Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Daniel Bohnacker peilt Olympia an
Der Westerheimer Ski-Crosser will in Peking starten – und kämpfte mit seinem Rücken
Der aus Westerheim stammende Daniel Bohnacker ist einer der besten Ski-Crosser Deutschlands. Im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr versuchte er, sich noch im Hobbyraum auf der Alb fit zu halten. Inzwischen ist der 31-jährige Sportsoldat umgezogen und lebt seit dem Sommer näher an seinem Trainingsgelände im Allgäu. Im Interview mit SZ-Redakteur Christoph Schneider spricht der Sportler über die vergangenen Saison. Sie war nur mäßig erfolgreich für ihn, was aber keineswegs an der Pandemie lag.
Herr Bohnacker, erinnern Sie sich noch ans vergangene Frühjahr und den Lockdown?
Es war gut, dass damals die Saison schon zu Ende war und wir ohnehin eine Regenerationspause eingelegt hatten. In dieser Zeit war es noch nicht klar, wann Sportler, die das professionell betreiben und beispielsweise dem Bundeskader angehören, wieder an ihre Trainingsstätten zurückkehren könnten. Die Zeit wurde genutzt, um für die Olympiastützpunkte Hygienekonzepte zu erarbeiten.
Wann durften Sie wieder trainieren?
Wir haben davon profitiert, dass der Profifußball recht schnell seinen Trainingsbetrieb wieder aufnehmen konnte. Denn in der Folge durften die Profis anderer Sportarten, sofern sie den Bundeskadern angehörten, auch wieder trainieren. Für mich ging es um Ostern 2020 herum im Stuttgarter Olympiastützpunkt wieder los.
Wie haben Sie sich über den Sommer fit gehalten?
Ich war viel auf dem Rad unterwegs, bin gelaufen und habe Muskelaufbau betrieben. Im Juni waren wir dann im Schnee, am Stilfser Joch in Italien. Das ist eines der beiden letzten Sommerskigebiete in den Alpen. Es öffnet um Pfingsten und wird im November geschlossen. Dort trainieren viele Ski-Nationalmannschaften aus ganz Europa. Die Pisten reichen bis zu einer Höhe von 3450 Metern. Das war gut dort. Aber insgesamt bin ich in dieser Saison leider nicht so viel gefahren.
Was war los?
Zum Saisonstart war ich ziemlich gut drauf. Aber die Probleme haben schon kurz zuvor angefangen und sie wurden leider schlimmer.
Welche Probleme?
Mein Rücken machte Probleme. Ich hatte längere Zeit Beschwerden, die erst nach mehrmali- ger Untersuchung als Bandscheibenvorfall diagnostiziert werden konnten.
Also eine langwierige Sache?
Ja, „Rücken“ist leider ein langwieriges Thema und die Genesung ein langer Prozess, von dem kaum einer sagen kann, wie lang er dauert und ob er überhaupt so gelingt, dass man seinen Sport noch mit voller Leistung ausüben kann. Bei manchen Verletzungen weiß man ja grob, wie lange die Genesung dauert und kann sich darauf einstellen, in beispielsweise sechs Wochen wieder das Knie belasten zu können. Aber beim Bandscheibenvorfall ist das anders. Der hat mich den ersten Teil der Saison gekostet und auch die Teilnahme an den Weltmeisterschaften Ende Januar.
Wann waren Sie wieder am Start?
Beim Weltcup Mitte Februar auf der österreichischen Reiteralm. Dort bin ich im Viertelfinale ausgeschieden.
Enttäuscht?
Gar nicht. Es war ja das Hauptziel, mit meinem weitestgehend genesenen Rücken auf die Piste zu gehen. Und ganz ehrlich, mit dem wenigen Training, das ich nach der langen Krankheitspause hatte, unter die Top-16 zu fahren – damit bin ich völlig zufrieden.
Daniel Bohnacker, Ski-Crosser im Bundeskader
Wie ging’s weiter?
Beim Weltcup in Georgien etwa zwei Wochen später merkte ich, dass ich beim Start nicht konkurrenzfähig war. Zur Erklärung: Beim Ski Cross starten wir zu Mehreren gleichzeitig und da ist es für den Ausgang eines Rennens auch mit entscheidend, wie gut man sich beim Start mit den Armen abstößt. Von der Oberkörperkraft war ich da nicht spritzig genug. Deswegen habe ich lieber ein intensives Training eingelegt, anstatt bei weiteren Wettbewerben zu starten, um beim Weltcup im März in Russland wenigstens noch ein Ausrufezeichen für die Saison setzen zu können.
Gab’s einen Grund zu Feiern?
Ja, mit Platz 5 bin ich zufrieden.
Welche Pläne haben Sie nun für die kommende Zeit?
Nach dieser Saison mache ich eine längere Pause, eben auch wegen meinem Rücken, und werde es langsam angehen lassen. Aber mein Ziel ist noch immer die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im Februar 2022 in Peking.
„Mein Ziel ist noch immer die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen im Februar 2022 in Peking.“