Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Pool-Testungen in Kindergärten starten
Alb-Gemeinden setzen auf gemeinsame Strategie gegen Corona in der Kinderbetreuung
MERKLINGEN/NELLINGEN/BERGHÜLEN - Immer häufiger kommt es zu Corona-Ausbrüchen in Schulen und Kindergärten. Insbesondere manche Mutationen der Covid 19Erkrankung treffen auch Kinder. In den Schulen besteht bereits eine faktische Testpflicht. Die Gemeinden Berghülen, Nellingen und Merklingen haben sich gemeinsam für die Einführung von PCR-Pool-Tests in ihren Kindergärten entschlossen.
Um dieses Konzept umzusetzen, arbeiten die Kommunen mit dem zertifizierten MVZ Labor aus Ravensburg, das eine Außenstelle in Ulm unterhält, zusammen. In den beteiligten Kindergärten geben die Kinder, sofern die Eltern einer PCR Testung zugestimmt haben, mit dem sogenannten Lolly-Test eine Speichelprobe aus dem Mund ab. Dafür müssen die Kinder auf den vom Labor gelieferten Teststäbchen mindestens 30 Sekunden lutschen und kauen, dann werden alle Stäbchen der Kinder in einem Gefäß zu einem Pool zusammengefasst und diese per Kurier an das Labor gesandt.
Dort wird aus dem Pool ein PCRTest mit einer hohen Sensibilität und Genauigkeit gemacht. Sollte einer der Pools positiv sein, können am nächsten Tag alle Kinder des Pools einen eigenen PCR-Test abgeben um schnell und sicher herauszufinden, wer sich mit Covid 19 infiziert hat. Der PCR Test ist gegenüber den Schnelltests deutlich genauer und schlägt früher an.
Bei den Eltern haben die LollyPool-Tests bisher eine hohe Akzeptanz,
wobei sich die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Kindergärten sowie die Träger wünschen würden, dass alle Kinder mitmachen. Bürgermeister Bernd Mangold aus Berghülen und Vizepräsident beim Gemeindetag Baden-Württemberg würde sich eine klare Regelung zum Testen von Seiten des Landes wünschen. „Wo ist der Unterschied zwischen Kindergarten und Grundschule?“, fragt er sich, die Betreuung im Kindergarten sei sogar oftmals enger als bei Schülern.
Bürgermeister Sven Kneipp hat sich selbst von der Anwendung im Kinderhaus Abenteuerland in Merklingen ein Bild gemacht. „Das Testen ist vollkommen schmerzfrei und auch nicht unangenehm“so Kneipp. „Die Kinder hatten beim Lolly-Test auf etwas Süßes gehofft - machen aber trotzdem super mit“, erklärt Sven Kneipp mit einem Schmunzeln. Die Kommunen Berghülen, Nellingen und Merklingen testen bereits seit vergangener Woche. Bisher waren die Tests alle negativ. „Die Kosten für die PCR-Testung entsprechen überwiegend den Kosten für einen Selbsttest jedoch mit dem Unterschied, dass die Kommunen nur einen kleinen Teil der Kosten vom Land ersetzt bekommen“, erklärt Nellingens Bürgermeister Christoph Jung.
Die Idee wurde übrigens von Bürgermeister Rainer Braig in Dornstadt geboren, informiert Sven Kneipp auf Nachfrage, der selbst die Koordination und die Organisation für die drei beteiligten Gemeinden übernommen hat. Die Resonanz von Elternseite sei bisher gut ausgefallen. Sven Kneipp sagt: „Ich kann das natürlich nur für Merklingen berichten , aber überwiegend habe ich sehr positive Rückmeldungen bekommen. Nur ein einziges Elternpaar hat mit einem separaten Schreiben die Testung untersagt und bei Verstoß mit rechtlichen Schritten wegen Köperverletzung gedroht. Aber die überwiegende Anzahl macht bei der PCR-Testung mit.“
Die Gemeinden lassen sich diese Extra-Sicherheit für die Jugend auch etwas kosten, da wie bereits erwähnt, nicht alles vom Land übernommen wird. Je PCR-Pool-Test liegen die Kosten bei rund 50 Euro. „Somit bewegen sich die Kosten je nach Gruppenanzahl und Anzahl Kinder bei uns in Merklingen zwischen 200 bis 300 Euro pro Woche. Bei einem positiven Pool-Test kommen weitere Kosten auf die Gemeinde durch die Einzeltests zu“, erklärt Sven Kneipp, der aktuell noch nicht absehen könne, wie lange die Pool-Testungen weitergehen werden. „Das hängt mit der gesamten Pandemielage zusammen. Jedoch können wir die Testungen relativ kurzfristig beenden“, versichert der Merklinger Schultes.