Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Chaos auf Intensivstation ? Treffen vereinbart
Debatte um angebliche Notstände schlägt weiter hohe Wellen – Verdi reagiert auf Angriffe der Klinikleitung
ULM - Die Gewerkschaft Verdi sieht sich anhand einiger Aussagen der Leitung und des Vorstands der Uniklinik Ulm gezwungen, nun Tatsachen richtigzustellen. Der Hintergrund: Weil wegen der extrem hohen Arbeitsbelastung auf der Corona-Intensivstation keine Zeit sei, ausreichend zu trinken, seien Pfleger bereits kollabiert.
Die Vorwürfe seitens Verdi kamen Anfang der Woche auf. Am Donnerstag reagierte die Klinikleitung mit einer schriftlichen Stellungnahme. Darin weist das Universitätsklinikum Ulm (UKU) die Vorwürfe zurück. Diese entsprächen nicht den Tatsachen. Und angeblich auch nicht der Wahrnehmung „der großen Mehrheit der betroffenen Mitarbeiter,
die sich angeblich von der Berichterstattung erschüttert zeigte.“
„Mich verwundert es, dass sich die Pressestabsstelle der Uniklinik so vehement über die Tatsachen äußert, die auf der Covid-Intensivstation herrschen, wo doch ihr Chef schon bereit ist, die Missstände gemeinsam mit den Beschäftigten auf der Intensivstation zu beseitigen“, erklärte jetzt Jannik Widon von der Gewerkschaft Verdi. Denn beim Vorstand der Uniklinik bedankt er sich für die schnelle Antwort. Professor Kaisers habe die Lage der Covid-Intensivstation richtig eingeschätzt und bereits mit Verdi einen Gesprächstermin für diese Woche vereinbart.
Die Aussagen in der Pressemitteilung bezüglich der beteiligten Beschäftigten auf der Intensivstation seien aber nicht richtig, so Verdi weiter. „Wir stellen niemals öffentlich Forderungen auf, wenn nicht eine Mehrheit der Beschäftigten einer Station oder eines Bereichs hinter den Forderungen steht. Wir nehmen unsere Verantwortung gegenüber den Beschäftigten und unseren Mitgliedern sehr ernst. Die Kollegen und Kolleginnen treffen Entscheidungen im Team, die für mich als Gewerkschaftssekretär maßgeblich für unser Vorgehen sind“, erklärt Jannik Widon weiter.
Richtigstellen müsse die Gewerkschaft die Aussage, dass es keine Warnsignale gegeben hätte. Die Intensivstation habe seit Beginn der Pandemie etwa 60 Gefährdungsanzeigen und CIRS-Meldungen (Berichtsystem für kritische Vorkommnisse) geschrieben. Erfreulich hingegen sei, dass die Pflegekräfte Martina Magel und Annabel Schleicher die Sichtweise ihrer Kollegen und Kolleginnen auf der Covid-Intensivstation offenbar teilten. Sie berichteten demnach über hohe psychische und körperliche Belastungen und darüber, wie jeder Einzelne an seine Grenzen geht. „Das zeigt sehr deutlich, dass die Beschäftigten trotz widriger Umstände an ihrem hohen Arbeitsethos festhalten“, so Jannik Widon. Die hohe medizinische Qualität habe Verdi zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt.
Abschließend sei zu sagen, dass die Kollegen und Kolleginnen der Intensivstation bei ihren Forderungen blieben. Sie zeigten sich erfreut über den Gesprächstermin mit Professor Kaisers, heißt es von Seite der Gewerkschaft.