Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mit Impfpass in den Urlaub
Wie Immunitätsausweise das Reisen ermöglichen sollen
BERLIN - Mit einem digitalen Immunitätsausweis soll Geimpften und Genesenen das Reisen erleichtert werden. Die entsprechende Smartphone-App ist für Ende Juni geplant. Sie komme jedoch viel zu spät, meinen Kritiker, vor allem mit Blick auf den Sommerurlaub vieler Menschen. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Reisen mit dem Impfpass – wie funktioniert das?
Im Idealfall so: Urlauber zeigen im Hotel, im Restaurant, vor dem Flug, im Freizeitpark ihren digitalen oder papiernen Immunitätsausweis vor und brauchen dann keine Tests auf das Coronavirus mehr nachzuweisen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) stellt den digitalen Ausweis für spätestens Ende Juni in Aussicht. Geplant ist, dass der Nachweis über Impfung oder Genesung per App im Smartphone erbracht werden kann, wahrscheinlich über die Corona-Warn-App des Bundes. Ähnlich wie beim Barcode eines Flug- oder Bahntickets sollen Impfstatus oder Genesung gescannt werden können, zum Beispiel am Flughafen. Ausgestellt werden kann der Nachweis nur in Impfzentren, Arztpraxen, Krankenhäusern oder Apotheken. Das Dokument soll kompatibel sein mit dem von der EU für Ende Juni, spätetesten Anfang Juli geplanten digitalen Immunitätsausweis. Beim Wirtschaftsrat der CDU hält man das Ziel Ende Juni, das Spahn nennt, ahber für zu wenig ambitioniert. „Die Entwicklung des digitalen Impfpasses muss beschleunigt werden“, sagt Generalsekretär Wolfgang
Steiger der „Schwäbischen Zeitung“. Seit fünf Monaten gebe es zugelassene Impfstoffe, „und schon wieder fragt man sich, warum so viel Zeit verloren wurde“. Dies sei vor allem deshalb ärgerlich, weil der Impfpass für viele einen unbeschwerten Sommerurlaub bedeuten könnte.
Was machen diejenigen, die keinen Immunitätsausweis haben?
Sie müssen sich darauf einstellen, dass sie zumindest bis zum Frühsommer nur mit einem negativen Corona-Test ins Land oder ins Hotel dürfen. In Griechenland zum Beispiel müssen Nichtgeimpfte bei der Einreise derzeit noch einen höchstens 72 Stunden alten negativen PCR-Test vorlegen. Die Quarantänepflichten für Rückkehrer aus den meisten EULändern werden dagegen wahrscheinlich in den kommenden Wochen entfallen.
Warum soll der Abstand zwischen den beiden AstrazenecaImpfungen verkürzt werden?
Damit die Zweitimpfung nicht mitten in den Sommerurlaub fällt. Minister Spahn formulierte es so: Es sei „lebenspraktisch“, bei Astrazeneca die Zeit zwischen den Impfungen von bisher vorgesehenen zwölf Wochen auf vier zu reduzieren. Das bewege sich im Rahmen der von der europäischen Arzneimittelagentur EMA empfohlenen Zeitspanne. Allerdings: Nach einer im britischen Fachjournal „The Lancet“veröffentlichten Studie beträgt die Schutzwirkung des Impfstoffs bei einer zwölfwöchigen Wartezeit auf die zweite Spritze 81 Prozent. Bei einem vierwöchigen Abstand sind es dagegen nur noch 55 Prozent.