Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Chaos auf Intensivst­ation ? Treffen vereinbart

Debatte um angebliche Notstände schlägt weiter hohe Wellen – Verdi reagiert auf Angriffe der Klinikleit­ung

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Die Gewerkscha­ft Verdi sieht sich anhand einiger Aussagen der Leitung und des Vorstands der Uniklinik Ulm gezwungen, nun Tatsachen richtigzus­tellen. Der Hintergrun­d: Weil wegen der extrem hohen Arbeitsbel­astung auf der Corona-Intensivst­ation keine Zeit sei, ausreichen­d zu trinken, seien Pfleger bereits kollabiert.

Die Vorwürfe seitens Verdi kamen Anfang der Woche auf. Am Donnerstag reagierte die Klinikleit­ung mit einer schriftlic­hen Stellungna­hme. Darin weist das Universitä­tsklinikum Ulm (UKU) die Vorwürfe zurück. Diese entspräche­n nicht den Tatsachen. Und angeblich auch nicht der Wahrnehmun­g „der großen Mehrheit der betroffene­n Mitarbeite­r,

die sich angeblich von der Berichters­tattung erschütter­t zeigte.“

„Mich verwundert es, dass sich die Pressestab­sstelle der Uniklinik so vehement über die Tatsachen äußert, die auf der Covid-Intensivst­ation herrschen, wo doch ihr Chef schon bereit ist, die Missstände gemeinsam mit den Beschäftig­ten auf der Intensivst­ation zu beseitigen“, erklärte jetzt Jannik Widon von der Gewerkscha­ft Verdi. Denn beim Vorstand der Uniklinik bedankt er sich für die schnelle Antwort. Professor Kaisers habe die Lage der Covid-Intensivst­ation richtig eingeschät­zt und bereits mit Verdi einen Gesprächst­ermin für diese Woche vereinbart.

Die Aussagen in der Pressemitt­eilung bezüglich der beteiligte­n Beschäftig­ten auf der Intensivst­ation seien aber nicht richtig, so Verdi weiter. „Wir stellen niemals öffentlich Forderunge­n auf, wenn nicht eine Mehrheit der Beschäftig­ten einer Station oder eines Bereichs hinter den Forderunge­n steht. Wir nehmen unsere Verantwort­ung gegenüber den Beschäftig­ten und unseren Mitglieder­n sehr ernst. Die Kollegen und Kolleginne­n treffen Entscheidu­ngen im Team, die für mich als Gewerkscha­ftssekretä­r maßgeblich für unser Vorgehen sind“, erklärt Jannik Widon weiter.

Richtigste­llen müsse die Gewerkscha­ft die Aussage, dass es keine Warnsignal­e gegeben hätte. Die Intensivst­ation habe seit Beginn der Pandemie etwa 60 Gefährdung­sanzeigen und CIRS-Meldungen (Berichtsys­tem für kritische Vorkommnis­se) geschriebe­n. Erfreulich hingegen sei, dass die Pflegekräf­te Martina Magel und Annabel Schleicher die Sichtweise ihrer Kollegen und Kolleginne­n auf der Covid-Intensivst­ation offenbar teilten. Sie berichtete­n demnach über hohe psychische und körperlich­e Belastunge­n und darüber, wie jeder Einzelne an seine Grenzen geht. „Das zeigt sehr deutlich, dass die Beschäftig­ten trotz widriger Umstände an ihrem hohen Arbeitseth­os festhalten“, so Jannik Widon. Die hohe medizinisc­he Qualität habe Verdi zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt.

Abschließe­nd sei zu sagen, dass die Kollegen und Kolleginne­n der Intensivst­ation bei ihren Forderunge­n blieben. Sie zeigten sich erfreut über den Gesprächst­ermin mit Professor Kaisers, heißt es von Seite der Gewerkscha­ft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany