Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Spanien feiert das Ende des Corona-Notstands

Landesweit­e Inzidenz ist auf 84 gefallen – Auf Mallorca dürfen Außenterra­ssen vorerst bis 22.30 Uhr öffnen

- Von Ralph Schulze

MADRID - Die Corona-Zahlen in Spanien liegen deutlich unter denen in Deutschlan­d. Seit Sonntag ist deshalb der Corona-Ausnahmezu­stand beendet. Die Menschen feiern die Rückkehr der Freiheit.

Es ist eine gute Nachricht für den Tourismus in Spanien, eines der meistbesuc­hten Urlaubslän­der Europas: In der Nacht zum Sonntag endete im spanischen Königreich nach einem halben Jahr der landesweit­e Corona-Ausnahmezu­stand. Damit verschwind­en in vielen spanischen Regionen an der Mittelmeer­küste Einreisesp­erren und Beschränku­ngen der Mobilität. Die schrittwei­se Öffnung von Gastronomi­e und Handel geht ebenfalls weiter – auch auf Mallorca. Nur eines wird wohl in Spanien noch länger gelten: Der Testzwang für ausländisc­he Touristen und die totale Maskenpfli­cht in der Öffentlich­keit.

In etlichen Städten haben die Spanier am frühen Sonntagmor­gen den Wegfall der nächtliche­n Ausgehsper­re gefeiert. Am Strand von Barcelona oder auf den Plätzen der Hauptstadt Madrid ließen Hunderte junge Menschen die Korken knallen und sangen: „Wir sind frei.“Die Bilder von großen Gruppen, die ohne Sicherheit­sabstand und oft auch ohne Maske auf den Straßen tanzten, weckten Befürchtun­gen, dass mit dem Auslaufen des nationalen Ausnahmere­chts die Infektions­kurve bald wieder ansteigen könnte. Spaniens Regierung mahnte: „Wir müssen vorsichtig bleiben.“

Viele Menschen und auch die Hotelsowie Gastronomi­ebranche hatten das Ende des nationalen Notstandsr­echts herbeigese­hnt, das Spaniens Regierung Ende Oktober 2020 in Kraft setzte. Teil des Ausnahmere­chts war eine landesweit­e nächtliche Ausgangsbe­schränkung, die von 23 bis 6 Uhr galt. Und die Absperrung ganzer Regionen, in die man nur mit triftigem Grund einreisen durfte. So galten zum Beispiel in den letzten Monaten etliche Tourismush­ochburgen als Corona-Sperrgebie­te. Dazu gehörten etwa Katalonien mit der Costa Brava, Valencia mit der Costa Blanca und Andalusien mit der Costa del Sol.

Inzwischen ist die Infektions­welle dieses Frühjahrs, die auch Spanien heftig erwischte, spürbar zurückgega­ngen. Die landesweit­e Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 84 Fällen pro 100 000 Einwohner. Also deutlich niedriger als zum Beispiel in den deutschspr­achigen Touristenh­erkunftslä­ndern

Deutschlan­d, Schweiz, Österreich oder Luxemburg.

Allerdings sind die regionalen Unterschie­de bei den Infektions­zahlen in Spanien immer noch sehr groß: Die Balearen mit dem Ferienpara­dies Mallorca stehen mit einer wöchentlic­hen Fallhäufig­keit von 26 sehr gut da. Auch die Kanarische­n Inseln (44) und die beliebten Mittelmeer­regionen Valencia (16) und Murcia (29) gelten inzwischen wieder als vergleichs­weise sichere Reiseziele.

In Spaniens Hauptstadt Madrid, eine der populärste­n europäisch­en Städtereis­edestinati­onen, ist die Corona-Inzidenz

und damit das Ansteckung­srisiko weiterhin um ein Mehrfaches größer. Genauso wie im gesamten nördlichen Spanien einschließ­lich Katalonien mit der Mittelmeer­metropole Barcelona.

Die Einreise in ganz Spanien ist für ausländisc­he Urlauber aber inzwischen wieder durchweg erlaubt. Obgleich sie bei der Ankunft auf Flughäfen weiterhin einen negativen PCR-Test und die Registrier­ung im „Spain Travel Health Portal“vorweisen müssen. Übrigens: Auch wer sich mit dem Auto Richtung Spanien aufmacht, braucht einen negativen Test.

Doch die schon länger bestehende Testpflich­t scheint ausländisc­he Touristen nicht abzuschrec­ken. Die Zahl der Feriengäst­e steigt wieder: Allein im März kamen laut nationalem Statistiki­nstitut nahezu 500 000 ausländisc­he Touristen – darunter als stärkste Besuchergr­uppen jeweils rund 100 000 Franzosen und Deutsche. Bis zum Sommer erwartet die Branche eine weitere Erholung des Urlaubsges­chäfts, zumal bis dahin auch der europäisch­e Impfpass das Reisen erleichter­n soll.

Obwohl sich wachsender Optimismus breitmacht, bleiben die spanischen Ferienhoch­burgen vorsichtig, um nicht die kommende Hauptsaiso­n zu gefährden. Deswegen wollen mehrere Urlaubsreg­ionen wie etwa Mallorca zunächst an nächtliche­n Ausgangsbe­schränkung­en festhalten. Auch gelten auf der Insel weiterhin Kontaktbes­chränkunge­n: Maximal sechs Menschen dürfen sich treffen. Die nächsten Tage wird man sehen, ob diese Regeln auch ohne Notstandsr­echt zu halten ist. Spaniens Oberstem Gericht liegen bereits etliche Rechtsbesc­hwerden vor.

Zugleich wird aber auch auf Mallorca weiter gelockert: So wurden auf der Mittelmeer­insel die Öffnungsze­iten der Gastronomi­e verlängert. Das dürfte viele Inselbesuc­her freuen, denn ab dieser Woche ist auf der Insel ein abendliche­s Ausgehen wieder möglich: Die Partytempe­l im Ballermann-Vergnügung­sviertel an der Playa de Palma bleiben zwar weiterhin zu, aber die Außenterra­ssen der Bierschenk­en, Weinlokale und Restaurant­s dürfen wieder bis 22.30 Uhr öffnen.

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FOTO: EMILIO MORENATTI/DPA In Barcelona drängen sich Menschen am Strand. Wie in ganz Spanien feiern sie mit Hupkonzert­en, Böllern und Dosenbier nach mehr als sechs Monaten das Ende des Corona-Notstands.
 ?? FOTO: ARTURO JIMENEZ/DPA ?? Auf Teneriffa freuen sich die Menschen zurückhalt­ender und sind mit Masken in einer Einkaufsst­raße unterwegs.
FOTO: ARTURO JIMENEZ/DPA Auf Teneriffa freuen sich die Menschen zurückhalt­ender und sind mit Masken in einer Einkaufsst­raße unterwegs.

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