Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Müll und Partys sorgen für Ärger am See
Verstöße am Pfuhler See: Jetzt sollen Polizei und Ordnungsdienst durchgreifen
PFUHL - Corona hat zahlreiche gesellschaftliche Auswirkungen. Eine bisher praktisch nicht diskutierte, aber allgegenwärtige Corona-Folge schildert Iris Stieglitz, Abteilungsleiterin Grünflächen bei der Stadt Neu-Ulm: Der Umstand, dass Essen bei der Gastronomie nur abgeholt werden kann, schafft Berge von Verpackungsmüll, auch innerstädtisch, vor allem aber in Naherholungsgebieten. Zum Beispiel am Pfuhler See.
Die Badesaison begann am 1. Mai. Das Wasser ist nach den vergangenen Wochen mit Nachtfrösten und immer wieder auch Schneefall noch recht kalt. Genutzt wurden die Flächen am Pfuhler See aber auch an den sonnigen Tagen und in den wenigen nicht so kalten Nächten im März und April: Da gab es laute nächtliche Partys, am nächsten Morgen war die Liegewiese mit Verpackungsmüll und Kronkorken übersät, zudem hatte ein Lagerfeuer seine Spuren hinterlassen.
Auch tagsüber werde am Seeufer gern gegessen, was aus Imbissen oder Pizzerien mitgebracht wird – und übrig bleiben Kartons und Plastikverpackungen von Kartoffelsalat und Würstchen, Veggieburger, Pizza und Co. Das rücksichtslose Handeln bereite ihr Kopfzerbrechen, sagt Iris Stieglitz. Der Baubetriebshof müsse Berge von Müll bewältigen und eigentlich müsste man die Mitarbeiter mehrmals am Tag losschicken, um das Gelände sauber zu halten.
Weil sich auf den Badeinseln die pandemiebedingten Abstände nicht einhalten lassen, sind diese Plattformen gesperrt. Der Einhaltung der Corona-Regeln in der Badesaison sieht Iris Stieglitz mit herbem Realitätssinn entgegen: „Wenn viel Druck am See ist, kann man nichts ausrichten.“Die Kontrollen durch das Ordnungsamt wurden intensiviert, sagt sie, und die beauftragte Sicherheitsfirma hat ihren Dienst aufgenommen. „Wir können nur hoffen, dass wir so gemeinsam in die aktuell ungute Situation wieder Ordnung bringen.“
Iris Stieglitz weist darauf hin, dass seit dem 1. Mai das Befahren der zu Neu-Ulm gehörenden Badeseen mit Kanus und Stand-up-Paddels verboten ist. Während Schwimmer von den Brutplätzen von Wasservögeln fast immer Abstand halten und Haubentauchern, Blesshühnern und Schwänen ihren Raum lassen, dringen Menschen mit Wasserfahrzeugen leider oft auch in diese Bereiche eines Sees vor. Bedauerlicherweise interessierten die begründeten Verbote oft nicht. „Die Zahl der Stand-up-Paddles nimmt zu“, beobachtet die Stadt – und die Reaktionen auf die Verbote seien oftmals ungehalten.
Auch Hunde dürfen an den Badeseen seit 1. Mai bis zum Ende der Badesaison nicht mehr ausgeführt werden und nächtliche Partys – die den Corona-Schutzmaßnahmen widersprechen – wird die Polizei zu verhindern versuchen. Grillen ist am See ebenfalls nicht erlaubt.
Von Gerüchten, dass sich in den Stunden der Dunkelheit der etwas abgelegene Parkplatz am Pfuhler See gerade zu einem Treffpunkt für Männer mit sexuellen Interessen entwickle, weiß Thomas Nägele, Abteilungsleiter für Sicherheit und Ordnung bei der Stadt Neu-Ulm, nichts. „So etwas hatten wir vor 25 Jahren, da gab es Beschwerden“, sagt er. „Aktuell ist uns davon nichts bekannt.“
Sorgen bereitet Neu-Ulmer Stadträten hingegen etwas anderes: Die vielen Falschparker, die an manchen Tagen die ganze Holzstraße Richtung Pfuhler See verstopfen. „Gerade an heißen Sommertagen sind die Parkverhältnisse teilweise chaotisch“, beklagte Johannes Stingl (CSU) jüngst im Ferienausschuss. Dadurch würden Rettungseinsätze gefährdet. „Handlungsbedarf ist auf jeden Fall da“, sagte der Zweite Bürgermeister. „Wir vermissen ein ordnungsrechtliches Konzept, damit die Falschparkerei ein Ende hat.“Stadt und Polizei müssten konsequent gegen Verstöße vorgehen und „einen gewissen Kontrolldruck erzeugen“.
