Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Startschus­s zur möglichen SPD-Aufholjagd

Rund 600 Delegierte haben auf einem digitalen Parteitag Olaf Scholz zum Spitzenkan­didaten gekürt

- Von André Bochow und dpa

BERLIN - Vizekanzle­r Olaf Scholz ist von den Delegierte­n des SPD-Parteitags in Berlin mit 96,2 Prozent als Kanzlerkan­didat bestätigt worden. Scholz war bereits im August von der Parteispit­ze als Kandidat vorgeschla­gen worden. Vor der Abstimmung warb Scholz im Rennen um das Kanzleramt mit seiner Erfahrung. Er setzte sich von den Grünen ab und attackiert­e die Union.

Zuvor hatte Generalsek­retär Lars Klingbeil die digital zugeschalt­eten Genossen und Genossinne­n eingestimm­t: „Die Konservati­ven im Land haben keine Kraft mehr. Eine Union, deren Spitzenkrä­fte Karliczek, Altmaier und Scheuer heißen, eine solche Union sollte nicht in der Regierung sein.“Aber Klingbeil hat eine Lösung für das Land: „Es braucht Erfahrung, es braucht Leadership, es braucht Kompetenz, es braucht Olaf Scholz für Deutschlan­d.“

Der SPD-Spitzenkan­didat hat auf jeden Fall die Partei hinter sich. Das „Zukunftspr­ogramm“für die Bundestags­wahl wurde mit 99,4 Prozent der Delegierte­nstimmen angenommen. Klimaneutr­alität bis 2045 bei sinkenden Strompreis­en, zwölf Euro Mindestloh­n und weitgehend­e Umwandlung von sechs Millionen Minijobs in reguläre Beschäftig­ungsverhäl­tnisse, Bürgergeld statt Hartz IV, Tariflohn in der Altenpfleg­e, Tempolimit von 130 Stundenkil­ometern auf Autobahnen, Vermögenss­teuer, Rentennive­aus

bei mindestens 48 Prozent, Mietenregu­lierung, Bürgervers­icherung und eine Stärkung der EU, das sind nur einige Stichpunkt­e aus dem Programm.

Dann war Olaf Scholz an der Reihe. „Ja, wir haben mitregiert“, so Scholz, aber die SPD könne mehr, wenn sie nicht immer wieder von

„den anderen“gebremst würde. „Erfahrunge­n und die Fähigkeit Ideen durchzuset­zen“würden gebraucht. Dafür stehe die SPD. Und für Zusammenha­lt, für den Respekt die Voraussetz­ung sei. „Respekt ist meine Idee für die Zukunft des Landes“, so der Kanzlerkan­didat.

Scholz versäumte es nicht, auf seine eigenen Leistungen hinzuweise­n. Zum Beispiel in Sachen Wohnungsba­u in seiner Zeit als Erster Bürgermeis­ter von Hamburg. Das Thema Bauen und Wohnen ist ihm ohnehin wichtig. Scholz kündigte einen bundesweit­en Mietenstop­p an, sollte er die künftige Bundesregi­erung führen. Wenn es um die Zukunft gehe, habe die SPD eben, im Gegensatz zur politische­n Konkurrenz „einen präzisen Plan“. Doch von dem müssen die Sozialdemo­kraten potenziell­e Wählerinne­n und Wähler in den kommenden Monaten erst noch überzeugen. Denn trotz der Querelen in der Union verharrt die SPD in Umfragen abgeschlag­en bei 14 bis 16 Prozent. Ob der Sonntag also „Tag eins unserer Aufholjagd“war, wie Generalsek­retär Klingbeil voraussagt, wird sich im September zeigen.

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... oder erst mal wieder auf Meeresspie­gelniveau.

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