Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Unterschiedliche Überlegungen
Basketball: Team Ehingen Urspring auf der Suche nach einem Reinboth-Nachfolger
EHINGEN/URSPRING - Arbeits- und gesprächsreiche Tage liegen vor den Verantwortlichen des BasketballZweitligisten Team Ehingen Urspring. Nachdem klar ist, dass die langjährige Zusammenarbeit mit Cheftrainer Domenik Reinboth am 31. Juli endet, geht es nicht nur darum, wer künftig für das ZweitligaProfi-Team von Ehingen Urspring verantwortlich sein wird, sondern auch, wer auf Reinboth als Sportlicher Leiter der Urspring-Basketballakademie folgt. Derzeit ist vieles denkbar: eine interne oder externe Lösung für die Position des Cheftrainers sowie eine Aufteilung der Aufgaben, die bisher Reinboth innehatte. „Wir sind in der Findungsphase“, sagt Nico Drmota, Teammanager und Akademie-Leiter in Urspring. Auch kündigte er an: „Wir werden jeden Stein umdrehen.“
Der Cheftrainer bei Ehingen Urspring sei nicht nur Coach der ProAMannschaft gewesen, sondern wirke auch viel hinter den Kulissen, sagt Drmota. „Es geht nicht nur darum, am Wochenende an der Seitenlinie zu stehen.“In erster Linie dreht es sich um die Nachwuchsarbeit, der sich der Verein verschrieben hat und die in Kombination der Internatsschule in Urspring mit der Basketballakademie einzigartig ist in Deutschland. Ein Trainer müsse „die Ideen und Überzeugungen haben, die wir in Urspring leben“, so der Manager und Leiter der Basketballakademie.
Naheliegend ist somit der Gedanke,
dass ein Urspring-Nachwuchstrainer nachrückt – einer wie Johannes Hübner, drei Jahre lang Reinboths Co-Trainer und seit Sommer 2020 Coach der Bundesliga-U19 aus Urspring (und davor Co-Trainer der U16). „Generell ist das eine Option“, sagt Hübner, der vor seiner Zeit bei Ehingen Urspring in Ludwigsburg tätig war, erst als Co-Trainer der U19, dann als deren Cheftrainer und einer der Assistenztrainer von Chefcoach John Patrick beim BBL-Profiteam der MHP Riesen. „Aber wir müssen das große Gesamtbild sehen, es hängt ja die komplette Jugend dran.“
Ähnlich äußert sich Teammanager Drmota. Bei der Reinboth-Nachfolge müsse man das Trainerteam in der Akademie berücksichtigen und sehen, welche Kombination die beste sei. Mit dem Urspring-Trainerteam sind Johannes Hübner (U19/ NBBL-Chefcoach), Oliver Heptner (U16/JBBL-Chefcoach) und Merlin Optiz (Co-Trainer JBBL) gemeint. Das Trio arbeitet seit drei Jahren in Urspring zusammen, versteht sich sehr gut und hat ehrgeizige Ziele für die Nachwuchsarbeit gesteckt. „Oli, Merlin und ich arbeiten seit einem Jahr daran, die Jugend wieder in die nationale Spitze zu führen“, sagt Hübner. Nachdem in der Vergangenheit die Nachwuchsarbeit auch unter mehreren Wechseln besonders bei der U19 litt, herrscht in Urspring seit einigen Jahren wieder Kontinuität. Und sie zeitigt Erfolge: Vielversprechende junge Spieler sind in größerer Zahl vorhanden als zuletzt – siehe Maximilian Langenfeld, Daniel Helterhoff, Jonathan Diederich und Mateo Vidovic, die als NBBI-Spieler in der Saison 2020/21 dem ProA-Kader des Teams Ehingen Urspring angehörten. Hinter ihnen stehen weitere Talente bereit.
Würde Hübner das Profi-Team übernehmen, müsste das gut funktionierende Urspring-Trainerteam verändert werden. Denkbar ist laut Nico Drmota auch, dass ein neuer Trainer kommt und die Nachwuchstrainer in die sportliche Leitung der Akademie eingebunden werden – dass Cheftrainer sowie Sportlicher Leiter der Urspring-Basketballakademie nicht mehr ein und dieselbe Person sind, wie es bei Reinboth von 2015 bis 2021 der Fall war. Drmota schließt Änderung am bisherigen „Konstrukt“, wie er sagt, nicht aus. „Das steht und fällt mit den Personen.“Klar für ihn ist: „Die Konstellation muss passen.“Johannes Hübner ergänzt: „Man muss sehen, ob man einen neuen ProA-Trainer holt oder von unten nach oben schiebt. Es geht darum, was das Beste für Urspring und das Team Ehingen Urspring ist.“
Möglicherweise bleiben die Aufgaben des Cheftrainers und des Sportlichen Leiters auch künftig bei einer Person. Bei der Suche nach einem Reinboth-Nachfolger könnten frühere Urspringschüler und -trainer eine Rolle spielen, die sich mit dem Projekt Urspring identifizieren. Ein Kandidat könnte Felix Czerny sein, der in der vergangenen Saison regelmäßig als Co-Kommentator bei den ProA-Heimspielen des Teams Ehingen Urspring in Erscheinung trat und sich zuletzt im Individualtraining bei der Jugend in Urspring einbrachte. Der inzwischen 37-jährige und aus Tuttlingen stammende Czerny spielte einst für die Urspringschule und kehrte später als Nachwuchstrainer zurück – und wurde mit der U19 mehrmals deutscher Meister. Nach weiteren Stationen als Jugendcoach bei Bayern München, als Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung in Nürnberg und U19-Cheftrainer in Ludwigsburg war Czerny zuletzt von Juli 2018 bis Februar 2019 Chefcoach der damals in der ProA spielenden Baunach Young Pikes.
Nico Drmota äußert sich nicht dazu, ob Czerny ein Kandidat für die Reinboth-Nachfolge ist. „Wir können jeden Namen durchgehen, aber ich kann und will dazu nichts sagen“, so der Teammanager. Neuer Cheftrainer könne genauso ein Mann werden, der bisher nichts mit Urspring zu tun hatte. Wichtig sei für einen Kandidaten ein großer Idealismus und die Leidenschaft für die Arbeit mit jungen Spielern. Erste Gespräche würden geführt, sagt Drmota, der hofft, dass die Entscheidung bald fällt. „Viele Wochen dürfen und sollen nicht vergehen. Wir wollen Klarheit haben.“