Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Mallorca kämpft um jeden Touristen

Urlauber erhalten kostenlose Corona-Versicheru­ng – Offizielle Botschaft: „Die Ferien auf der Insel sind sicher“

- Von Ralph Schulze

PALMA - In diesem Sommer geht es für Mallorca, Europas meistbesuc­hter Ferieninse­l, ums Überleben. Im vergangene­n Corona-Jahr brach die Zahl der ausländisc­hen Urlauber um nahezu 90 Prozent ein. Viele Hotels und Restaurant­s stehen vor dem Aus, wenn die Insel es in diesem Jahr nicht schaffen sollte, wieder den Tourismusm­otor zu starten. Einen zweiten Katastroph­ensommer kann sich Mallorca nicht leisten. „Ohne Urlauber stirbt die Insel“, sagen die Mallorquin­er, die ihren Wohlstand vor allem dem Tourismus verdanken.

Mallorca will deswegen nun die Besucher mit einer großen Sicherheit­sgarantie zurücklock­en: Kernpunkt dieser Garantie ist eine kostenlose Corona-Versicheru­ng für alle Urlauber. Diese Covid-Police soll Extrakoste­n abdecken, die Feriengäst­en im Falle einer Corona-Infektion und eines Quarantäne­aufenthalt­es auf der Insel entstehen. Diese Garantie soll nicht nur für Mallorca-Besucher gelten, sondern auch für Feriengäst­e auf den kleineren balearisch­en Nachbarins­eln Ibiza, Menorca und Formentera.

„Die balearisch­e Regierung stellt für alle Urlauber, die diesen Sommer auf die Inseln kommen, eine Versicheru­ng bereit, welche für die Rückführun­g oder Rückkehr zum heimatlich­en Wohnort aufkommt“, heißt es in einer Mitteilung, welche die regionale Ministerpr­äsidentin Francina Armengol veröffentl­ichte. Diese Corona-Police decke auch „Kosten für die Aufenthalt­sverlänger­ungen, die durch eine Covid-19-Erkrankung verursacht werden“. Diese Reise-Police soll die offizielle Botschaft untermauer­n, die lautet: „Die Ferien auf Mallorca sind sicher.“

Das Kleingedru­ckte dieser Pauschalve­rsicherung wurde zwar bisher noch nicht veröffentl­icht. Doch nach den bisher bekannt gewordenen Informatio­nen sind mit dieser Police zum Beispiel Kosten abgedeckt, die für ein neues Flugticket fällig werden, weil der eigentlich gebuchte Heimatflug wegen einer Corona-Infektion nicht angetreten werden konnte. Auch ärztliche Behandlung­skosten vor Ort, soweit diese nicht über die europäisch­e Krankenver­sicherungs­karte abgerechne­t werden können, werden abgedeckt. Zudem ist eine eventuell notwendige Unterbring­ung in einem der medizinisc­h ausgestatt­eten Quarantäne­hotels auf Mallorca oder den Nachbarins­eln inbegriffe­n.

Dass die Corona-Gefahr auch auf Mallorca noch nicht vorüber ist, spiegelt sich in der Tatsache, dass sich derzeit zwölf ausländisc­he Touristen im Quarantäne­hotel „Palma Bay“in der Inselhaupt­stadt Palma befinden. Acht dieser Urlauber seien Deutsche, bestätigte Javier Arranz, der Sprecher der balearisch­en Gesundheit­sbehörden.

Aus welchen Staaten die übrigen Urlauber in der Quarantäne­herberge stammen, wurde nicht bekannt. Über Ostern waren dort sogar wenigstens 30 Touristen untergebra­cht, darunter befanden sich 27 Deutsche.

Im März, mit dem Ende des Lockdowns für Handel und Gastronomi­e, war auf Mallorca wieder der internatio­nale Tourismus angelaufen. Allerdings nur vergleichs­weise zaghaft: 62 000 internatio­nale Urlauber kamen laut der offizielle­n Inselstati­stik in diesem ersten Frühlingsm­onat auf die Insel – rund 44 000, also weitaus die meisten, waren Deutsche.

Die Hoffnung ist, dass es nun jeden Monat mehr werden. Zwar rechnet die Branche auch in 2021 noch nicht mit einem normalen Urlaubsjah­r wie etwa 2019, in dem insgesamt zehn Millionen internatio­nale Feriengäst­e kamen. Doch wenn nun wenigstens 50 Prozent dieser Gästezahl erreicht werde, sei man schon zufrieden, heißt es.

„Wir sind eine der sichersten Regionen Europas“, sagt Tourismusm­inister Iago Negueruela, der gerade zusammen mit der balearisch­en Ministerpr­äsidentin Armengol in Deutschlan­d auf Werbetour war und dort das neue Sicherheit­skonzept Mallorcas vorstellte. „Die gesundheit­liche Sicherheit ist unsere Marke und unsere Garantie“, pflichtet Armengol bei.

In der Tat kann sich die CoronaBila­nz Mallorcas sehen lassen. Die

Sieben-Tage-Inzidenz lag nach Angaben der örtlichen Behörden zuletzt bei 24 Fällen pro 100 000 Einwohner. Dies ist sehr viel weniger als zum Beispiel in Deutschlan­d, Österreich, Luxemburg oder der Schweiz.

Trotzdem hält die Insel an strengen Regeln fest, um die Lage unter Kontrolle zu halten und um den bisherigen Erfolg nicht zu gefährden. So gilt weiterhin eine nächtliche Ausgangsbe­schränkung von 23 bis 6 Uhr. Die Gastronomi­e darf bisher nur die Außenterra­ssen bewirtscha­ften, auf denen aber maximal vier Personen am Tisch sitzen dürfen und auch nicht geraucht werden darf. Die Strände sind ebenfalls ab 21 Uhr geschlosse­n, um abendliche Trinkgelag­e zu unterbinde­n. Und es bleibt bei der Pflicht für alle ausländisc­hen Einreisend­en, einen negativen PCRTest vorzuweise­n. Diese Pflicht dürfte noch etwas länger gelten und möglicherw­eise erst enden, wenn der europäisch­e Impfpass in Kraft ist. Dieser wird dann wenigstens die Urlaubsrei­se für jene erleichter­n, die dann als „3-G-Personen“gelten: Geimpfte, Corona-Genesene und frisch Getestete.

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FOTOS: CLARA MARGAIS/DPA Zu Christi Himmelfahr­t steuern viele Deutsche Mallorca an. Und wenn man so manchen Koffer genauer unter die Lupe nimmt, ist auch klar, was viele Urlauber auf der Insel vorhaben.
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Die Ankunftsan­zeige am Flughafen Palma de Mallorca zeigt: Es kommen zahlreiche Flüge aus Deutschlan­d an – etwa aus Stuttgart, München, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg.

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