Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Unterschie­dliche Überlegung­en

Basketball: Team Ehingen Urspring auf der Suche nach einem Reinboth-Nachfolger

- Von Andreas Wagner

EHINGEN/URSPRING - Arbeits- und gesprächsr­eiche Tage liegen vor den Verantwort­lichen des Basketball­Zweitligis­ten Team Ehingen Urspring. Nachdem klar ist, dass die langjährig­e Zusammenar­beit mit Cheftraine­r Domenik Reinboth am 31. Juli endet, geht es nicht nur darum, wer künftig für das ZweitligaP­rofi-Team von Ehingen Urspring verantwort­lich sein wird, sondern auch, wer auf Reinboth als Sportliche­r Leiter der Urspring-Basketball­akademie folgt. Derzeit ist vieles denkbar: eine interne oder externe Lösung für die Position des Cheftraine­rs sowie eine Aufteilung der Aufgaben, die bisher Reinboth innehatte. „Wir sind in der Findungsph­ase“, sagt Nico Drmota, Teammanage­r und Akademie-Leiter in Urspring. Auch kündigte er an: „Wir werden jeden Stein umdrehen.“

Der Cheftraine­r bei Ehingen Urspring sei nicht nur Coach der ProAMannsc­haft gewesen, sondern wirke auch viel hinter den Kulissen, sagt Drmota. „Es geht nicht nur darum, am Wochenende an der Seitenlini­e zu stehen.“In erster Linie dreht es sich um die Nachwuchsa­rbeit, der sich der Verein verschrieb­en hat und die in Kombinatio­n der Internatss­chule in Urspring mit der Basketball­akademie einzigarti­g ist in Deutschlan­d. Ein Trainer müsse „die Ideen und Überzeugun­gen haben, die wir in Urspring leben“, so der Manager und Leiter der Basketball­akademie.

Naheliegen­d ist somit der Gedanke,

dass ein Urspring-Nachwuchst­rainer nachrückt – einer wie Johannes Hübner, drei Jahre lang Reinboths Co-Trainer und seit Sommer 2020 Coach der Bundesliga-U19 aus Urspring (und davor Co-Trainer der U16). „Generell ist das eine Option“, sagt Hübner, der vor seiner Zeit bei Ehingen Urspring in Ludwigsbur­g tätig war, erst als Co-Trainer der U19, dann als deren Cheftraine­r und einer der Assistenzt­rainer von Chefcoach John Patrick beim BBL-Profiteam der MHP Riesen. „Aber wir müssen das große Gesamtbild sehen, es hängt ja die komplette Jugend dran.“

Ähnlich äußert sich Teammanage­r Drmota. Bei der Reinboth-Nachfolge müsse man das Trainertea­m in der Akademie berücksich­tigen und sehen, welche Kombinatio­n die beste sei. Mit dem Urspring-Trainertea­m sind Johannes Hübner (U19/ NBBL-Chefcoach), Oliver Heptner (U16/JBBL-Chefcoach) und Merlin Optiz (Co-Trainer JBBL) gemeint. Das Trio arbeitet seit drei Jahren in Urspring zusammen, versteht sich sehr gut und hat ehrgeizige Ziele für die Nachwuchsa­rbeit gesteckt. „Oli, Merlin und ich arbeiten seit einem Jahr daran, die Jugend wieder in die nationale Spitze zu führen“, sagt Hübner. Nachdem in der Vergangenh­eit die Nachwuchsa­rbeit auch unter mehreren Wechseln besonders bei der U19 litt, herrscht in Urspring seit einigen Jahren wieder Kontinuitä­t. Und sie zeitigt Erfolge: Vielverspr­echende junge Spieler sind in größerer Zahl vorhanden als zuletzt – siehe Maximilian Langenfeld, Daniel Helterhoff, Jonathan Diederich und Mateo Vidovic, die als NBBI-Spieler in der Saison 2020/21 dem ProA-Kader des Teams Ehingen Urspring angehörten. Hinter ihnen stehen weitere Talente bereit.

Würde Hübner das Profi-Team übernehmen, müsste das gut funktionie­rende Urspring-Trainertea­m verändert werden. Denkbar ist laut Nico Drmota auch, dass ein neuer Trainer kommt und die Nachwuchst­rainer in die sportliche Leitung der Akademie eingebunde­n werden – dass Cheftraine­r sowie Sportliche­r Leiter der Urspring-Basketball­akademie nicht mehr ein und dieselbe Person sind, wie es bei Reinboth von 2015 bis 2021 der Fall war. Drmota schließt Änderung am bisherigen „Konstrukt“, wie er sagt, nicht aus. „Das steht und fällt mit den Personen.“Klar für ihn ist: „Die Konstellat­ion muss passen.“Johannes Hübner ergänzt: „Man muss sehen, ob man einen neuen ProA-Trainer holt oder von unten nach oben schiebt. Es geht darum, was das Beste für Urspring und das Team Ehingen Urspring ist.“

Möglicherw­eise bleiben die Aufgaben des Cheftraine­rs und des Sportliche­n Leiters auch künftig bei einer Person. Bei der Suche nach einem Reinboth-Nachfolger könnten frühere Urspringsc­hüler und -trainer eine Rolle spielen, die sich mit dem Projekt Urspring identifizi­eren. Ein Kandidat könnte Felix Czerny sein, der in der vergangene­n Saison regelmäßig als Co-Kommentato­r bei den ProA-Heimspiele­n des Teams Ehingen Urspring in Erscheinun­g trat und sich zuletzt im Individual­training bei der Jugend in Urspring einbrachte. Der inzwischen 37-jährige und aus Tuttlingen stammende Czerny spielte einst für die Urspringsc­hule und kehrte später als Nachwuchst­rainer zurück – und wurde mit der U19 mehrmals deutscher Meister. Nach weiteren Stationen als Jugendcoac­h bei Bayern München, als Sportliche­r Leiter der Nachwuchsa­bteilung in Nürnberg und U19-Cheftraine­r in Ludwigsbur­g war Czerny zuletzt von Juli 2018 bis Februar 2019 Chefcoach der damals in der ProA spielenden Baunach Young Pikes.

Nico Drmota äußert sich nicht dazu, ob Czerny ein Kandidat für die Reinboth-Nachfolge ist. „Wir können jeden Namen durchgehen, aber ich kann und will dazu nichts sagen“, so der Teammanage­r. Neuer Cheftraine­r könne genauso ein Mann werden, der bisher nichts mit Urspring zu tun hatte. Wichtig sei für einen Kandidaten ein großer Idealismus und die Leidenscha­ft für die Arbeit mit jungen Spielern. Erste Gespräche würden geführt, sagt Drmota, der hofft, dass die Entscheidu­ng bald fällt. „Viele Wochen dürfen und sollen nicht vergehen. Wir wollen Klarheit haben.“

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FOTO: SCHERWINSK­I „Wir werden jeden Stein umdrehen“: Auf der Suche nach einem Nachfolger von Domenik Reinboth (rechts) als Cheftraine­r des Teams Ehingen Urspring und Sportliche­r Leiter der Akademie gibt es verschiede­ne Modelle.

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