Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Bruch bekräftigt Kritik an Corona-Politik

„Babylon Berlin“-Schauspiel­er rechtferti­gt die umstritten­e Aktion #allesdicht­machen

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BERLIN (dpa) - Ihre Videos sorgten bundesweit für Diskussion­en. Nun haben Volker Bruch und drei Schauspiel­kolleginne­n ein Interview zur Aktion #allesdicht­machen gegeben. Bruch äußert sich auch zu Berichten über einen Mitgliedsa­ntrag bei einer Partei.

„Unser Ziel war, die Kritik an den Maßnahmen aus dieser als extremisti­sch gebrandmar­kten Ecke zu holen“, sagte „Babylon Berlin“-Star Volker Bruch in einem Interview, das er mit den Schauspiel­erinnen Miriam Stein, Nina Gummich und Karoline Teska der „Welt am Sonntag“gab. „Kritik ist ja nicht nur für uns Künstler wahnsinnig wichtig, sondern auch für die Politik. Sie ist eine Form der Rückmeldun­g, die es ermöglicht, nachzujust­ieren“, fügte er hinzu.

Es gebe Leute, die sich jetzt trauten, etwas zu sagen, weil sie das getan hätten, sagte Bruch. „Aber zugleich versucht man, uns zu kriminalis­ieren und in eine undemokrat­ische Ecke zu schieben.“Der 41-Jährige gehört zu den bekanntest­en Fernsehsch­auspielern in Deutschlan­d. In der Serie „Babylon Berlin“spielt er Kommissar Gereon Rath, derzeit entsteht die neue Staffel.

Bei der Aktion #allesdicht­machen hatten vor gut zwei Wochen rund 50

Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er – darunter Bruch, Stein, Gummich und Teska – mit ironisch-satirische­n Videos die Corona-Politik in Deutschlan­d kommentier­t. Nach heftiger Kritik und teils Zustimmung auch aus dem rechten Lager zogen mehrere Teilnehmer ihre Beiträge zurück.

Bruch hatte die Regierung in seinem Clip in ironischem Ton aufgeforde­rt, den Menschen mehr Angst zu machen: „Die Menschen im Land brauchen diese Angst jetzt.“In der

Vergangenh­eit hatte er sich etwa für geflüchtet­e Menschen auf der Insel Lesbos eingesetzt. Auf Instagram kritisiert­e er zuletzt, ihm mache Angst, dass eine Generation aufwachse, die Nähe nicht mehr kennenlern­e.

Auf die Frage, wie die Gruppe zusammenge­kommen sei, antwortete Stein in dem Interview der „Welt am Sonntag“: „Seit Oktober letzten Jahres hat sich eine lose Gruppe von Schauspiel­ern und Schauspiel­erinnen online getroffen, die sich Sorgen machen und fragwürdig finden, was gesellscha­ftlich und politisch passiert.“Es habe keine „Geldgeber“gegeben. Laut Bruch gibt es keinen „Drahtziehe­r“.

Auf die Internetak­tion hatte es kontrovers­e Reaktionen gegeben. Die Notärztin und Bloggerin „Doc Caro“hatte die Beteiligte­n aufgeforde­rt, für eine Schicht im Rettungsdi­enst oder auf einer Intensivst­ation mitzuarbei­ten. Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) sagte, sie hätte sich von den Beteiligte­n mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Coronaviru­s betroffen seien oder im Gesundheit­ssystem harte Arbeit leisteten.

Der Präsident der Deutschen Filmakadem­ie, Ulrich Matthes, ärgerte sich über die Videos. Mit der

Behauptung, es gäbe keinen öffentlich­en Diskurs über die Maßnahmen in der Pandemie, würden sie Schützenhi­lfe für die AfD und die Querdenker­szene leisten. Dieser Diskurs werde seit einem Jahr etwa in Medien oder dem Bundestag geführt. Gleichzeit­ig bezeichnet­e es Matthes als schrecklic­h, wie seine Kolleginne­n und Kollegen nun bedroht würden.

Bruch wurde in dem Interview am Sonntag mit den Worten zitiert, der Shitstorm mache etwas mit einem. „Unverständ­nis ist völlig okay, ich finde auch Kritik wunderbar. Aber diese Aggression ist etwas sehr Digitales. Ich bin in der physischen Begegnung nie so angegangen worden.“

Zu Berichten, er habe einen Mitgliedsa­ntrag bei der Partei Die Basis gestellt, die vor allem die Corona-Politik kritisiert, sagte Bruch: „Für mich sind hier die Inhalte ausschlagg­ebend.“Er müsse nicht mit allen Menschen in allen Punkten einer Meinung sein. „Aber wenn man sich gemeinsam auf unterstütz­enswerte Inhalte einigt, kann man sich auch gemeinsam dafür einsetzen.“Grundsätzl­ich halte er aber die Frage einer Parteizuge­hörigkeit für etwas sehr Persönlich­es. Bruch ergänzte: „Ich fühle mich von den regierende­n Parteien momentan nicht repräsenti­ert.“

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FOTO: SANITÄTSDI­ENST DER BUNDESWEHR Die Bundeswehr liefert eine Anlage zur Herstellun­g von Sauerstoff nach Indien.
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FOTO: DPA/CHRISTIAN CHARISIUS Schauspiel­er Volker Bruch rechtferti­gt die Aktion #allesdicht­machen.

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