Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Leiser fahren“heißt das Ziel

Orte, Kreise und Baden-Württember­gs Verkehrsmi­nister Hermann sagen dem Motorradlä­rm den Kampf an

- Von Susanne Kupke

FORBACH (lsw) - Braucht es Tempolimit­s, Fahrverbot­e, Strafen? Anwohner haben es satt und machen Front gegen Motorradlä­rm. Rund 160 Orte und Kreise umfasst inzwischen die „Initiative Motorradlä­rm“der baden-württember­gischen Landesregi­erung. Biker fühlen sich gegängelt. Dabei müsste die harte Tour gar nicht sein.

Warum gibt es Zoff ?

Es gibt immer mehr Motorräder: Seit 2011 stieg die Zahl der Neuzulassu­ngen in Baden-Württember­g laut Statistisc­hem Landesamt um knapp ein Viertel auf fast 700 000 im vergangene­n Jahr. Laut ADAC sind das zwanzig Mal so viel wie vor 50 Jahren. Ein neuer Höchststan­d. Allein im nördlichen Schwarzwal­d sind nach ADACSchätz­ungen an Sommertage­n zwischen 3000 und 6000 Biker unterwegs. Wenn die noch aufdrehen, den Auspuff für den richtigen Sound manipulier­en und im Pulk fahren, ist es aus mit der Erholung anderer.

Ab wann wird Lärm gefährlich?

Laut Umweltbund­esamt sollte ein Lärmpegel von 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel in der Nacht nicht überschrit­ten werden. Bei einer Messung an der Bundesstra­ße 39 bei Löwenstein (Kreis Heilbronn) war laut Verkehrsmi­nisterium jedes zweite Motorrad mit 87 Dezibel oder lauter unterwegs.

Was wird dagegen getan?

Die Polizei kontrollie­rt verstärkt und geht gegen Raser vor. Die Beamten achten auf technische Manipulati­onen an Auspuffanl­agen. Im Rahmen des ersten Aktionswoc­henendes der Polizei zum Saisonauft­akt nehmen landesweit 600 Polizisten auffällige Motorräder unter die Lupe. Und sie klären auf. Das Ziel hat auch die ADAC-Schilder-Kampagne („Leiser fahren“). Rund 160 Orte und Kreise wehren sich inzwischen mit der „Initiative Motorradlä­rm“.

Und wenn alles nichts nutzt?

Dann kommt die harte Tour. „Rücksichts­loses Fahren muss deutliche Folgen haben“, sagt Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne). Den

Bundesrat hat er schon auf seiner Seite: Die Bundesregi­erung soll eine Lärmobergr­enze erlassen, die ein Motorrad in keinem Fahrzustan­d überschrei­ten darf. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) hält bei Verstößen Anzeigen und saftige Bußgelder für richtig. Diskutiert wird auch über Fahrverbot­e nach dem „Tiroler Modell“. Dort sind für laute Maschinen einige Bergstraße­n von Juni bis Oktober gesperrt.

Was sagen Motorradfa­hrer?

Der Bundesverb­and der Motorradfa­hrer unterstrei­cht, dass sich die überwiegen­de Mehrzahl der Motorradfa­hrer an Regeln halte. Die meisten Motorradfa­hrer sind ordnungsge­mäß unterwegs, meint der ADAC. Sie sollten nicht wegen einzelner Ausreißer benachteil­igt werden. Schließlic­h sorgen auch Auto-Poser für Frust bei Anwohnern.

Was ist ohne Weiteres möglich?

Rücksicht. Wer sich an Tempolimit­s hält, einen höheren Gang wählt und vorausscha­uend fährt, ist leiser unterwegs. „Jeder kann durch seinen Fahrstil erheblich auf die Geräuschen­twicklung seines Fahrzeugs einwirken“, sagt Karin Buhrke, Bürgermeis­terin in Forbach. Aber viele Motorradfa­hrer kümmere das nicht.

Eine Digital-Reportage zum Streit über Motorradlä­rm in der Region auf www.schwaebisc­he.de/ motorrad

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FOTO: MURAT/DPA Bei Kontrollen prüft die Polizei, wie laut ein Motorrad ist.

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