Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der kälteste April seit zwanzig Jahren

Der vergangene Monat war auffallend trocken und sonnensche­inreich, aber viel zu kalt

- Von Roland Roth

BAD SCHUSSENRI­ED - Während wir in den letzten 15 Jahren im April häufig mit viel vorgezogen­er Maiwärme verwöhnt wurden, hat er dieses Jahr sein wahres Gesicht gezeigt. Nach einem frühsommer­lichen Start in den Monat legte polare Kaltluft lange Zeit die Frühlingsg­efühle auf Eis.

So abgedrosch­en der Spruch auch sein mag, aber der April macht wirklich was er will. Zum Monatsbegi­nn rekordverd­ächtig warme 22 bis 27 Grad und kurz danach, praktisch über Nacht, spätwinter­lich kalt mit Schnee-, Schneerege­n- und Graupelsch­auern

und erhöhter Glättegefa­hr bis in die Niederunge­n herab. Besonders in etwas höheren Lagen wurde es zeitweilig nochmals richtig weiß. Nur gut, dass die Natur nicht so fortgeschr­itten war wie im Vorjahr, ansonsten wären die Schäden in den Sonderkult­uren noch größer als ohnehin schon.

Und mit diesem wechselhaf­ten und reichlich unterkühlt­en Wetterprog­ramm ging es trotz kurzzeitig etwas milderen Phasen bis über die Monatsmitt­e hinaus weiter. Obwohl die Sonne bereits so hoch stand wie Ende August, hatten die Temperatur­en selbst am Bodensee Mühe, wenigstens die Zehn-Grad-Marke zu erreichen. Und nachts blieb es vielfach frostig.

Vom 20. bis zum 27. übernahmen die Hochdruckg­ebiete „Renate“und „Sandra“das Regiment und bescherten uns viel Sonnensche­in und tagsüber endlich laues Frühlingsw­etter, doch das Wärmedefiz­it konnten die beiden nicht mehr aufholen. So geht dieser April mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 6,7° Grad (Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020: 9,1 Grad) als kältester seit 2001 in die Statistik der Wetterkund­ler ein. Dabei wurden verbreitet 8 bis 14 Frosttage registrier­t. Derartige Temperatur­verhältnis­se

waren allerdings noch bis in die 80er und 90er Jahre hinein der Normalfall. Daran mag man erkennen, wie sehr sich das Klima in unseren Breiten verändert hat.

Was die Sonnensche­indauer und die Niederschl­agsverhält­nisse anbelangt, hat sich der Trend fortgesetz­t. Mit 204,7 Sonnenstun­den, gemessen an der Zentrale in Bad Schussenri­ed, lag dieser April deutlich über dem 30-jährigen Mittelwert von 162,3 Stunden. Und der Monat war erneut überall erheblich zu trocken. An den meisten der 250 Stationen im Messnetz der Wetterwart­e Süd wurden lediglich 20 bis 35 Liter Nass auf den

Quadratmet­er verzeichne­t und damit noch nicht einmal die Hälfte der sonst üblichen Regenmenge­n. Im Windschatt­en der Schwäbisch­en Alb waren es teilweise sogar nur um die 15 Liter, und auch in den Staulagen des Allgäus kam nur Wetterbeob­achter Stefan Kitzelmann in Wangen-Atzenberg auf 42 Liter pro Quadratmet­er.

Aber alles neu macht ja bekanntlic­h der Mai. Und der hat sich in den vergangene­n Jahren des Öfteren als wahrer Regenmonat gezeigt. Das Nass käme der Natur gelegen, wenn auch die meisten von uns auf einen schönen und vor allem warmen Wonnemonat hoffen.

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