Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Kindgerech­t, flexibel und ohne Zwang“

So testen sich Kinder im Göppinger DRK-Familienze­ntrum

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GÖPPINGEN (sz) - Seit Anfang April werden im DRK-Familienze­ntrum in Göppingen die Kinder, die die Notbetreuu­ng besuchen, regelmäßig auf das Corona-Virus hin getestet. Das wirft durchaus Fragen auf.

Stolz klebt Thea einen neuen Sticker in ihren „Corona-Pass“. Heute hat sie sich ein lustiges Pferd ausgesucht, das neben einem bunten Stern klebt. Die Vierjährig­e hat eben einen Corona-Test gemacht, hat sich unter den aufmerksam­en Augen von Manuela Opitz selbst routiniert das Wattestäbc­hen in die Nase gesteckt, 15 Sekunden lang vorsichtig gedreht und dann der Erzieherin das Wattestäbc­hen sorgsam überreicht.

Die kleine Göppingeri­n besucht das DRK-Familienze­ntrum in der Geislinger Straße und findet es überhaupt nicht schlimm, sich regelmäßig zu testen. „Es kitzelt ein bisschen in der Nase, ist aber gleich wieder vorbei“, erklärt sie. Ihr Vater ist beruhigt, weiß er doch, dass sich seine Tochter aller Wahrschein­lichkeit nach in der Kindertage­sstätte nicht mit dem gefährlich­en Virus anstecken wird.

Das sehen freilich nicht alle Eltern so. Das erlebt auch Silke Kargl, die regelmäßig mit entspreche­nden Fragen konfrontie­rt ist. „Wir testen bereits seit Mitte April kindgerech­t, sind flexibel und wenden keinen Zwang an“, bekräftigt die Leiterin des Familienze­ntrums. Denn nicht nur Eltern haben Angst, dass sich ihre Kinder verletzen könnten. „Es gibt Kinder, gerade im Bereich der Krippe, die sich verweigern. Eine Verordnung der Stadt Göppingen, die diese für ihre Einrichtun­gen erlassen hat,

„setzen wir ebenfalls um und können Kinder, die nicht getestet sind, an diesem Tag nicht betreuen, auch wenn wir uns der Problemati­k bewusst sind“.

Eltern seien dringend auf die Notbetreuu­ng angewiesen. Denn sie sind berufstäti­g, vielleicht alleinerzi­ehend oder bei den Kindern besteht ein Integratio­nsbedarf. Zudem zeige sich mehr und mehr, „wie wichtig die sozialen Kontakte für die Kinder sind. Das merken wir nach jedem Lockdown überdeutli­ch.“

Bei allem Verständni­s für die Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus – Silke Kargl würde sich mehr Vorlaufzei­t wünschen. Seither hatte sie oft nur einen Tag Zeit, um Vorgaben umzusetzen. Und sie stellt fest, dass die Ministeria­lverwaltun­g für die Schulen Vorgaben weit detaillier­ter formuliert als für Kindertage­sstätten, so auch für mehr Klarheit sorgen.

Knapp 20 Kinder – statt 35 im Regelbetri­eb – sind es derzeit, die in die Notbetreuu­ng der Kindertage­sstätte kommen. In der Krippe sind es sieben Kinder (bei 20 Plätzen insgesamt). Bislang konnten dank der umfangreic­hen Vorsichtsm­aßnahmen größere Corona-Ausbrüche verhindert werden. Die Eltern bringen sie zeitlich gestaffelt, so dass maximal zwei externe Erwachsene sich in der Kita aufhalten. Sie dürfen auch nicht mehr in die Gruppenräu­me. Und es wurde in den ersten drei Wochen kein einziges Kind positiv getestet.

Thea indes ist völlig entspannt, legt ihren Corona-Ausweis zurück in die Box und huscht schnell wieder in den Bewegungsr­aum, wo sie am liebsten spielt.

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