisch und inhaltlich unterstütz­t wurde die Gemeinde Westerheim bei der Erstellung des Haushaltsp­lans

von der Firma Rödl & Partner aus Nürnberg. Die Zusammenar­beit sei vertrauens­voll und äußerst konstrukti­v gewesen mit dem Ergebnis, den Haushaltsp­lan innerhalb eines gestraffte­n Zeitraums vorlegen zu können, ließ Bürgermeis­ter Walz noch wissen. Als Grundlage für die Haushaltsa­nsätze für 2021 hätten die aus der Haushaltsp­lanung 2020 gedient mit zahlreiche­n Ergänzunge­n und Überarbeit­ungen.

Ergänzt hatte Bürgermeis­ter Hartmut Walz seine Haushaltsr­ede mit zahlreiche­n Erläuterun­gen zur doppischen Haushaltsf­ührung mit den verschiede­nen Produktber­eichen und Produktgru­ppen. In einer Klausurtag­ung wird sich der Westerheim­er Gemeindera­t an diesem Samstag mit dem Zahlenwerk intensiv befassen, bevor es in der nächsten Sitzung des Gemeindera­ts behandelt und beraten wird.

 ?? FOTOS: STEIDLE ?? Bürgermeis­ter Hartmut Walz an seinem Arbeitspla­tz im Rathaus bei der Erarbeitun­g des Haushaltsp­lans 2021. Diesen brachte er am Dienstagab­end im Gemeindera­t ein. Er erläuterte ihn in seiner umfassende­n Haushaltsr­ede. Die Gemeindeve­rwaltung befasste sich seit Januar 2021 mit der Haushaltsp­lanerstell­ung. Nun wird der Entwurf beraten.
FOTOS: STEIDLE Bürgermeis­ter Hartmut Walz an seinem Arbeitspla­tz im Rathaus bei der Erarbeitun­g des Haushaltsp­lans 2021. Diesen brachte er am Dienstagab­end im Gemeindera­t ein. Er erläuterte ihn in seiner umfassende­n Haushaltsr­ede. Die Gemeindeve­rwaltung befasste sich seit Januar 2021 mit der Haushaltsp­lanerstell­ung. Nun wird der Entwurf beraten.
 ??  ?? Die Bushaltest­ellen in der Ortsmitte Westerheim­s sollen barrierefr­ei gestaltet werden. Das beschloss der Gemeindera­t im Juli 2020. In diesem Jahr soll dies umgesetzt werden. Mittel über 200 000 Euro sind dafür im Haushalt eingesetzt.
Die Bushaltest­ellen in der Ortsmitte Westerheim­s sollen barrierefr­ei gestaltet werden. Das beschloss der Gemeindera­t im Juli 2020. In diesem Jahr soll dies umgesetzt werden. Mittel über 200 000 Euro sind dafür im Haushalt eingesetzt.

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