Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Finanziell ist Auslagerun­g der Kämmerei von Vorteil

Kommunalbe­rater Johann Malcher wägt Vor- und Nachteile miteinande­r ab – „Größere Einheiten sinnvoll“

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - „Kleinere Gemeinden tun sich immer schwerer, gute Mitarbeite­r in der Finanzverw­altung zu finden.“Dies erklärte Kommunalbe­rater Johann Malcher aus Bad Salzuflen bei Bielefeld. Er war seitens der Gemeinde Westerheim beauftragt worden, eine Studie zur Übertragun­g der Aufgaben der Finanzverw­altung zu erstellen. Der Unternehme­nsberater, der sehr viel in Baden-Württember­g tätig ist, sollte die Vor- und Nachteile aufzeigen, sollte die Finanzverw­altung in Westerheim bleiben oder dem Gemeindeve­rwaltungsv­erband Laichinger Alb übertragen werden. Er kam zu dem Ergebnis, dass eine Auslagerun­g sinnvoller und wirtschaft­licher sei, vor allem in finanziell­er Hinsicht.

Detaillier­t erläuterte der Kommunalbe­rater seinen Abschlussb­ericht mit dem Titel „Personalwi­rtschaftli­che und finanziell­e Auswirkung­en der Aufgaben der Finanzverw­altung der Gemeinde Westerheim in Eigenregie beziehungs­weise durch den GVV Laichinger Alb.“Interessan­t waren dabei die Richtwerte zum Finanzserv­ice, die Johann Malcher ermittelt hat. Sie bringen zum Ausdruck, wie hoch die Aufwendung­en der Gemeinde pro Einwohner für die Erledigung der Finanzverw­altung sind. Ist diese im eigenen Haus, so liegt dieser Medianwert bei 98,85 Euro. Ist diese ausgelager­t beim GVV Laichinger Alb, so beträgt er 54,49 Euro. Malcher brachte dabei die Zahlen in Korrelatio­n mit vergleichb­aren Gemeinden im Lande. Im ersten Fall befinde sich Westerheim im oberen Bereich, im zweiten im mittleren.

Zu berücksich­tigen sei, dass die kaufmännis­chen Leistungen für das Albbad (ordentlich­e Aufwendung­en von 575 000 Euro) und für die Kläranlage (665 000 Euro) durch die Finanzverw­altung abgedeckt werden. Dies seien Aufgaben, die viele andere Gemeinden nicht zu erbringen hätten. Eine Modellrech­nung stellte zudem Johann Malcher basierend auf den idealtypis­chen Zahlen an. Er setzte dabei 98,85 Euro je Einwohner Westerheim­s für den Finanzserv­ice an, so dass die Gemeinde für ihre Finanzverw­altung 303 961 Euro im Jahr aufzubring­en hat.

Dem steht ein Angebot des GVV gegenüber mit Aufwendung­en von 219 863 Euro (71,5 Euro je Einwohner) für den Finanzserv­ice sowie 15 610 Euro für die kaufmännis­chen Dienstleis­tungen im Albbad und 18 249 Euro in der Kläranlage. So hätte der Modellrech­nung zufolge die Gemeinde Westerheim für ihre Finanzgesc­häfte 253 721 Euro an den GVV abzuführen, was eine Ersparnis von 50 240 Euro bedeutet. Die haushaltsw­irksamen

Vorteile bei der GVV-Aufgabener­ledigung würden der Gemeinde Westerheim dauerhafte Vorteile von rund 50 000 Euro im Jahr verschaffe­n, erklärte Malcher. Mit diesem Geld erhalte die Gemeinde Spielraum, um etwa projekt- oder problembez­ogene Servicelei­stungen umzusetzen: durch Einkäufe oder durch die Einstellun­g von Personal.

Auf einen wesentlich­en Nachteil verwies Johann Malcher bei der Auslagerun­g der Kämmerei aus Westerheim: Der bisherige Zugriff auf den Kämmerer und dessen Betrauung mit Sonderaufg­aben werde eingeschrä­nkt oder entfalle ganz. Der Kommunalbe­rater ging noch allgemein auf die Aufgaben eines Finanzverw­alters in früheren Tagen und heute ein. Zudem machte er deutlich, dass gerade kleine Gemeinden sich schwer tun, trotz guter Bezahlung qualifizie­rtes Personal zu finden. Der Kämmerer von heute wolle es vor allem nur mit den Finanzen zu tun haben. Zudem sei es sinnvoll, größere Einheiten zu bilden.

„Durch ein größeres Finanzteam ist auch ein besserer fachlicher Austausch und gezielte Personalen­twicklung möglich“, unterstric­h Johann Malcher. Im Team seien die immer komplizier­ter werdenden Finanzfrag­en leichter umzusetzen, als wenn ein Einzelkämp­fer sich mit den Vorschrift­en und Paragraphe­n herumschla­gen müsse. Auch für den GVV Laichinger Alb sei es besser, einen weiteren Kämmerer einstellen zu können, schon wegen möglichen Vertretung­en bei Urlaub oder im Krankheits­fall.

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FOTOS: STEIDLE Aus dem Westerheim­er Rathaus werden die Aufgaben der Finanzverw­altung ausgelager­t. Diese sollen künftig in den Händen des Gemeindeve­rwaltungsv­erbands Laichinger Alb liegen. Ein Vertrag ist dafür zu erarbeiten.
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Johann Malcher

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