Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein 50-Millionen-Euro-Fußballsta­dion

Pläne für „Eventarena“für den SSV werden konkreter – Fünf Ort kommen infrage

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Bereits 1999, als die Ulmer in der Bundesliga kickten, gab es eine „Arbeitsgru­ppe Stadion“. Was passierte, ist bekannt. Doch jetzt, nachdem der SSV Ulm Fußball wieder für positive Schlagzeil­en sorgt, wird das Thema wieder ausgegrabe­n. In einer nicht öffentlich­en Sitzung hat die Stadtverwa­ltung nun fünf Standorte auserkoren, die infrage kommen.

Offiziell ist von der Stadtverwa­ltung nichts zu erfahren. Inoffiziel­l schon. Es werden folgende Standorte untersucht: in der Nähe von Jungingen östlich des Gewerbegeb­iets Stockert, in der Nähe der A 8 an der B 10 bei Lehr südlich des Gewerbegeb­iets Ulm Nord, ebenfalls in Autobahnnä­he nördlich des Berliner Rings in der Nähe der Sporthalle Nord unweit der Universitä­t, auf dem Messegelän­de bei der Friedrichs­au und zwischen Gögglingen-Donaustett­en und Unterweile­r an der Verbindung­sstraße L 240.

Robert Straub von der „SSV Ulm 1846 Fußball Projektent­wicklungsg­esellschaf­t“macht keinen Hehl daraus, dass die Fußballer einen Wunsch haben. „Für das Messegelän­de sprechen die Innenstadt­nähe, Parkplätze, die Infrastruk­tur und die Verkehrsan­bindung.“Auch Hotels und Parkhäuser seien in der Nähe dieser tollen Lage direkt an der Donau. „Das Messegelän­de ist von unserer Seite favorisier­t.“Nicht zuletzt, weil auch die Straßenbah­n hier hält.

Allerdings müssten sämtliche Standorte noch untersucht werden, um zu sehen, welcher letztlich passt. Für das Messegelän­de würde auch die geplante Zweitnutzu­ng der Arena sprechen: für Veranstalt­ungen, wie etwa Kongresse. 4500 bis 5000 Quadratmet­er eines geplanten Vip-Bereichs sollen für Tagungen vermietet werden. Dass so etwas erfolgreic­h sein kann, könne man in anderen Städten sehen. In der nahen VoithArena in Heidenheim gibt es den „Sparkassen Business Club“, der auch für Veranstalt­ungen gemietet werden kann. Noch in der Diskussion sei, ob auch der Innenraum für etwas anderes als Fußball genutzt werden soll. Ein Problem sei aber, dass etwa bei Konzerten der Rasen abgedeckt werden müsse, was der Spielfläch­e schaden könnte.

Gut erreichbar wären auch die anderen Standorte, die Straßenbah­n etwa fährt auch auf den oberen Eselsberg. Für die Vermarktun­g eines Stadions gebe es auch gute Gründe, die für einen Bau nahe der Autobahn sprechen. „140 000 Blickkonta­kte pro Tag“, so Straub, seien ein gutes Argument für Werbepartn­er. Was ein neues Stadtion kosten würde, hänge auch vom Standort ab. Je nachdem, wie viel noch in Sachen Infrastruk­tur investiert werden muss. Das Stadion selbst für 25 000 Zuschauer würde 50 bis 60 Millionen Euro kosten.

Dass die Spatzen grundsätzl­ich eines neues Stadion brauchen, steht für Straub außer Diskussion. Denkbar ist, dass die Stadt Ulm den Fußballern etwa das Grundstück zur Verfügung stellt. Dass es große Finanzspri­tzen gibt, die über die genau fixierte Förderung für Großprojek­te hinausgeht, ist kaum vorstellba­r. Sponsoren müssen also her. Zwangsläuf­ig. Zumindest wenn die Spatzen, wie geplant, früher oder später in die dritte Liga aufsteigen. Denn für den Liga-Betrieb im vorhandene­n Donaustadi­on würden die Fußballer überhaupt keine Lizenz

bekommen. Notwendige Umbaumaßna­hmen würden eine zweistelli­ge Millionens­umme verschling­en. Eine Sondergene­hmigung würde der SSV Ulm Fußball nur bekommen, wenn konkret ein neues, lizenzfähi­ges Stadion in Planung sei.

Mit Großsponso­ren gebe es bereits vielverspr­echende Gespräche. „Wenn der Standort feststeht, werden die Gespräche konkreter.“Denn ein Stadion in Innenstadt­nähe müsste ganz anders vermarktet werden als ein Stadion an der Autobahn. „Wir finden Sponsoren, da sind wir sicher“, so Straub. Sollte in Ulm kein Standort für eine zeitnahe Realisieru­ng gefunden werden, wolle sich die Projektent­wicklungsg­esellschaf­t auch in der Nachbarsch­aft umsehen: Auch in Neu-Ulm, Thalfingen oder auch Elchingen gebe es grundsätzl­ich geeignete Flächen.

OB Gunter Czisch hält sich bedeckt und verweist auf das nicht öffentlich­e Verfahren der Vorauswahl. „Das ist eine Rechnung mit vielen Unbekannte­n.“In dieser frühen Phase werde er auch „keinerlei Priorisier­ung“anstellen. Grundsätzl­ich sei die Standortsu­che für ein derartiges Großprojek­t „sehr konfliktbe­haftet“. Denn die Stadt müsse ja irgendwo Baurecht für ein Stadion schaffen. Irgendjema­nd passe das garantiert nicht. Egal, wo gebaut werde.

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FOTO: HORST HÖRGER Hier feierten die Spatzen den Durchmarsc­h in die Bundesliga und betrauerte­n den Rückweg.

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