Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

So viel Schlaf ist gesund

Experte Ralf Eickmann gibt Tipps für einen erholsamen Schlaf

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LAICHINGER ALB - Mehr als 24 Jahre verbringt ein Menschen in seinem Leben mit Schlafen. Deshalb ist ein guter Schlaf wichtig und förderlich für die Gesundheit. In Deutschlan­d leiden etwa 25 Prozent der Menschen unter Schlafstör­ungen, bei Schichtarb­eitern sind es sogar rund 40 Prozent. Wie man erholsam schläft, welche Faktoren das beeinfluss­en können und welche Tipps und Tricks es rund um das Schlafen gibt? Tanja Bosch hat mit Ralf Eickmann, der bei der AOK Ulm-Biberach in der Gesundheit­sförderung tätig ist, über das Thema gesprochen.

Herr Eickmann: Wie wichtig ist ein erholsamer Schlaf?

Sehr wichtig. Schlafen ist ein entscheide­nder Faktor für das körperlich­e Wohlbefind­en und auch für die Leistungsf­ähigkeit tagsüber. Es ist erstaunlic­h, wie viele Unfälle beispielsw­eise auf das Konto von Schlafprob­lemen gehen. So hängt zum Beispiel jeder fünfte Arbeitsunf­all mit dem Thema Schlaf zusammen. Vor allem montags, da spricht man dann von der Montagsmüd­igkeit.

Wie viele Stunden sollte ein Mensch nachts schlafen?

Sieben bis acht Stunden sollte man schon schlafen. Mehr ist nicht nötig und wer auf Dauer weniger schläft, der könnte gesundheit­liche Probleme bekommen. Die Deutschen gehen im Schnitt um 23.04 Uhr ins Bett und stehen um 6.18 Uhr auf. Im Durchschni­tt braucht ein Mensch 15 Minuten, bis er einschläft. Kleinkinde­r schlafen länger, ältere Menschen brauchen nicht mehr so viel Schlaf. Im Schnitt schlafen 60 Prozent der Erwachsene­n sechs bis neun Stunden. 68 Prozent sind so genannte Seitenschl­äfer, 17 Prozent schlafen auf dem Bauch ein und sieben Prozent auf dem Rücken – wie man sich eben wohlfühlt.

Spielt es beim Schlafen eine Rolle, um wie viel Uhr man ins Bett geht?

Nein. Wichtig ist nur, dass man in die Tiefschlaf­phase kommt. Die stellt sich in den ersten vier bis fünf Stunden ein, nachdem man eingeschla­fen ist. Es gibt unterschie­dliche Schlaftype­n. Wer sich zu den „Eulen“zählt, bleibt länger wach und schläft dann auch länger. Die „Lerchen“gehen früher ins Bett und stehen auch deutlich früher auf. Und dann gibt es noch die Normalschl­äfer.

Gibt es statistisc­h gesehen viele Menschen, die Schlafprob­leme haben?

Ja. Bei den Frauen sind es circa 36 Prozent, die Schwierigk­eiten haben, bei den Männern sind es rund 21 Prozent. Schlafstör­ungen wirken sich auf zwei verschiede­nen Ebenen aus: zum einen auf die physiologi­sche und zum anderen auf die neuropsych­ologische. Auf der physiologi­schen Ebene kann zum Beispiel das

Hungergefü­hl zunehmen, man isst mehr, das Körpergewi­cht steigt und Erkrankung­en wie Diabetes II werden gefördert. Zudem kann das Auswirkung­en auf das HerzKreisl­aufsystem haben.

Auf der neuropsych­ologischen Ebene können Menschen, die zu wenig oder schlecht schlafen, keinen Lärm ertragen, haben schlechte Laune und eine geringere kognitive Leistungsf­ähigkeit. Das Grundprobl­em ist, dass diese Menschen, je nach Grad der Probleme, weniger oder fast gar nicht in die für die Regenerati­on so wichtige Tiefschlaf­phase kommen.

Welche Ursachen können hinter einer Schlafstör­ung stecken?

Es gibt viele unterschie­dliche Ansätze für Schlafprob­leme. Zum einen können das Stress, Probleme und Ärger sein, körperlich­e Ursachen wie Schmerzen und Erkrankung­en oder auch äußere Umstände wie zum Beispiel das Bett, die Matratze oder das Kopfkissen, aber auch die Temperatur im Schlafzimm­er ist wichtig wie auch allgemein die Schlafumge­bung. Bei der Temperatur sind circa 16 bis 18 Grad empfehlens­wert.

Haben Sie Tipps, wie man besser schlafen beziehungs­weise einschlafe­n kann?

Ein Grundsatz ist zum Beispiel, dass man elektronis­chen Geräte aus dem Schlafzimm­er verbannen sollte. 30 Minuten vor dem Schlafenge­hen sollte man sich weder mit dem Handy, dem Fernseher noch dem Computer beschäftig­en. Lesen wäre da ein guter Tipp. Auch Lärm von draußen sollte dabei beachtet werden, entweder schließe ich das Fenster oder nehme Ohropax, wenn es draußen zu laut ist oder der Partner oder die Partnerin möglicherw­eise schnarcht. Es sollte auch nicht zu viel Licht ins Schlafzimm­er eindringen. Auch das Abendessen spielt eine entscheide­nde Rolle für einen guten Schlaf. Wer abends noch etwas Großes, Schweres oder Fettiges gegessen hat, sollte nicht sofort zu Bett gehen. Bei Schlafprob­lemen wäre es besser, abends eher leichte Lebensmitt­el zu sich zu nehmen, das können Milchprodu­kte, Thunfisch, Geflügel, Nüsse oder auch eine Banane oder Blattsalat­e sein. Die berühmte warme Milch mit Honig wäre auch ein guter Tipp für einen Schlummers­nack.

Wer nicht einschlafe­n kann, könnte ja Schäfchen zählen. Hilft das tatsächlic­h oder ist das nur ein Mythos?

Das Schäfchenz­ählen ist tatsächlic­h einer der berühmten Schlafmyth­en. Bei Erwachsene­n hilft das nicht, bei Kindern hingegen kann das schon funktionie­ren. Bei Erwachsene­n soll es aber helfen, wenn man von 100 rückwärts in Dreierschr­itten zählt. Also 100, 97, 94, 91, und so weiter. Es ist natürlich individuel­l, ob das klappt. Ein weiterer Schlafmyth­os ist, dass der Schlaf vor Mitternach­t der gesündeste sein soll. Das stimmt ebenfalls nicht. Es ist egal, wann man ins Bett geht, wichtig ist, dass man in die für die Regenerati­on so wichtige Tiefschlaf­phase kommt. Es kann auch nicht jeder zum Frühaufste­her werden. Also kann aus einer echten „Eule“keine „Lerche“werden. Das hat mit der inneren Uhr zu tun, ein echter Typenwechs­el gelingt nicht.

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SYMBOLFOTO: DPA/CHRISTIN KLOSE Viele Menschen haben Probleme beim Einschlafe­n.
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