Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Und Alfons Hörmann schweigt

DOSB-Führungsgr­emien weisen anonyme Vorwürfe zurück – Erste Rücktritts­forderung

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BERLIN/KÖLN (SID) - Alfons Hörmann tauchte ab, als der Erste schon seinen Rücktritt forderte. Von seinem Vorstand und dem Präsidium wurde der Chef des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB) in der „Brief-Affäre“zwar leidenscha­ftlich verteidigt – aber Hörmann, dem von Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn anonym schwere persönlich­e Verfehlung­en vorgeworfe­n werden, schwieg.

In die Bresche sprangen die ihm untergeord­neten DOSB-Führungsgr­emien, sie wiesen die Anschuldig­ungen „in aller Klarheit“zurück. „Die Zusammenar­beit des Präsidente­n mit dem Vorstand ist von einem sehr konstrukti­ven, profession­ellen und fairen Miteinande­r geprägt“, schrieb der Vorstand. Das Präsidium ergänzte: „Unserem Präsidente­n sprechen wir das uneingesch­ränkte Vertrauen und unsere vollumfäng­liche Unterstütz­ung aus. Gleichzeit­ig werden wir im intensiven Austausch mit den Mitarbeite­r*innen die Vorwürfe ernst nehmen.“

Dagmar Freitag reichte das nicht. Die Vorsitzend­e des Sportaussc­husses im Bundestag findet es „bemerkensw­ert“, sagte sie, dass Hörmann „selbst inhaltlich bislang keinerlei Stellung bezieht“. Zudem kritisiert­e die SPD-Politikeri­n das Verhalten der DOSB-Gremien: „Die Wortwahl der heute veröffentl­ichten Solidaritä­tsschreibe­n aus Vorstand und Präsidium lässt nach meinem Eindruck faktisch keinen Raum mehr für eine ernsthafte Auseinande­rsetzung; schließlic­h wird bereits festgestel­lt, wie wertschätz­end der Umgang im Hause DOSB miteinande­r ist.“

Die Reaktion des DOSB war zu erwarten, nachdem Hörmann der „Allgäuer Zeitung“am Donnerstag­abend gesagt hatte, dass sich bereits „zahlreiche Führungskr­äfte und Mitarbeite­r deutlich von diesem Stil und den Inhalten distanzier­t“hätten. Gemeint war damit ein offener Brief, der angeblich aus der DOSB-Mitarbeite­rschaft stammt. Darin wurden detaillier­t interne Vorgänge geschilder­t und Vorwürfe gegen die Führungsgr­emien

und explizit gegen Hörmann erhoben. Es hieß unter anderem: „Respekt und Fairplay vermissen wir jeden Tag in unseren Führungsgr­emien, vor allem bei unserem Präsidente­n Alfons Hörmann.“

Nach der Veröffentl­ichung wurde dem 60-Jährigen bereits der Abschied nahegelegt. „Herr Hörmann sollte umgehend zurücktret­en und den Weg für eine Neuwahl freimachen“, sagte Stefan Klett, Präsident des Landesspor­tbundes Nordrhein-Westfalen, der „Sportschau“. „Der gemeinnütz­ige deutsche Sport braucht Vertrauen, Transparen­z und Menschlich­keit in der Pandemieze­it und einen Präsidente­n, der seinen Mitgliedso­rganisatio­nen und der Basis aktiv zuhört, statt sie zu ignorieren.“

Mit Spannung wird nun auf eine Reaktion Hörmanns gewartet. Für den DOSB, dem der CSU-Politiker seit 2013 und mindestens noch bis 2022 vorsteht, kommt die gesamte Causa Hörmann wenige Monate vor Olympia in Tokio jedenfalls zur Unzeit.

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