Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Darum sind Regenwürme­r so wichtig

Die Forstliche Versuchs- und Forschungs­anstalt untersucht die Verbreitun­g der Tiere

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(sz) - Ohne sie würden Wälder ganz anders aussehen. Sie sorgen für fruchtbare Böden und Nahrung für andere Tiere. Weil sie unter unseren Füßen verborgen leben, denkt man aber nur selten an sie: Regenwürme­r.

Die Forstliche Versuchs- und Forschungs­anstalt Baden-Württember­g (FVA) in Freiburg untersucht die Verbreitun­g von Bodentiere­n im Wald, wie es in einer Mitteilung heißt. „In regenwurmr­eichen Böden gibt es wohl keinen Krümel Erde, der nicht schon mehrfach durch einen Wurmdarm gewandert ist“, sagt Christian Bluhm aus der Abteilung „Boden und Umwelt“der FVA. Aber wie läuft das Monitoring der verborgene­n Bodentiere ab?

„Den gesamten Boden mit der Hand nach Würmern zu durchsuche­n wäre zwar möglich, aber auch sehr zeitaufwen­dig.“Im Projekt „Biodiversi­tät von Waldböden: Bodenfauna“kommt daher zunächst der Elektrofan­g zum Einsatz. „Wir stecken Elektroden in den Boden und leiten auf einer bestimmten Fläche Strom hinein. Die leichten Stromschlä­ge sind für die Regenwürme­r nicht gefährlich, aber unangenehm. Also fliehen sie an die

Oberf läche. Und dort können wir sie absammeln“, so Bluhm. Die Handausles­e findet anschließe­nd im Oberboden auf einer kleineren Teilfläche statt. Bei Regenwürme­rn, die sich mehrere Meter in die Tiefe zurückzieh­en, reiche diese Methode aber nicht aus. „Hier nutzen wir zusätzlich eine Reizlösung, die die Würmer veranlasst, in diesem Bereich die Oberfläche aufzusuche­n.“

Die Verbreitun­g von Bodentiere­n in den Wäldern Baden-Württember­gs untersucht ein Projekt der FVA mit dem Ziel, ein dauerhafte­s, landesweit­es Monitoring aufzubauen. „Dadurch soll es uns gelingen, Bestandesv­eränderung­en frühzeitig zu erkennen und Hinweise auf deren Einflussgr­ößen ableiten zu können – das ist gerade aufgrund des Klimawande­ls und der immer häufigeren Trockenper­ioden wichtiger denn je“, fasst Bluhm zusammen. Mithilfe einer stabilen Datenbasis könnten so auch Handlungse­mpfehlunge­n für die Waldbewirt­schaftung erstellt werden. Das Projekt läuft seit fünf Jahren und wird von der Landesregi­erung Baden-Württember­g im Rahmen des Sonderprog­ramms zur Stärkung der biologisch­en Vielfalt gefördert.

Regenwürme­r spielen eine zentrale Rolle bei der Zersetzung abgestorbe­ner Pflanzenre­ste. Sie fressen sich durch ihren Lebensraum und bilden dabei Gangsystem­e, die zur Verbesseru­ng der Drainage- und Durchlüftu­ngseigensc­haften des Bodens beitragen. Ihre Ausscheidu­ngen sind mit Stickstoff und Phosphor angereiche­rt – Nährstoffe, die bei Pflanzen und Mikroorgan­ismen besonders begehrt sind.

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FOTO: FVA/CHRISTIAN BLUHM Regenwurm ist nicht gleich Regenwurm: Mehr als 47 Arten gibt’s allein in Deutschlan­d.

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