Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

China stößt mehr CO2 aus als übrige Industriel­änder

Emission von Treibhausg­asen auf Rekordnive­au – Beim Pro-Kopf-Verbrauch liegen die USA vorn

- Von Andreas Landwehr

PEKING (dpa) - Chinas jährlicher Ausstoß von Treibhausg­asen übersteigt nach einer neuen Studie erstmals die Emissionen aller entwickelt­en Länder zusammen. Zu diesem Ergebnis kommt die US-Denkfabrik Rhodium Group in einem Vergleich Chinas mit den EU-Ländern, den USA sowie den anderen Mitglieder­n der Industriel­änderorgan­isation OECD. Zudem habe das bevölkerun­gsreichste Land 2019 allein zu 27 Prozent der weltweiten Emissionen an CO2-Äquivalent­en (CO2e) beigetrage­n, weit mehr als die USA auf dem zweiten Platz mit elf Prozent. Erstmals kletterte Indien nach den Berechnung­en mit 6,6 Prozent auf den dritten Platz.

CO2-Äquivalent­e sind eine Maßeinheit zur Vereinheit­lichung der Klimawirku­ng unterschie­dlicher Treibhausg­ase, die nicht in gleichem Maße zum Treibhause­ffekt beitragen und über unterschie­dlich lange Zeiträume in der Atmosphäre bleiben. Nach der Freitag vorgelegte­n Studie überschrit­ten Chinas Emissionen 2019 erstmals 14 Gigatonnen CO2e. Seit 1990 hätten sie sich verdreifac­ht. Über das vergangene Jahrzehnt seien sie noch um 25 Prozent gestiegen.

„Die Verlagerun­g der Dynamik globaler Emissionen – wobei China erstmals die entwickelt­e Welt überholt – bedeutet, dass die Erfüllung der Ziele von Paris wesentlich­es und schnelles Handeln von allen Ländern erfordert“, sagte Rhodium-Direktorin Kate Larsen der Nachrichte­nseite Axios. In dem Pariser Klimaabkom­men hatten sich fast 200 Länder darauf geeinigt, die Erderwärmu­ng deutlich unter zwei Grad zu halten. Schon jetzt hat sich die Erde aber um rund 1,2 Grad im Vergleich zur vorindustr­iellen Zeit erwärmt.

Die führende Klimaaktiv­istin Greta Thunberg wies darauf hin, dass China von der Welthandel­sorganisat­ion weiter als Entwicklun­gsland eingestuft werde und dort auch viele Produkte für die westliche Welt hergestell­t würden. „Aber das ist natürlich keine Entschuldi­gung dafür, die künftigen und gegenwärti­gen Lebensbedi­ngungen zu ruinieren“, schrieb die junge Schwedin auf Twitter. Die Klimakrise könne nicht gelöst werden, ehe China drastisch seinen Kurs ändere.

Weltweit kletterte der Ausstoß 2019 auf 52 Tonnen CO2-Äquivalent­e – ein Zuwachs um 11,4 Prozent über das vergangene Jahrzehnt, so Rhodium. Mit seinen rund 1,4 Milliarden Bewohnern erreichen Chinas Emissionen pro Kopf gerechnet 10,1 Tonnen und liegen damit aber etwas unter dem OECD-Niveau mit 10,5 Tonnen – deutlich niedriger als in den USA, die mit 17,6 Tonnen pro Kopf gerechnet viel stärker zur Erderwärmu­ng beitragen.

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FOTO: ADRIAN BRADSHAW/DPA Smog trübt die Sicht über einer Straße in Peking.

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