Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Früh im Hintertreffen
Emanuel Buchmann enttäuscht beim Giro-Auftakt
NOVARA (dpa/sz) - Mit einem Dämpfer für die deutsche Podiumshoffnung Emanuel Buchmann und dem ersten Sprintsieg des Belgiers Tim Merlier ist der 104. Giro d’Italia auf seine dreiwöchige Reise gegangen. Nach den ersten 187,6 von insgesamt 3479,9 Kilometern bis zum Ziel in Mailand ist Buchmann bereits ins Hintertreffen geraten, nachdem er im Auftaktzeitfahren fast eine Minute auf den italienischen Weltmeister und Gesamtführenden Filippo Ganna, aber auch einige Sekunden auf die größten Rivalen im Gesamtklassement verloren hatte.
„Ich glaube, man konnte heute den Giro nicht unbedingt verlieren, und es gibt noch viele schwierigere Etappen“, sagte Buchmann nach dem bescheidenen Auftakt. Die Erwartungen waren beim Team Bora-hansgrohe aber andere. „Von Emanuel haben wir, ehrlich gesagt, ein bisschen mehr erhofft, aber er kommt gerade aus dem Höhentrainingslager, und so ist das immer ein bisschen schwierig“, sagte Sportdirektor Jens Zemke. Dort, das hatte Buchmann im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“betont, habe er sich auch speziell auf das Zeitfahren vorbereitet – ohne Erfolg. Am Sonntag erreichte der Kletterspezialist im Hauptfeld das Ziel. Der Tagessieg war nach 179 Kilometer von Stupinigi nach Novara eine Angelegenheit für die Sprinter. Dabei siegte Merlier vor den beiden Italienern Giacomo Nizzolo und Elia Viviani.
Das Rosa Trikot des Gesamtersten ist an den ersten Tagen wie im Vorjahr eine klare Angelegenheit für Ganna. Der Italiener war in seiner Spezialdisziplin beim Zeitfahr-Auftakt in Turin eine Klasse für sich und siegte deutlich vor seinem Landsmann Edoardo Affini. Von den größten Anwärtern auf den Gesamtsieg wusste vor allem der junge Belgier Remco Evenepoel mit nur 19 Sekunden Rückstand zu überzeugen. Die Leistung war umso beachtlicher, zumal der 21-Jährige erstmals seit seinem Beckenbruch vor fast neun Monaten ein Rennen gefahren war. „Es war sehr emotional auf der Startrampe. Ich hatte Tränen in den Augen“, berichtete Evenepoel, der sich am Sonntag auch noch zwei Bonussekunden holte.
Der frühere Vuelta-Sieger Simon Yates (Großbritannien/0:38), ExTour-Champion Egan Bernal (Kolumbien/0:39) und Altmeister Vincenzo Nibali (Italien/0:41) waren im Zeitfahren allesamt langsamer, aber immer noch schneller als Buchmann (0:55). Der Ravensburger will spätestens in den Bergen zurückschlagen. „Dieser Giro wird auch wahrscheinlich in der dritten Woche entschieden, wo es mehrere brutale Etappen gibt“, sagte Zemke.
Am Montag könnten erneut die Sprinter zum Zug kommen. Ein Berg der dritten und zwei Anstiege der vierten Kategorie sollten auf der dritten Etappe von Biella nach Canale für die schnellen Männer machbar sein.