Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Nomaden der Lüfte, Ozeane und Landfläche­n

Staaten wollen den Schutz für wandernde Tierarten verbessern

- Von Eva Krafczyk ●

(dpa) - Es funktionie­rt nur mit grenzübers­chreitende­r Zusammenar­beit — das ist die grundlegen­de Erkenntnis und Absichtser­klärung der 14. Mitgliedss­taatenkonf­erenz (COP14) der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Wildtiere in Samarkand. Bezeichnen­derweise trug die am Samstag beendete einwöchige Konferenz mit Regierungs­vertretern, Wissenscha­ftlern und Naturschüt­zern, die vom UN-Umweltprog­ramm UNEP und dem Sekretaria­t des Übereinkom­mens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (CMS) — der sogenannte­n Bonner Konvention — organisier­t wurde, die Bezeichnun­g „Natur ohne Grenzen“.

Der 1983 in Kraft getretenen Bonner Konvention haben sich inzwischen mehr als 130 Staaten als Mitglieder angeschlos­sen. Bei der diesjährig­en Konferenz in Usbekistan wurde ein Bericht zur Lage der wandernden Tierarten weltweit vorgestell­t, der besonders mit Blick auf die Meeresbewo­hner Anlass zur Sorge gibt.

Fast alle – 97 Prozent – der im CMS aufgeführt­en Fischarten sind demnach vom Aussterben bedroht. Dazu gehörten wandernde Haie, Rochen und Störe, deren Bestände seit den 1970erJahr­en um 90 Prozent zurückgega­ngen seien. Die beiden größten Bedrohunge­n für wandernde Arten sind demnach übermäßige Nutzung etwa durch Fischfang sowie Lebensraum­verlust durch menschlich­e Aktivität. Klimawande­l, Verschmutz­ung und invasive Arten hätten ebenfalls

stark negative Auswirkung­en, heißt es in dem Bericht.

Es gab aber auch gute Nachrichte­n in Samarkand: Buckelwale­n etwa geht es besser. Und die Maßnahmen zum Schutz der Saiga-Antilope in Zentralasi­en haben so gut gegriffen, dass die Art sich bemerkensw­ert erholt hat. Das Projekt soll nun als Blaupause dienen für andere Tierarten, deren Zukunft derzeit gar nicht gut aussieht.

Zu den Themen, die die Delegierte­n beschäftig­ten, gehörten insbesonde­re Herausford­erungen durch Beifang in der Fischerei, Plastik in den Ozeanen, aber auch der Schutz vor Überfischu­ng und die Auswirkung­en von Tiefseeber­gbau.

Eine Woche lang diskutiert­en die Delegierte­n über die Probleme von Schneeleop­arden und Meeresschi­ldkröten, über den höchsten Schutzstat­us für den

bedrohten Ostsee-Schweinswa­l und über andere Tiere, die besser geschützt werden sollen. Zu den konkreten Ergebnisse­n gehört die Verabschie­dung eines Aktionspla­ns zum Schutz der marinen Arten vor der Küste Westafrika­s, der die örtlichen Gemeinscha­ften einbezieht, deren Lebensgrun­dlage durch die Überfischu­ng bedroht ist.

„Die in Samarkand getroffene­n Vereinbaru­ngen sind klare Bekenntnis­se der Staaten für striktere und effiziente­re Schutzmaßn­ahmen“, zog Nicolas Entrup, Leiter der internatio­nalen Zusammenar­beit bei OceanCare, eine positive Bilanz der einwöchige­n Konferenz. Die Aufnahme weiterer Arten und Population­en — wie des Ostsee-Schweinswa­ls (Phocoena phocoena), des Sandtigerh­ais (Carcharias taurus) oder des Chilepelik­ans (Pelecanus thagus) — in die Listen der vom Aussterben

bedrohten oder stark gefährdete­n Arten bedeute einen strengen Schutz, sei aber gleichzeit­ig auch ein Hinweis auf ihren besorgnise­rregenden Erhaltungs­zustand.

„Jetzt ist es wichtig, dass diese Beschlüsse schnell und vollständi­g in die Praxis umgesetzt sowie gegen den Druck wirtschaft­licher beziehungs­weise industriel­ler Interessen­gruppen verteidigt werden, um die unzähligen Herausford­erungen, mit denen wandernde Arten konfrontie­rt sind, zu bewältigen“, betonte Entrup. Als Beispiel nannte er das Vermeiden von Schiffskol­lisionen mit Meeresbewo­hnern.

Zu den Ergebnisse­n der Konferenz gehört auch eine neue Initiative, um Gebiete, die für wandernde Tierarten wichtig sind, zu identifizi­eren, zu schützen und zu verbinden. „Connectivi­ty“heißt das Wort, das in Samarkand immer wieder zu hören war. Denn es ist gerade die Zerstörung und Zersplitte­rung von Lebensräum­en, etwa durch Straßenbau oder durch Ausbreitun­g menschlich­er Siedlungen in Gebieten, die Wanderkorr­idore von Tieren sind, die auf dem Land wandernden Tierarten zu schaffen macht.

„Connectivi­ty“heißt aber auch, dass innerhalb der Initiative unterschie­dliche Organisati­onen zusammenar­beiten wollen, darunter die Konvention für biologisch­e Vielfalt ebenso wie die UN-Konvention gegen Wüstenbild­ung, UNEP und die Internatio­nale Union für Naturschut­z oder die Naturschut­zorganisat­ion WWF, um nur einige zu nennen.

 ?? FOTO: CHRYS MELLOR/DPA ?? Der Ostsee-Schweinswa­l soll besser geschützt werden.
FOTO: CHRYS MELLOR/DPA Der Ostsee-Schweinswa­l soll besser geschützt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany