Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Finanziell ist Auslagerung der Kämmerei von Vorteil
Kommunalberater Johann Malcher wägt Vor- und Nachteile miteinander ab – „Größere Einheiten sinnvoll“
WESTERHEIM - „Kleinere Gemeinden tun sich immer schwerer, gute Mitarbeiter in der Finanzverwaltung zu finden.“Dies erklärte Kommunalberater Johann Malcher aus Bad Salzuflen bei Bielefeld. Er war seitens der Gemeinde Westerheim beauftragt worden, eine Studie zur Übertragung der Aufgaben der Finanzverwaltung zu erstellen. Der Unternehmensberater, der sehr viel in Baden-Württemberg tätig ist, sollte die Vor- und Nachteile aufzeigen, sollte die Finanzverwaltung in Westerheim bleiben oder dem Gemeindeverwaltungsverband Laichinger Alb übertragen werden. Er kam zu dem Ergebnis, dass eine Auslagerung sinnvoller und wirtschaftlicher sei, vor allem in finanzieller Hinsicht.
Detailliert erläuterte der Kommunalberater seinen Abschlussbericht mit dem Titel „Personalwirtschaftliche und finanzielle Auswirkungen der Aufgaben der Finanzverwaltung der Gemeinde Westerheim in Eigenregie beziehungsweise durch den GVV Laichinger Alb.“Interessant waren dabei die Richtwerte zum Finanzservice, die Johann Malcher ermittelt hat. Sie bringen zum Ausdruck, wie hoch die Aufwendungen der Gemeinde pro Einwohner für die Erledigung der Finanzverwaltung sind. Ist diese im eigenen Haus, so liegt dieser Medianwert bei 98,85 Euro. Ist diese ausgelagert beim GVV Laichinger Alb, so beträgt er 54,49 Euro. Malcher brachte dabei die Zahlen in Korrelation mit vergleichbaren Gemeinden im Lande. Im ersten Fall befinde sich Westerheim im oberen Bereich, im zweiten im mittleren.
Zu berücksichtigen sei, dass die kaufmännischen Leistungen für das Albbad (ordentliche Aufwendungen von 575 000 Euro) und für die Kläranlage (665 000 Euro) durch die Finanzverwaltung abgedeckt werden. Dies seien Aufgaben, die viele andere Gemeinden nicht zu erbringen hätten. Eine Modellrechnung stellte zudem Johann Malcher basierend auf den idealtypischen Zahlen an. Er setzte dabei 98,85 Euro je Einwohner Westerheims für den Finanzservice an, so dass die Gemeinde für ihre Finanzverwaltung 303 961 Euro im Jahr aufzubringen hat.
Dem steht ein Angebot des GVV gegenüber mit Aufwendungen von 219 863 Euro (71,5 Euro je Einwohner) für den Finanzservice sowie 15 610 Euro für die kaufmännischen Dienstleistungen im Albbad und 18 249 Euro in der Kläranlage. So hätte der Modellrechnung zufolge die Gemeinde Westerheim für ihre Finanzgeschäfte 253 721 Euro an den GVV abzuführen, was eine Ersparnis von 50 240 Euro bedeutet. Die haushaltswirksamen
Vorteile bei der GVV-Aufgabenerledigung würden der Gemeinde Westerheim dauerhafte Vorteile von rund 50 000 Euro im Jahr verschaffen, erklärte Malcher. Mit diesem Geld erhalte die Gemeinde Spielraum, um etwa projekt- oder problembezogene Serviceleistungen umzusetzen: durch Einkäufe oder durch die Einstellung von Personal.
Auf einen wesentlichen Nachteil verwies Johann Malcher bei der Auslagerung der Kämmerei aus Westerheim: Der bisherige Zugriff auf den Kämmerer und dessen Betrauung mit Sonderaufgaben werde eingeschränkt oder entfalle ganz. Der Kommunalberater ging noch allgemein auf die Aufgaben eines Finanzverwalters in früheren Tagen und heute ein. Zudem machte er deutlich, dass gerade kleine Gemeinden sich schwer tun, trotz guter Bezahlung qualifiziertes Personal zu finden. Der Kämmerer von heute wolle es vor allem nur mit den Finanzen zu tun haben. Zudem sei es sinnvoll, größere Einheiten zu bilden.
„Durch ein größeres Finanzteam ist auch ein besserer fachlicher Austausch und gezielte Personalentwicklung möglich“, unterstrich Johann Malcher. Im Team seien die immer komplizierter werdenden Finanzfragen leichter umzusetzen, als wenn ein Einzelkämpfer sich mit den Vorschriften und Paragraphen herumschlagen müsse. Auch für den GVV Laichinger Alb sei es besser, einen weiteren Kämmerer einstellen zu können, schon wegen möglichen Vertretungen bei Urlaub oder im Krankheitsfall.