Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Mallorca kämpft um jeden Touristen
Urlauber erhalten kostenlose Corona-Versicherung – Offizielle Botschaft: „Die Ferien auf der Insel sind sicher“
PALMA - In diesem Sommer geht es für Mallorca, Europas meistbesuchter Ferieninsel, ums Überleben. Im vergangenen Corona-Jahr brach die Zahl der ausländischen Urlauber um nahezu 90 Prozent ein. Viele Hotels und Restaurants stehen vor dem Aus, wenn die Insel es in diesem Jahr nicht schaffen sollte, wieder den Tourismusmotor zu starten. Einen zweiten Katastrophensommer kann sich Mallorca nicht leisten. „Ohne Urlauber stirbt die Insel“, sagen die Mallorquiner, die ihren Wohlstand vor allem dem Tourismus verdanken.
Mallorca will deswegen nun die Besucher mit einer großen Sicherheitsgarantie zurücklocken: Kernpunkt dieser Garantie ist eine kostenlose Corona-Versicherung für alle Urlauber. Diese Covid-Police soll Extrakosten abdecken, die Feriengästen im Falle einer Corona-Infektion und eines Quarantäneaufenthaltes auf der Insel entstehen. Diese Garantie soll nicht nur für Mallorca-Besucher gelten, sondern auch für Feriengäste auf den kleineren balearischen Nachbarinseln Ibiza, Menorca und Formentera.
„Die balearische Regierung stellt für alle Urlauber, die diesen Sommer auf die Inseln kommen, eine Versicherung bereit, welche für die Rückführung oder Rückkehr zum heimatlichen Wohnort aufkommt“, heißt es in einer Mitteilung, welche die regionale Ministerpräsidentin Francina Armengol veröffentlichte. Diese Corona-Police decke auch „Kosten für die Aufenthaltsverlängerungen, die durch eine Covid-19-Erkrankung verursacht werden“. Diese Reise-Police soll die offizielle Botschaft untermauern, die lautet: „Die Ferien auf Mallorca sind sicher.“
Das Kleingedruckte dieser Pauschalversicherung wurde zwar bisher noch nicht veröffentlicht. Doch nach den bisher bekannt gewordenen Informationen sind mit dieser Police zum Beispiel Kosten abgedeckt, die für ein neues Flugticket fällig werden, weil der eigentlich gebuchte Heimatflug wegen einer Corona-Infektion nicht angetreten werden konnte. Auch ärztliche Behandlungskosten vor Ort, soweit diese nicht über die europäische Krankenversicherungskarte abgerechnet werden können, werden abgedeckt. Zudem ist eine eventuell notwendige Unterbringung in einem der medizinisch ausgestatteten Quarantänehotels auf Mallorca oder den Nachbarinseln inbegriffen.
Dass die Corona-Gefahr auch auf Mallorca noch nicht vorüber ist, spiegelt sich in der Tatsache, dass sich derzeit zwölf ausländische Touristen im Quarantänehotel „Palma Bay“in der Inselhauptstadt Palma befinden. Acht dieser Urlauber seien Deutsche, bestätigte Javier Arranz, der Sprecher der balearischen Gesundheitsbehörden.
Aus welchen Staaten die übrigen Urlauber in der Quarantäneherberge stammen, wurde nicht bekannt. Über Ostern waren dort sogar wenigstens 30 Touristen untergebracht, darunter befanden sich 27 Deutsche.
Im März, mit dem Ende des Lockdowns für Handel und Gastronomie, war auf Mallorca wieder der internationale Tourismus angelaufen. Allerdings nur vergleichsweise zaghaft: 62 000 internationale Urlauber kamen laut der offiziellen Inselstatistik in diesem ersten Frühlingsmonat auf die Insel – rund 44 000, also weitaus die meisten, waren Deutsche.
Die Hoffnung ist, dass es nun jeden Monat mehr werden. Zwar rechnet die Branche auch in 2021 noch nicht mit einem normalen Urlaubsjahr wie etwa 2019, in dem insgesamt zehn Millionen internationale Feriengäste kamen. Doch wenn nun wenigstens 50 Prozent dieser Gästezahl erreicht werde, sei man schon zufrieden, heißt es.
„Wir sind eine der sichersten Regionen Europas“, sagt Tourismusminister Iago Negueruela, der gerade zusammen mit der balearischen Ministerpräsidentin Armengol in Deutschland auf Werbetour war und dort das neue Sicherheitskonzept Mallorcas vorstellte. „Die gesundheitliche Sicherheit ist unsere Marke und unsere Garantie“, pflichtet Armengol bei.
In der Tat kann sich die CoronaBilanz Mallorcas sehen lassen. Die
Sieben-Tage-Inzidenz lag nach Angaben der örtlichen Behörden zuletzt bei 24 Fällen pro 100 000 Einwohner. Dies ist sehr viel weniger als zum Beispiel in Deutschland, Österreich, Luxemburg oder der Schweiz.
Trotzdem hält die Insel an strengen Regeln fest, um die Lage unter Kontrolle zu halten und um den bisherigen Erfolg nicht zu gefährden. So gilt weiterhin eine nächtliche Ausgangsbeschränkung von 23 bis 6 Uhr. Die Gastronomie darf bisher nur die Außenterrassen bewirtschaften, auf denen aber maximal vier Personen am Tisch sitzen dürfen und auch nicht geraucht werden darf. Die Strände sind ebenfalls ab 21 Uhr geschlossen, um abendliche Trinkgelage zu unterbinden. Und es bleibt bei der Pflicht für alle ausländischen Einreisenden, einen negativen PCRTest vorzuweisen. Diese Pflicht dürfte noch etwas länger gelten und möglicherweise erst enden, wenn der europäische Impfpass in Kraft ist. Dieser wird dann wenigstens die Urlaubsreise für jene erleichtern, die dann als „3-G-Personen“gelten: Geimpfte, Corona-Genesene und frisch Getestete.