Die Neu-Ulmer Polizei kommt wie die Feuerwehr und das Rote Kreuz zu dem Schluss, dass ein zweiter Rettungsweg am Pfuhler See notwendig sei, damit die Einsatzkräfte eine Alternative hätten, wenn an der Holzstraße mal wieder alles zugeparkt sei. Das sieht auch die Stadtverwaltung so. Deshalb soll ein zweiter Rettungsweg gebaut werden, der über die bestehende, teilweise asphaltierte Zufahrt zur Kleingartenanlage führt. Das hat der Ferienausschuss einstimmig beschlossen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 180 000 Euro. Mithilfe einer Schranke soll dafür gesorgt werden, dass die Rettungskräfte bei einem Einsatz freie Bahn zum See haben.
Das von Stingl angesprochene Problem will die Stadt gleichwohl angehen. „Der beste Rettungsweg bringt nichts, wenn er zugeparkt ist“, sagte Oberbürgermeisterin Katrin Albsteiger (CSU). „Wir müssen das beobachten.“Es müsse Kontrollen geben. „Wir können das nicht laufen lassen.“
Stadtbaudirektor Markus Krämer wies darauf hin, dass die Polizei zuständig sei. Man könne natürlich beschließen, dass sich die Kommunale Verkehrsüberwachung (KVÜ) darum kümmern solle, die bislang den ruhenden Verkehr in Illertissen, Vöhringen, Senden, Weißenhorn, Altenstadt, Unterroth und Kettershausen überwache. Das sei bislang jedoch nicht angedacht. „Wir sind uns mit der Polizei einig, dass mehr kontrolliert werden muss“, sagte Dezernent Anton Bullinger. Auch der kommunale Ordnungsdienst, der seit Anfang des Jahres in Neu-Ulm unterwegs ist, soll am Pfuhler See nach dem Rechten sehen.
GÜNZBURG - Gehört der LegolandFreizeitpark, der inzwischen seit 19 Jahren Touristen aus aller Welt nach Günzburg bringt, zur „Infrastruktur für die Freizeitgestaltung“oder nicht? Und wie sieht es mit den Hotels im Feriendorf aus bei einer stabilen Inzidenz unter 100, von der der Landkreis Günzburg aktuell noch ziemlich weit entfernt ist? Klar ist, dass noch nichts so recht klar ist für das Legoland nach der Lockerungs-Ankündigung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder.
Es gibt viele Unbekannte in einer ziemlich komplexen Corona-Gleichung, die Parkchefin Manuela Stone gerne so schnell wie möglich lösen möchte. Sie sagt: „Wir sind inzwischen das Sorgenkind“und bezieht sich damit auf die Tatsache, dass das Legoland Deutschland Resort unter den neun Legoland-Freizeitparks der einzige weltweit sei, der noch nicht öffnen darf. Selbst die jüngste Parkattraktion in der Legoland-Familie mit Standort in New York ist mitten in einem „Pre-Opening“, ehe dann im Sommer offiziell eröffnet wird.
Andere Länder, andere Regelungen: Das weiß Stone. Aber sie kann selbst die Situation in Bayern nicht so recht verstehen. Zoos dürfen öffnen, die Landesgartenschau in Ingolstadt hat bei einer Inzidenz von 200 aufmachen dürfen. Das empfindet sie als Unwucht. „Es ist jedenfalls keine
Gleichbehandlung. Wir haben ein ähnliches Publikum in der Hauptsache Familie mit Kindern.“Noch aber ist die Geschäftsführerin einer der größten Touristenattraktionen Bayerns nicht soweit, den Klageweg zu beschreiten, wie es ihre Kollegin im niedersächsischen Soltau getan hat.
