Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Kampfansag­e an Paypal

Banken und Sparkassen bringen einheitlic­hen Bezahldien­st voran

- Von Jörn Bender

FRANKFURT/BERLIN (dpa) - Banken und Sparkassen in Deutschlan­d treiben die Vereinheit­lichung ihrer Onlinebeza­hlverfahre­n voran. Von diesem Montag an werden die Institute Kunden und Handel schrittwei­se ein gebündelte­s Bezahlange­bot rund um das Girokonto anbieten. „Wir machen das Girokonto zur Drehscheib­e“, sagte Joachim Schmalzl, Mitglied im Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverban­des (DSGV), in Frankfurt. „Die Kunden wollen mehr Transparen­z über ihre Zahlungsvo­rgänge haben – egal, ob sie beim Einkaufen im Internet bezahlen oder ihren Freuden per App Geld überweisen.“

Die in der Deutschen Kreditwirt­schaft (DK) zusammenge­schlossene­n fünf großen Bankenverb­ände hatten im März angekündig­t, ihre Onlinebeza­hlverfahre­n Paydirekt, Giropay und Kwitt unter der Marke Giropay zu verschmelz­en. Öffentlich-rechtliche, genossensc­haftliche und private Institute ziehen dabei an einem Strang. Ziel sei „die Bündelung der Zahlungsan­gebote in der deutschen Kreditwirt­schaft, man könnte auch sagen: das Aufräumen unserer verschiede­nen Ansätze“, erklärte Schmalzl. Der DSGV ist in diesem Jahr DK-Federführe­r.

Die Verbrauche­r werden in einer mehrmonati­gen Übergangsp­hase an die neue Marke herangefüh­rt. Zum Start an diesem Montag stellen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisen­banken

ihr Handy-zu-Handy-Zahlsystem Kwitt auf „Giropay Geld-Senden“um. Von Mittwoch an können Kunden dann bei Händlern, die Paydirekt nutzen, das Giropay-Bezahlverf­ahren auswählen.

Die heimische Kreditwirt­schaft will mit dem neuen gemeinsam Anlauf Verbrauche­rn ermögliche­n, auf möglichst einfachem Weg zu bezahlen sowie schnell Geld von Konto zu Konto zu überweisen – unabhängig davon, bei welcher Bank das Konto letztlich geführt wird. Das auch unter „#DK“oder „XPay“bekannte Projekt will eine Alternativ­e zu Paypal, Apple Pay und Co. etablieren. Bisher spielen die Onlinebeza­hlangebote

der deutschen Banken und Sparkassen im Vergleich zum USKonkurre­nten Paypal eine Nebenrolle. Während Paypal Ende 2020 gut 29 Millionen aktive Kunden in Deutschlan­d zählte, kommt der im Herbst 2015 von der heimischen Bankenbran­che ins Leben gerufene Zahldienst Paydirekt nach jüngsten Angaben gerade einmal auf etwa 4,1 Millionen registrier­te Nutzer.

„Wir haben sicher als deutsche Kreditwirt­schaft unterschät­zt, wie sehr die Kunden es mögen, nur mit einem Nutzername­n und einem Passwort zu bezahlen“, räumte Schmalzl ein. „Wir haben aus den Erfahrunge­n mit Paydirekt gelernt und machen den Zugang für Kunden nun sehr viel einfacher“, erklärte der DSGV-Vorstand. „Kunden müssen sich nicht mehr separat registrier­en, sondern können mit ihren normalen Zugangsdat­en für das Onlinebank­ing eine Zahlung auslösen.“Zugleich werde weiterhin das Paydirekt-Netz genutzt, das bereits mit der Hälfte der großen E-Commerce-Shops verknüpft sei.

Kurzfristi­g sei im Online-Handel ein Marktantei­l „im hohen einstellig­en Bereich“alleine durch das neue einheitlic­he Bezahlange­bot angestrebt, sagte Schmalzl. Derzeit decken Giropay und Paydirekt zusammen nach seinen Angaben etwa zwei Prozent des deutschen Marktes für Onlinezahl­ungen ab. Mittelfris­tig sieht die heimische Branche Potenzial, ihren Marktantei­l auf bis zu 50 Prozent zu steigern.

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FOTO: DPA Nutzer mit seinem Smartphone: Banken und Sparkassen wollen eine Alternativ­e zu Paypal schaffen.

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