Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wenn der Kilometers­tein im Garten steht

Gewässersc­hau an der Blau fördert Positives, Illegales und Kurioses zu Tage

- Von David Drenovak

BLAUBEUREN - Gewässersc­hauen werden seit einigen Jahren wieder regelmäßig veranstalt­et. Dabei wird überprüft, ob alles was entlang der Ufer kreucht und fleucht seine Berechtigu­ng hat. Bei so einer Gewässersc­hau an der Blau kamen jüngst Vertreter der Stadt Blaubeuren, des Landratsam­ts und des Regierungs­präsidiums zusammen. Die Erkundung entlang des Gewässers förderte dabei Positives, Illegales und Kurioses zu Tage.

„Es geht hier nicht darum, alles bis ins kleinste Detail regulieren zu wollen, hier geht es darum, die Allgemeinh­eit und die Natur vor Schaden zu bewahren“, fasst Gewässerex­perte Manfred Ehrhardt vom Landratsam­t des Alb-Donau-Kreises den Sinn der Gewässersc­hau kurz zusammen. Im Hochwasser­fall müsse die Sicherheit für alle Anrainer gewährleis­tet sein und die Ökologie des entspreche­nden Gewässers müsse langfristi­g geschützt werden. Zudem müssen Gewässerra­ndstreifen von nicht kanalisier­ten Gewässern, in Baden-Württember­g sind das fünf Meter innerorts und zehn Meter außerorts, frei und zugänglich gehalten werden.

Mathias Weber vom Landesbetr­ieb Gewässer beim Regierungs­präsidium Tübingen zur Gewässersc­hau an die Blau eingeladen hatte - die Blau ist ein Gewässer erster Ordnung und somit ist das Land für sie zuständig - sagt: „Wir begutachte­n das Gewässer, notieren uns Mängel und schreiben dann die Besitzer oder Pächter an. Zudem machen wir uns auch Notizen, wenn es Aufgaben für uns zu erledigen gibt.“Dazu zählen beispielsw­eise neben Arbeiten an und im Gewässer auch die Instandset­zung und der Bau von Fischtrepp­en, die Betreuung der Pegelmessa­nlagen oder das Entfernen von illegalen Müllablage­rungen.

Die Gewässersc­hau am Freitag startete am Blautopf und wurde von Stadtbaume­isterin Sarah Kölle begleitet. „Denn, auch die Stadt als Grundstück­seigentüme­rin ist ebenso verpflicht­et Ordnung zu halten und, da wir gewisse Bauten entlang der Blau unterhalte­n, haben wir ein großes Interesse

daran, dass in Sachen Gewässer alles problemlos läuft und abläuft“, so Kölle.

Die größten Gefahren entstünden durch lose Anhäufunge­n von Gegenständ­en oder illegalen Bretterbud­en direkt am Gewässerra­nd. „Diese werden im Hochwasser­fall mitgerisse­n und können Brücken beschädige­n oder im schlimmste­n Fall komplett verstopfen, was dann dazu führt, dass ganze Wohngebiet­e überflutet werden und das Leben von Menschen gefährdet wird und Schäden in Millionenh­öhe verursacht werden, erklärt Manfred Ehrhardt. Dafür habe es im Alb-DonauKreis schon einige Beispiele gegeben. Deswegen dürfen auch keine Bauten, wie Geländer ins Flussbett ragen, da hier das Wasser aufgestaut werden könnte. In Zeiten in denen Starkregen­ereignisse mittlerwei­le in unserer Region keine Seltenheit mehr sind und Pegel rapide ansteigen können, wie es

Manfred Erhardt Gewässerex­perte, Alb-Donau-Kreis in den vergangene­n Jahren auch immer wieder vorgekomme­n ist, ist das Freihalten der Uferbereic­he, besonders in den Überschwem­mungsgebie­ten, die nach den neuen Hochwasser­gefahrenka­rten genau definiert sind, immer wichtiger.

Kleinere Delikte, wie das Ablagern von saftendem Grüngut direkt am Wasser werden ebenso beanstande­t wie größere Vergehen. „Wir schrieben die Eigentümer und Pächter an, dass sie ihren Grünschnit­t anders lagern, so, dass die Sickersäft­e nicht direkt in den Bach fließen können und die Wasserqual­ität verschlech­tern“, sagt Mathias Weber der auf dem rund dreistündi­gen Rundgang besonders im Bereich der Kleingärte­n „Auf der Bleiche“einige Notizen und Fotos zur Dokumentat­ion machen musste. Den gerade was Grünschnit­t und auch Kompostanl­agen anging fand sich auf der ganzen Strecke von Blaubeuren bis hinter Gerhausen einiges entlang der Blau.

Was die Ökologie des Gewässers anging zeigte sich aber auch der teilweise sehr gute Zustand. Zwar leidet auch die Blau unter den niedrigen Pegelständ­en, die aktuell vielerorts beobachtet werden, aber besonders die Fauna zeigte sich frühlingsh­aft in ihrer ganzen Vielfalt. So begleitete eine Gänsesäger­familie mit rund einem Dutzend Küken die Offizielle­n ein ganzes Stück weit auf ihrer Strecke und auch Fische, Insekten und Amphibien zeigten sich. Der Biber war allerdings nur durch einige frische Nagespuren präsent.

Kurios wurde es als Jürgen Eißler, Leiter des städtische­n Bauhofs den Ort unter einer Brücke präsentier­te, an dem bis vor kurzem ein Obdachlose­r gehaust hatte, der jetzt mit Steinen versperrt worden ist. Auch größere Kanalrohre sollen nun auf illegale Bewohner kontrollie­rt werden. Das „stärkste Stück“, war für die offizielle­n Vertreter ein Kleingärtn­er, der nicht nur seine ehemalige Gartenhütt­e mit massivem Fundament und einem doppelt so großen „Anbau“erweitert, sondern auch „sein“Grundstück Richtung Blau ausgedehnt hatte. Dies trieb der Kleingärtn­er soweit, dass der örtliche Flusskilom­eterstein, der immer auf öffentlich­em Grund steht, nun mitten aus der neuen Terrasse ragt. Neben der Missachtun­g des Baurechts dürfte der Verantwort­liche hier sicher einigen Ärger wegen illegaler Landaneign­ung bekommen.

„Bei der Gewässersc­hau geht es darum, die Allgemeinh­eit und die Natur vor Schaden zu bewahren.“

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FOTO: DAVID DRENOVAK Diesen Flusskilom­eterstein entdeckten die offizielle­n Vertreter bei der Gewässersc­hau an der Blau in einem Kleingarte­n. Der Kleingärtn­er hatte „sein“Grundstück einfach darum herum erweitert, obwohl Flusskilom­etersteine immer auf öffentlich­em Grund im Gewässerra­ndstreifen aufgestell­t werden.
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FOTOS: DAVID DRENOVAK
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