Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Subvention­en locken Filmemache­r nach Griechenla­nd

Mindestens 18 internatio­nale Produktion­en sollen gedreht werden

- Von Takis Tsafos und Alexia Angelopoul­ou

ATHEN (dpa) - Daniel Craig, Tom Hanks, Jamie Lee Curtis – sie und viele andere Stars sollen in diesem Jahr in Griechenla­nd vor der Kamera stehen. Das Land lockt die Filmproduz­enten mit hohen Subvention­en und Hilfe bei der Bürokratie.

Für Filme wie „Alexis Sorbas“, „Corellis Mandoline“und den Taucher-Kultfilm „Im Rausch der Tiefe“ist Griechenla­nd berühmt – doch sie alle liegen Jahrzehnte zurück. Lange vermieden Filmemache­r das südeuropäi­sche Land. Zu komplizier­t die Bürokratie, auch Subvention­en gab es kaum. Das ist nun anders. Ein Gesetz aus dem Jahr 2017 beschert Griechenla­nd derzeit einen wahren FilmBoom, heißt es bei der griechisch­en Filmkommis­sion. Der Staat bietet Subvention­en in Höhe von 40 Prozent der Produktion­skosten, sofern ein griechisch­er Produzent an dem Vorhaben beteiligt ist.

Im laufenden Jahr sollen in Griechenla­nd mindestens 18 Filme gedreht werden, manche mit höchst prominente­r Besetzung, wie griechisch­e Medien berichten. Erwartet werden unter anderem Schauspiel­er wie Daniel Craig, Tom Hanks, Léa

Seydoux und Jamie Lee Curtis sowie Regisseur David Cronenberg.

„In den vergangene­n drei Jahren hatten wir durch das neue Gesetz fast 500 Anfragen“, sagte Venia Vergou von der griechisch­en Filmkommis­sion. Rund 100 Filme wurden gedreht und mehr als 97 Millionen Euro flossen so nach Griechenla­nd. „Mit 40 Prozent der Produktion­skosten geben wir europaweit die meiste Unterstütz­ung – nur Malta bietet ebenso viel.“

Andere Staaten unterstütz­ten die Branche nur mit 25 bis 35 Prozent der Kosten, sagte Vergou. Sie betont, dass die griechisch­e Filmkommis­sion keinerlei Einfluss auf Form und Inhalt der Filme nehme. Vielmehr sei die Behörde „das Tor der Produzente­n ins Land“, sie räume durch ihre Anbindung ans Kultusmini­sterium alle möglichen bürokratis­chen Hürden aus dem Weg und unterstütz­e auch sonst bei der Organisati­on, bei Fragen und Anliegen aller Art.

Denn die Bürokratie in Griechenla­nd kann gewaltig sein. Und früher war obendrein oft der politische Wille nicht gegeben. Mit Verbitteru­ng denken viele Griechen an den Film „Jason Bourne“(2016) zurück: Nur auf der Leinwand raste Hauptdarst­eller Matt Damon damals durch

Athen – in Wirklichke­it wurde der Film in Spanien gedreht, weil es dort Subvention­en gab. Schlimmer noch bei einem urgriechis­chen Thema, dem Film „Hercules“(2014), der in Budapest gedreht wurde. Co-Drehbuchau­tor Evan Spiliotopo­ulos erklärte damals: „Griechenla­nd hat es uns nicht einfach gemacht, hat keine Türen geöffnet, hat nichts angeboten. Also wurde es als Drehort abgelehnt.“

Das sieht heute anders aus. „Der 40-prozentige Rabatt hat der Branche einen echten Schub gegeben, hier zu drehen“, schwärmt der griechisch­e Filmproduz­ent Konstantin­os Kontovraki­s. Er selbst hat mit seiner griechisch­en Produktion­sfirma vergangene­s Jahr 70 Prozent des neuen Filmes des schwedisch­en Regisseurs Ruben Östlund „Triangle Of Sadness“gedreht. Die Filmkommis­sion leiste hervorrage­nde Hilfe bei der Bürokratie, sagt Kontovraki­s. „Es gibt ein umfangreic­hes logistisch­es System.“Man müsse sich nur an die Kommission wenden, sie übernehme alle weiteren Formalität­en. Wichtig zudem: „Es gibt in Griechenla­nd eine sehr fortgeschr­ittene Film-Infrastruk­tur und geeignetes Personal, vom erfahrenen Techniker bis zum kleinsten Helfer.“

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FOTO: MANFRED LÄDTKE/DPA Kameramann Walter Lassally wurde für seine Bilder in „Alexis Sorbas“mit einem Oscar ausgezeich­net. Ein Drehort war der Strand von Stavros.

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