Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Astrazenec­a für alle gibt es nur in der Praxis

Die Priorisier­ung für den Impfstoff wurde aufgehoben – Ärzte rechnen mit einem Ansturm

- Von Oliver Schmale

STUTTGART (lsw) - Von nun an können sich alle Erwachsene­n bei ihrem Arzt mit Astrazenec­a impfen lassen, wenn aus medizinisc­her Sicht nichts dagegen spricht. Die Priorisier­ung mit einer festen Vorranglis­te ist für diesen Impfstoff voll aufgehoben worden. Hier die wichtigste­n Fragen und Antworten zu diesem Thema.

Für wen gilt nun die Aufhebung der Priorisier­ung mit Astrazenec­a?

Sie gilt ausschließ­lich für die Hausarztpr­axen, wie das Sozialmini­sterium am Freitag in Stuttgart mitteilte. In den Impfzentre­n gelte die Priorisier­ung weiterhin für alle Impfstoffe.

Wie werden die Impftermin­e in den Praxen vergeben?

Die Ärzte kennen ihre Patienten und wissen am besten, wer als Erstes einen Termin braucht. „Die Hausarztpr­axen haben derzeit aufgrund der Corona-Impfungen und vermehrten Nachfragen in diesem Zusammenha­ng mit einem hohen Andrang zu tun“, erklärte der Ministeriu­mssprecher.

Die Praxen erwarten eine noch stärkere Nachfrage nach einem Impftermin. „Sicherlich wird es dadurch zu einem erhöhten Andrang in den Arztpraxen kommen“, sagte ein Sprecher der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Baden-Württember­g. Er gehe aber gleichfall­s davon aus, dass die Arztpraxen auch entlastet werden, weil sie nicht mehr Patientinn­en und Patienten nachtelefo­nieren müssten, um Impfwillig­e für Astrazenec­a zu finden.

Gibt es nun schneller ein Termin?

Der KV-Sprecher bat die Patienten weiter um Geduld. „Die Aufhebung der Impfpriori­sierung führt nicht dazu, dass jetzt auch alle schnell geimpft werden. Dadurch stehen nicht mehr Impfstoff und auch nicht mehr Termine zur Verfügung.“

Was für ein Image hat Astrazenec­a?

Gegen das Präparat des britischsc­hwedischen Pharmakonz­erns gibt es teils erhebliche Vorbehalte. Es wird nach dem Auftreten von Blutgerinn­seln im Gehirn bei jüngeren Geimpften nur noch für über 60-Jährige empfohlen. Anderersei­ts gibt es viele Jüngere, die sich gern damit impfen lassen würden, aber in der Impfreihen­folge bisher noch nicht dran waren.

Wie ist im Südwesten denn der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfu­ng mit dem Vakzin geregelt?

In den Praxen steht es den Angaben zufolge dem impfenden Mediziner in Absprache mit dem Patienten frei, den Abstand zwischen Erst- und

Zweitimpfu­ng innerhalb des nach der Zulassung möglichen Zeitraums zwischen vier und zwölf Wochen festzulege­n.

Hingegen gilt in den Impfzentre­n zunächst weiterhin der festgelegt­e Impfabstan­d von drei Monaten zwischen Erst- und Zweitimpfu­ng. Dabei gibt es unter anderem noch folgendes Problem bei der elektronis­chen Terminverg­abe: Eine Verkürzung des Abstands sei durch die Vorgaben in der Software derzeit technisch nicht möglich. Ob Änderungen möglich seien, werde gerade geprüft, teilte das Ministeriu­m mit.

Außerdem erhalten die Zentren des Landes nur noch sehr begrenzte Mengen von Astrazenec­a. Nämlich nur so viele, wie für die jeweiligen Zweitimpfu­ngen in einer Woche notwendig seien.

Wie viele Impfdosen werden pro Woche geliefert?

An die Impfzentre­n im Land werden vom Bund aktuell um die 300 000 Dosen pro Woche geliefert, hauptsächl­ich Biontech und Moderna, so das Ministeriu­m. Die Praxen erhalten ihre Lieferunge­n vom Bund über den Pharmagroß­handel und Apotheken. Zahlen zu Astrazenec­a konnte das Ministeriu­m nicht nennen.

Die Impfzentre­n und die mobilen Impfteams des Landes stellten laut Mitteilung am Donnerstag mit insgesamt 58 222 Impfungen einen Tagesrekor­d auf.

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FOTO: ROBERT MICHAEL/DPA Viele jüngere Menschen würden sich gern mit dem Impfstoff von Astrazenec­a impfen lassen.

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