Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wegen zusätzlicher Testphase: Die 230 700 Euro teure Betonsanierung wurde ins Frühjahr verschoben
Die Weichen für die Betonansierung im Kombibecken der Westerheimer Kläranlage waren schon Mitte August gestellt. Doch dann wurde überraschend die Sanierung nicht in Angriff genommen, sondern auf das Frühjahr 2021 verlegt. Der Grund: Für die Firma iat-Ingenieurberatung für Abwassertechnik aus Stuttgart war der provisorische Kläranlagenbetrieb bei einem Abpumpen des Klärwassers noch nicht sicher genug. Die Beratungs- und Betreuungsfirma meldete Bedenken an, ob bei der hälftigen Entleerung des Klärbeckens das Klärsystem sicher funktioniert und ob alle geforderten Grenzwerte eingehalten werden. Klärwärter Dietmar Hofele teilte damals die Bedenken.
Eine zusätzliche Testphase Ende Oktober sollte zeigen, ob und wie gut die Pumpen in dem Provisorium arbeiten und ob die Reinigung des Abwassers in einem halbleeren Becken gut genug ausfalle. Es sollte sichergestellt werden, ob die geforderten Reinigungswerte erzielt werden. „Das Provisorium musste funktionieren, da durften wir uns auf kein Risiko einlassen. Die Kläranlage muss bei einem deutlich reduzierten Wasserspiegel genauso arbeiten und genauso die geforderten Reinigungswerte bringen“, bewertete Andrea Rieger, Bauingenieurin bei der iat-Ingenieurberatung für Abwassertechnik bei Weilimdorf und Korntal, die Sachlage. Das Reinigungsbecken sei das Kernstück jeder Kläranlage, es müsse auch bei einem provisorischen Kläranlagenbetrieb seine Dienste voll bringen.
Doch auch einen zweiten Grund gab es für die Verschiebung der Betonsanierung. Der neu sanierte Betonring benötigt eine Trocknungsphase von gut 30 Tagen, am besten bei wärmeren Temperaturen und ohne Frostgefahr. Der Beton müsse aufgrund chemischer Reaktionen gut aushärten, informiert Ingenieur Bernd Fahrenkamp von der IGF Ingenieurgesellschaft für Bauwerksinstandsetzung aus Süßen. Eine gute Aushärtung sei gut und notwendig, denn sonst sei der Beton zu offenporig und für Angriffe aus Luft und Wasser zu offen.
Für die Instandsetzung des inneren Betonrings hatte der Westerheimer Gemeinderat Anfang Juli 2020 einstimmig den Weg frei gemacht, als er die Sanierungsarbeiten an zwei Firmen bei Kosten von insgesamt 230 730 Euro vergab, die im Bereich des Kostenvoranschlags lagen. Wie mehrfach berichtet, muss der innere Betonring zwischen Belebungsbecken und Nachklärbecken aufgrund von Korrosionsschäden saniert werden. Um eine genaue Schadensaufnahme für die Ausschreibung der Bauarbeiten zu erhalten, musste im Mai 2020 Schmutzwasser und Schlamm aus dem Belebungsbecken abgepumpt werden.
Bei ihrer Begutachtung des inneren Rings im entleerten Becken kamen die Fachleute um Ingenieur Bernd Fahrenkamp zu dem Ergebnis, dass der untere Teil nicht zwingend instandgesetzt werden müsse, da sich die Betonschäden in Grenzen halten und der Bewehrungsstahl noch ausreichend vom Beton bedeckt sei. Darüber zeigten sich damals die Räte erleichtert, denn eine Komplettsanierung wäre viel aufwendiger und teurer gekommen. Doch Fakt der Untersuchung war und blieb, dass der obere Teil der Stahlbetonwand des Kombibeckens zwischen dem Belebungsbecken und der Nachklärung infolge eines sich lösenden Betonangriffs stark geschädigt ist. Dies ist der Bereich der Wasserwechselzone, der besonders anfällig ist. „Dies macht eine zügige Instandsetzung erforderlich“, unterstrich im Juli 2020 Bernd Fahrenkamp und verwies zugleich auf eine Problematik bei der Sanierung: Die Kläranlage muss während der Instandsetzungsarbeiten in Betrieb bleiben. Das Becken dürfe dabei nur etwa zur Hälfte entleert werden. (hjs)