Das Verwaltungsgericht Lüneburg hatte in einem Eilverfahren entschieden, dass das Heide Park Resort, Norddeutschlands größter Freizeitpark, unter strengen Hygieneauflagen wieder öffnen darf. Das Gericht war vom Konzept der Freizeiteinrichtung überzeugt und sah keine größere Ansteckungsgefahr als beim Besuch eines Zoos oder Tierparks. Seit wenigen Tagen laufen wieder die Fahrgeschäfte unter freiem Himmel die Besucher können sich bei Shows oder anderen Attraktionen vergnügen. „Abenteuer, aber sicher“, lautet das Motto.
Ein überarbeitetes Hygienekonzept kann auch das Legoland bei Günzburg vorweisen. „Wir haben bereits im vergangenen Jahr bewiesen, dass wir es können“, sagt Stone. Ihr sei kein einziger Besucher bekannt, der nach einem Parkbesuch an Corona erkrankt sei. Die Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt und dem Landratsamt bezeichnet sie als „sehr gut“.
Die Verantwortlichen des Heide Parks findet sie „mutig“. Natürlich schaue die ganze Branche darauf. Und auch intern steigt der Druck. Noch hat keine Saisonkraft von Legoland Deutschland einen Arbeitsvertrag unterschrieben, „weil wir noch nicht wissen, wann und unter welchen Bedingungen wir öffnen dürfen“. Und immer wieder müsse sie Vorgesetzten des Merlin-Konzerns, zu dem die „Legoländer“wie auch der Heide Park gehören, erklären, warum etwas in Niedersachsen geht, was in Bayern nicht möglich ist. „Unser föderales System ist für Außenstehende nicht leicht zu durchschauen.“
Wenn es keine Perspektive gibt, kündigt Manuela Stone an, alle Möglichkeiten, die geboten erscheinen, überprüfen zu lassen. „Ich bevorzuge aber eindeutig eine einvernehmliche Lösung“, fügt sie an und erwähnt, dass sie Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek angeschrieben habe und so vorvergangenen Montag ein persönliches Telefongespräch zustande gekommen sei. „Ich glaube schon, dass er mein Anliegen verstanden hat.“
Schließlich ist der Unterallgäuer seit zehn Jahren der Vorsitzende des Tourismusverbandes Allgäu/Bayerisch-Schwaben. Verabredet ist jetzt eine Videokonferenz mit Vertretern von bayerischen Freizeitparks, dem Verband deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen und dem Minister am 17. Mai. „Das ist leider ein sehr später Termin“, der freilich vereinbart worden sei, als von Öffnungsperspektiven, Urlaubshoffnungen und Corona-Lockerungen noch nicht die
Rede war.
Diesen Montag dürfte erkennbar werden, wie die Anpassung der Infektionsschutzverordnung in Bayern im Detail ausfällt. Das hat die LegolandChefin am Mittwoch nach Gesprächen mit dem Referat für Tourismuswirtschaft im Wirtschaftsministerium erfahren. Ihr wurde zugesagt, ihre Argumente in die Ministerratsrunde, die zu Beginn der nächsten Woche zusammenkommt, zu geben. Wie die Staatsregierung entscheide, liege aber nicht im Ermessen oder in den Händen des Ministeriums, wurde Stone mitgeteilt. Selbst wenn jetzt ein Okay aus München käme, sei es kaum noch zu bewerkstelligen, vor Pfingsten (23./24. Mai) den Park zu öffnen. Drei Wochen etwa müssen für die Vorbereitungen einkalkuliert werden.
Sollten nur die vier Hotels im Feriendorf (Pirateninsel Hotel, Ritter-, Drachen- und Königsburg) mit insgesamt 278 Zimmern öffnen dürfen, „würden wir auch diesen Strohhalm ergreifen“, so Stone. Wie der Aufenthalt dann genau aussähe, ob etwa nur in den Außenbereichen bewirtet werden dürfe oder nur ein To-Go-Modell gestattet sei, müsse ebenfalls abgewartet werden.
Vergangenes Jahr konnte der Freizeitpark am 30. Mai öffnen. Und heuer? Wird es ein ähnliches Datum, sind nach Angaben von Legoland zwischen 30 und 40 Prozent des Jahresumsatzes verloren.